Kleine Einblicke
ihn forschend an. „Abwaschen, aufräumen, einkaufen. So was eben. Aushalten lasse ich mich nicht.“
„Dann würde ich sagen, viel Spaß, und dir eine Einkaufsliste in die Hand drücken.“
Lukas prustete los und David fiel in das Lachen mit ein, bis auf einmal jemand an die Tür klopfte. Nanu, dachte David verblüfft und sah fragend zu Lukas, der nur ratlos die Schultern zuckte. David drehte sich Richtung Tür.
„Ja?“
Kurze rote Haare, vollkommen verstrubbelt und lockig, umrahmten ein eindeutig weibliches Gesicht. Dazu kamen grüne Augen und volle Lippen, die sich im nächsten Augenblick zu einem Gähnen verzogen, bevor die junge Frau eine Entschuldigung murmelte und ihn verlegen ansah. David hatte Mühe seine Neugier zu verstecken. Wer war das? Er bekam allerdings so eine Ahnung, als die junge Frau kurz Lukas ansah und tief einatmete, bevor ihr Blick wieder zu ihm wanderte. Sie war eindeutig besorgt um Lukas und das fand David doch äußerst interessant.
„Sorry, Mister Quinlan, ich bin gerade aus dem Bus gefallen. War 'ne echt lange Tour.“
„Emmy?“, fragte Lukas fassungslos und das reichte scheinbar aus, um die junge Frau jede Verlegenheit vergessen zu lassen. Sie ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen, als sie eintrat und sich mit in die Seite gestemmten Händen vor dem Bett aufbaute.
„Ja, Emmy, du Idiot. Ich war letzte Woche bei deiner Mutter, die mir erzählt hat, dass du vermutlich hier bist. Man, hatte die eine Fahne, echt mal. Wieso hast du mir nicht erzählt, dass du zu ihm fährst? Ich dachte, wir machen das zusammen, so wie wir es im Mai abgesprochen hatten. Ich hab' mir Sorgen um dich gemacht!“ Sie deutete auf Lukas' Arm. „Was ja wohl auch berechtigt war, oder?“
„Es ist nicht so schlimm. Nur gebrochen“, verteidigte sich Lukas mehr schlecht als Recht und David musste gegen das in seiner Kehle aufsteigende Lachen ankämpfen.
„Nur? Seit wann ist so was nur?“, schimpfte die junge Frau. „Das nächste Mal sagst du gefälligst Bescheid, wenn du schon unbedingt früher los musst.“
„Aber...“
„Kein Aber. Das kannst du dir sparen.“ Die junge Frau sah Lukas böse an. „Du bist weg, weil du mal wieder rausgeflogen bist, oder? Hast du dich mit dem Boss gezankt? Ich hab' dir gesagt, den Arsch musst du ignorieren. Wie willst du je deine eigene Firma gründen, wenn du kein Geld verdienst, um es dafür zu sparen?“
Eine eigene Firma? So so, dachte David und spitzte die Ohren. Es war reichlich eindeutig, wer bei den Beiden die Hosen an hatte, um mal dieses Sprichwort zu bemühen, und David amüsierte sich mächtig darüber. Toms Sohn hatte also eine Freundin. Eine sehr energische, temperamentvolle und gerade ziemlich verärgerte dazu.
„Emmeline...“
„Nix Emmeline“, wehrte sie mit einer entsprechenden Handbewegung ab. „Komm' mir nicht so. Ich wollte mit, das habe ich dir gesagt, oder etwa nicht? Und du hast mir gesagt, du wartest, bis ich meine Prüfung geschafft habe. Was ich übrigens auch habe.“
Lukas begann zu lächeln. „Ehrlich?“
„Ja, ehrlich. Ich bin jetzt Kinderkrankenschwester, aber du bist immer noch ein feiger Idiot.“
Lukas' Lächeln fiel in sich zusammen. „Es tut mir leid.“
„Das sollte es auch.“
Lukas' Gesichtsausdruck sprach Bände und David verkniff sich ein amüsiertes Grinsen, als er aufstand und auf seinen Stuhl deutete, Lukas' Freundin, denn das war sie, darauf hätte er ohne zu zögern Adrians BMW gewettet, dabei anlächelnd. „Setz' dich. Ich muss mir eh mal die Beine vertreten.“
„Danke“, sagte Emmeline und streckte die Hand aus. „Sorry wegen eben... Ich musste mir einfach Luft machen. Ich bin Emmeline, die Irgendwie-Freundin von dem Blödmann da.“
David ergriff ihre Hand. „Freut mich. Ich bin David. Irgendwie-Freundin?“
Emmeline verdrehte die Augen. „Wir sind uns da noch nicht einig, aber ich arbeite dran. Gibt's hier irgendwo Kaffee? Ich bin schon ewig auf den Beinen, weil der da...“ Ein finsterer Blick zu Lukas ließ den stöhnen und David leise lachen. „...unbedingt seinen Kopf durchsetzen und allein herkommen musste.“
„Emmy...“
„Du bist lieber still, bis ich einen Kaffee hatte.“
„Ich hol' dir einen“, bot sich David an, weil er unbedingt hier raus wollte, um erst mal lauthals lachen zu können. Lukas' Freundin war grandios. „Ach, und Lukas?“ David sah wieder zu Lukas. Was er jetzt vorhatte, war zwar gemein, aber Lukas würde es überleben, da war er sich sicher.
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