Kleine Einblicke
verstehen. Oh man, er ist dermaßen angetrunken, dass es wirklich nicht mehr schön ist. So kenne ich Adrian nicht und ich will ihn so auch nicht kennen, um ehrlich zu sein.
„Hm“, macht Adrian dann nichtssagend und genehmigt sich einen weiteren Schluck. „Vielleicht wäre es ja besser, wenn Trey von mir wegbleibt. Und Isa auch.“
„Wieso?“, will ich wissen und verberge mein Entsetzen. Wie kommt er bloß auf solchen Schwachsinn?
Wieder braucht er eine Weile für eine Reaktion und es ist leider nicht die, auf die ich gehofft hatte. „Ich bin noch nicht besoffen genug für eine ehrliche Antwort auf diese Frage“, erklärt Adrian in seinem schönsten Anwaltston und hebt sein Glas.
„Na dann, Prost“, kontere ich ruhig und kann mir das tiefe Seufzen gerade noch verkneifen.
Das wird eine lange Nacht.
„Du warst damals eine richtige Nervensäge“, erklärt er nach einer Weile, die ich ihm schweigend zugesehen habe, wie er zwei weitere Gläser Whiskey leer gemacht hat, und kichert dabei wie ein kleiner Junge. „Eine sexy Nervensäge mit einem echt knackigen Arsch.“
Alkohol löst ja bekanntlich die Zunge und auch wenn ich es darauf abgesehen habe, bin ich nicht sicher, ob wir das Thema anschneiden sollen. „Adrian, wenn du weiter trinkst, erzählst du mir vielleicht Sachen, die dir morgen leid tun.“
Adrian zuckt die Schultern. „Ich saufe einfach so lange, bis ich einen Filmriss habe und mich morgen nicht mehr erinnern kann.“
Tolle Logik, gar keine Frage, aber nicht gerade das, was ich will. Seufzend greife ich nach der Flasche und nehme selbst einen Schluck.
„Hey, das ischt meiner“, empört sich Adrian beleidigt und außerdem leicht nuschelnd, bevor er sich vorbeugt, um mir die Flasche wegzunehmen. „Und dann nicht mal ein Glas nehmen, pfui.“
Lachend erhebe ich mich und hole mir aus der Küche ein Glas und eine Flasche Wasser. Es wird Zeit, mit dem Ausnüchtern anzufangen, und den Whiskey so unauffällig wie möglich mit Wasser zu verdünnen, ist ein guter Trick, um dafür zu sorgen, dass Adrian keine Alkoholvergiftung bekommt. David würde mir übelnehmen, wenn ich nicht auf seinen Mann aufpasse.
„Ein richtiges Whiskeyglas?“ Adrian schnaubt abfällig. „Du bischt so ein Weichei.“
Ich spare mir jeden Kommentar dazu, das würde nur zu einer völlig sinnlosen Diskussion führen und darauf habe ich keine Lust. Stattdessen gieße ich mir ein und proste Adrian zu. Damit ist er einverstanden und nimmt erneut einen Schluck. Innerlich kopfschüttelnd sehe ich zu, wie ein Teil des Whiskeys dabei auf seinem Pullover landet, was Adrian nicht mal bemerkt. Wo ist nur der reiche Snob hin, für den ich ihn gehalten habe, als wir uns damals kennenlernten? Der Snob, von dem ich niemals erwartet habe, dass er sich für jemanden wie mich interessiert, weil ich aus einer komplett anderen Welt kam.
„Was hast du damals bloß in mir gesehen?“, frage ich ohne nachzudenken und Adrian sieht mich verdutzt an.
„Na alles.“
Wie ist das denn gemeint? „Alles?“
Er nickt. „Ja, alles.“
Mehr sagt er nicht, aber sein liebevoller Blick sagt mir dafür umso mehr. Er liebt mich genauso wie ich ihn und das wird uns niemals jemand nehmen können.
„Du warst toll“, murmelt er auf einmal und lässt sich nach hinten in die weichen Polster der Couch sinken, um mich anzugrinsen. „Dir war egal, wer ich bin. Mein Geld, mein Name, du hattest keine Ahnung. Dir ging es anfangs nur um meinen Schwanz.“
„Adrian...“ Ich werde rot und Adrian kichert leise, weil uns beiden bewusst ist, dass er recht hat. Immerhin ist es bei unserem ersten Treffen nur um eine Wette gegangen.
„Du warst so sexy, als du mich angemault hast, weil ich dir nach dem Sex weiter auf den Keks gegangen bin.“
Ich muss lachen, denn daran erinnere ich mich noch sehr gut. Adrian hat ziemlich kämpfen müssen, um mich unter seine Fittiche nehmen zu können. Wir haben mehr als einen Streit wegen meiner Zukunft ausgefochten, doch am Ende war er derjenige mit den besseren Argumenten. Na ja, der mit dem Geld, um ehrlich zu sein, denn mir war ziemlich früh klar, dass ich aus Verhältnissen komme, die eine unbeschwerte Zukunft nicht leicht machen würden. Um die hat Adrian sich dann gekümmert. Ohne ihn wäre ich nicht da, wo ich heute bin, und das werde ich Adrian nie vergessen.
„Was das angeht, warst du eine schlimmere Nervensäge als ich.“
„Stimmt.“ Adrian äugt in sein Glas. „Schon wieder leer. Aber irgendwer
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