Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kleine Einblicke

Kleine Einblicke

Titel: Kleine Einblicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
Vom Netzwerk:
feiern kann. Allerdings wird es kein Weihnachtsfest geben, wenn Adrian so weitermacht.
    Was geht bloß in seinem Kopf vor?
    Ich habe ihn gefragt. Wir alle haben es getan, ohne eine Antwort zu bekommen, und ich dachte anfangs, dass er nur ein bisschen Zeit braucht, um sich von dem Schock zu erholen. Ein Wunschtraum.
    Körperlich geht es ihm soweit gut, obwohl er bis Ende des Jahres krankgeschrieben ist. Seelisch ähnelt er immer mehr einem Wrack und es macht mir eine höllische Angst, ihn so zu sehen. Normalerweise ist er es, der für uns da ist, der hilft, wo er nur kann, und alles tut, was nötig ist, wenn es Ärger gibt. Das hat er zuletzt beim Prozess um Ambers Sorgerecht bewiesen und da war er der Adrian, den ich kannte und liebte.
    Der, der im Moment drüben im Wohnzimmer sitzt, ist ein Fremder für mich. Und nicht nur für mich. Adrian hat sich verändert. Zuerst schleichend, dass es uns nicht gleich aufgefallen ist, aber mittlerweile ist es unübersehbar.
    Vielleicht war das letzte Jahr einfach zuviel für ihn.
    Das Chaos um Samuel und Devin, um die Zwillinge, meine Hochzeit mit Tristan und um das, was er mir über James erzählt hat.
    Was auch immer der Grund dafür ist, dass sich Adrian seit Wochen aufführt wie ein Vollidiot, die Schüsse auf ihn waren der Auslöser dafür und das werde ich ausnutzen. Irgendetwas stimmt nicht mit Adrian und es ist Zeit, dass ihm jemand auf den Zahn fühlt, denn so wie im Moment geht es nicht weiter. Ich sehe mir keinen Tag länger an, wie Adrian seine Ehe mit David und unsere langjährige Freundschaft ruiniert.
    Mein Blick wandert zu Tristan, Colin und Mikael, die heute mit mir hergekommen sind, denn wir haben einen Plan, der uns eine Menge kosten kann, wenn er schiefgeht. „Bereit?“
    „Bist du sicher?“, fragt Tristan zum x-ten Male, weil sie alle nicht begeistert davon sind, dass ich erst mal allein mit Adrian reden will.
    „Allein habe ich bessere Chancen“, antworte ich, denn dieses Gespräch haben wir bereits unzählige Male geführt. „Ihr kümmert euch um David und Isa, wie wir es gestern abgesprochen haben.“
    Wenn wir geschlossen als Gruppe auf Adrian einreden, wird er dichtmachen. Das weiß ich, weil ich es genauso machen würde, und so wie er im Augenblick drauf ist, erreichen wir damit gar nichts. Aber ich allein, das könnte klappen. Ich bin nicht David, kenne Adrian aber trotzdem gut genug, um es zu versuchen. Mit jemandem, den er nicht kennt, wird Adrian nie reden. Andersherum wird er leider auch nicht mit David reden, jedenfalls nicht jetzt, denn David ist sein Mann und damit gefühlsmäßig zu sehr in die Sache involviert. Außerdem hat er immer noch mit dem Schock zu kämpfen, dass Adrian vor weniger als zwei Monaten fast getötet worden wäre.
    Nein, ich muss versuchen mit Adrian zu reden und falls das nicht hilft, müssen wir eben andere Seiten aufziehen. Wills Vorschlag war richtig, denn die Idee stammt von ihm und ich vertraue ihm. Was Dad sich auch dabei gedacht hat, ich hoffe, dass er Recht behält und ich Adrian helfen kann.
    Nach einem Abschiedskuss für Tristan, gehe ich rüber zum Wohnzimmer und bleibe erst mal in der Tür stehen. Adrian sitzt auf der Couch und starrt mit finsterem Blick auf den Weihnachtsbaum, den David bis eben geschmückt hat. Bei näherem Hinsehen ist er wirklich ein wenig schief, aber wen stört das schon? Mich nicht und Adrian hätte es normalerweise auch nicht gestört. Nur ist in diesem Haus leider nicht mehr viel normal. Mein Blick wandert über die restliche Weihnachtsdekoration, die Sterne aus Stroh, die Kilian mit Isabell gebastelt hat, und die David vorhin über den Kamin gehangen hat. Gleich neben den roten Socken. Das einzige, was die Weihnachtsidylle stört ist Adrian.
    Ich nicke David zu, als der mit Isabell auf dem Arm hinter Colin das Haus verlässt. Glücklich sieht er nicht aus, aber was sollen wir sonst machen? Adrians Verhalten der letzten Wochen weiter ignorieren? Nein, das kommt nicht in Frage.
    „Ruf sofort an, wenn was ist“, flüstert Tristan mir zu, bevor er mit Mikael, der Minero an der Leine hat, ebenfalls das Haus verlässt.
    Jetzt bin ich allein mit Adrian und ich habe nicht vor, noch mehr Zeit mit Abwarten zu verschwenden, weshalb ich mich Adrian gegenüber auf einem Sessel niederlasse und warte, bis er mich ansieht.
    „David und Isabell bleiben vorerst bei Tris und mir.“
    Adrian starrt mich verblüfft an. Damit hat er eindeutig nicht gerechnet und so sehr ich ihn liebe, was er

Weitere Kostenlose Bücher