Kleine Einblicke
nickt.
„Nick sagt, dass meine Akte unter Verschluss ist. Das niemand an mich herankommt, ohne, dass er es merkt. Er behält sie im Auge und wird Adrian darauf ansetzen, wenn es sein muss. Ich bin sicher bei dir.“ Daniel zögert kurz. „Bei euch. Das hat er versprochen.“
„Das bist du auch“, bekräftige ich seine Worte, denn ich würde niemals zulassen, dass diese abartigen Menschen ihm noch einmal zu nahe kommen. Keiner aus unserer Familie würde das. Auch wenn er es noch nicht begriffen hat, meine Familie wird Daniel beschützen und verteidigen. Mit allen Mitteln, wenn nötig.
Er drängt sich näher an mich. „Werde ich jemals keine Angst mehr vor ihnen haben?“
Eine gute Frage, aber ich kann sie ihm nicht beantworten. Daniel hat zuviel durchgemacht, vielleicht wird er nie aufhören, sich vor ihnen zu fürchten. Verstehen könnte ich es, immerhin weiß ich, wie sein Körper aussieht, was sie ihm angetan haben. Wer würde sich da nicht fürchten? Ich werde ehrlich bleiben, denn er verdient nichts Anderes als ehrliche Worte.
„Irgendwann vielleicht.“
„Hättest du nicht 'Ja' sagen können?“, murmelt Daniel, was mich leise lachen lässt.
„Netter Versuch“, necke ich ihn, weil ich weiß, dass er es nicht ernst meint.
Wir belügen einander nicht. Wir sind zwar noch recht weit davon entfernt, so eine perfekte Beziehung zu führen wie meine Eltern es tun, aber mit der Zeit wird sich das geben. Mit der Zeit werde ich lernen, nicht mehr so lange abzuwarten und Daniel wird lernen, mit seinen Problemen und Sorgen früher zu mir zu kommen. Tristan hat wie sooft auch in dieser Hinsicht Recht, denn der Rest ergibt sich wirklich von selbst.
„Ich weiß.“ Daniel sieht zu mir auf. „Ich liebe dich.“
„Ich liebe dich auch.“
Wir stehen eine ganze Weile einfach so da, halten einander fest, geben uns gegenseitig Sicherheit, und es ist gut so. Der erste und richtige Schritt zu einer ergänzenden Partnerschaft. Ja, ich weiß, das klingt wie aus einer dieser überaus kitschigen Romanzen, aber zufällig schreibe ich nun einmal Bücher und ich hoffe, dass Daniel und ich eines Tages auch dahin kommen, wo die Traumpaare so vieler Autoren am Ende ihrer Bücher meist stehen – dem Happy End.
„Lass uns nach Miami fliegen“, sagt Daniel irgendwann leise und lächelt mich zaghaft an. „Und vielleicht, wenn abends niemand mehr da ist, können wir auch mal an einen Strand gehen.“
Ich nicke und erwidere sein Lächeln, bevor ich mich zu ihm beuge und ihn küsse. „Wir wär's mit nackt baden?“
„Connor!“
Ich pruste los.
Eine unvergessliche Nacht
Wer im Oktober eine Party feiert, schreit förmlich danach, von kettenrasselnden Geistern heimgesucht zu werden. Dabei stehe ich so schon kurz vor einem Nervenzusammenbruch, weil auf Tristans und meiner Hochzeit nichts zu klappen scheint.
„Hast du die Ringe?“
„Welche Ringe?“
„Adrian!“
Besagter Mistkerl lacht frech, worauf ich mich einen Moment frage, ob es wohl akzeptiert werden würde, wenn ich ihn hier und jetzt umbringe, weil er wieder an meinen Nerven zerrt. Allerdings wäre das etwas kontraproduktiv, immerhin soll er später mein Trauzeuge sein und ohne den heiratet es sich schlecht.
Heiraten. Ich.
Tristan und ich werden Mann und Mann.
Himmel noch eins.
Aber ich habe ihn gefragt und er hat 'Ja' gesagt, also werde ich ihn wohl heute heiraten. Wo sind eigentlich meine Schuhe? Die standen doch gerade noch neben dem Bett. Und mein Jackett hat eine riesige Knitterfalte. Wieso hat das Ding plötzlich eine Knitterfalte von den Ausmaßen des Grand Canyons? Die war vorhin noch nicht da, da bin ich mir sicher. Ich werde noch wahnsinnig. Das ist mein Hochzeitstag und seit heute Morgen herrscht das reinste Chaos.
Erst kamen die Caterer zu spät, dann ist auch noch der Blumenlieferant auf der Fahrt hierher im Graben gelandet und zuletzt war mein schwarzer Anzug verschwunden. Ich hätte beinahe einen Herzinfarkt gekriegt. Woher sollte ich bitteschön auch wissen, dass Connor ihn bügeln lassen hat? Was witzlos war, weil er ja jetzt diese Knitterfalte hat.
Irgendwie erinnert mich das an die Hochzeit von Shannons Bruder. Dasselbe Chaos, nur andere Details. Ist ja nicht so, als würden wir uns untereinander lustige Anekdoten nicht sofort erzählen. Das Problem bei solchen Erlebnissen ist leider, sie sind nur solange lustig und zum Lachen, bis es einen selber trifft. Jetzt fehlt uns eigentlich nur noch ein Tornado, der den dank Adrians Hilfe
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