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Kleine Einblicke

Kleine Einblicke

Titel: Kleine Einblicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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musste doch auf dich aufpassen.“
    „Was du wirklich gut hingekriegt hast“, murmle ich und bin kurz davor aufzuspringen, weil Adrian, wenn er sich noch ein Stück weiter nach vorne beugt, um an die Flasche zu kommen, von der Couch fällt und das muss nicht sein. Bei meinem Glück schlägt er sich dabei ein paar Zähne aus oder Schlimmeres.
    Ich seufze erleichtert, als er es aufgibt und umständlich von der Couch auf den Teppich sinkt, um sich so das Glas wieder aufzufüllen. Zwei Schlucke später sieht er mit glasigen Augen zu mir rüber.
    „Bin ich jetzt besoffen genug?“
    Ach herrje. Ich nicke. „Schätze schon.“
    „Hm“, macht Adrian und stiert wieder in sein Glas, um den Rand dann mit einem Finger nachzufahren. „Nicky?“
    „Ja?“
    „Ich weiß nischt mehr, was ich dir erzählen soll. Mein Kopf ist so schwer.“
    Das wundert mich gar nicht. Aber dazu werde ich jetzt nichts sagen. Die Strafe dafür wird er bald zahlen müssen, auch ohne, dass ich ihn deswegen anmeckere. „Du wolltest mir erzählen, was mit dir los ist.“
    „Ich bin besoffen, das ischt los.“
    Ich muss unwillkürlich grinsen. „Ja, das auch. Deshalb bin ich hier und passe auf dich auf.“
    „Auf Craig hab' ich nicht gut aufgepasst.“
    Ich merke auf. Wie meint er das? „Warum nicht?“, frage ich möglichst ruhig, um ihn zum Weiterreden zu bewegen.
    „Craig ischt für mich gestorben! Hat sich einfach in die Schusslinie geworfen, als der Kerl auf einmal losgeballert hat“, antwortet Adrian und erstarrt im nächsten Moment, so als könne er nicht glauben, dass er das gerade wirklich gesagt hat.
    Mir hat es allerdings die Augen geöffnet. Das ist es also. Er hat Schuldgefühle. Weil er am Leben und Craig tot ist. Darauf hätte ich eigentlich von selbst kommen müssen, aber das Naheliegendste sieht man ja bekanntlich nicht. Verdammt, ich bin ein Blödmann. Natürlich macht er sich Vorwürfe, genau wie damals bei James. Wie immer, wenn er nicht helfen kann. So ist er einfach. Scheiße.
    „Ich war bei Tracy. Ich wollte fragen, ob ich etwas tun kann, irgendetwas. Sie hat mich angesehen und gesagt, ich soll gehen und nie wiederkommen.“
    Auch das noch. Ich beiße meine Zähne zusammen, um nicht frustriert aufzustöhnen. Erst muss Adrian zusehen, wie Craig im Kugelhagel zu Boden geht, stirbt dann fast selbst, und als er später das tun will, was er am besten kann und was in dem Moment alles ist, was ihm geblieben ist, nämlich zu helfen, weist Tracy ihn ab. Das muss Adrian den Rest gegeben haben, dabei kann ich Tracys Reaktion sogar verstehen.
    „Adrian, sie trauert. Das ist normal.“
    „Ich weiß.“ Er schiebt seufzend sein Glas beiseite und legt seinen Kopf auf dem Couchtisch ab. „Das ändert aber nichts. Ich lebe, weil Craig die Kugeln abbekommen hat, die mir galten.“
    „Es ist nicht deine Schuld.“
    Eine sinnlose Floskel, das ist mir klar. Ich bin wirklich nicht gut in solchen Dingen. Adrian kann das viel besser. Aber das hilft ihm jetzt auch nicht. Er gehört ins Bett, also werde ich dafür sorgen, dass er da hinkommt und schlafen kann. Morgen ist früh genug, ihm zu sagen, dass er für den Tod von Craig nichts kann und ich werde David sagen, was los ist, damit er Bescheid weiß.
    Ich räume die Flasche und die Gläser in die Küche und gehe zu Adrian zurück. Er ist eingeschlafen und schnarcht leise, was mich grinsen lässt, bevor ich ihn zurück auf die Couch ziehe, damit ich ihn hochnehmen und nach oben tragen kann. Er ist so betrunken, dass er davon nicht mal aufwacht, geschweige denn sonst irgendwie reagiert.
    „Alte Schnapsdrossel“, flüstere ich amüsiert und befreie ihn von seiner Kleidung, wobei ich sicherheitshalber einen Blick auf die Schusswunde an seinem Bauch werfe, die als einzige noch mit einem Pflaster abgedeckt ist. Aber es ist alles okay. Seine Verrenkungen unten vor der Couch haben offenbar keinen Schaden angerichtet.
    Die Überlegung, ob ich im Gästezimmer übernachten soll, erübrigt sich, als er im Schlaf das Gesicht verzieht und dabei leise stöhnt. Adrian hat eine Menge Alkohol intus, ich bleibe lieber hier, nur für alle Fälle. Ich bin zwar nicht scharf auf eine Nacht vor dem Klo, aber noch viel weniger habe ich Lust, Adrian in die nächste Notaufnahme bringen zu müssen. Dann lieber das Klo.
    Ich habe es mir gerade neben Adrian bequem gemacht, da klingelt mein Handy.
    „Hey“, sagt David, als ich abnehme.
    „Bevor du mich mit Fragen bombardierst, es geht ihm gut. Er schläft

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