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Kleine Einblicke

Kleine Einblicke

Titel: Kleine Einblicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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genug. Ich sehe zu Samuel, der neben Devin steht, einen Kaffee in der Hand und mir zunickt, als sich unsere Blicke treffen. Ihm und Devin haben wir es also zu verdanken, dass uns mit Nathan draußen niemand störte.
    Devin räuspert sich. „Wir nehmen Nathan und fahren. Ich denke, ihr habt jetzt eine Menge zu besprechen.“ Sein Blick duldet keinen Widerspruch, obwohl Colin zuerst danach aussieht. „Ach, und Kilian? Über das da in deinem Gesicht und den etwas merkwürdigen Gang reden wir später.“
    „Von Angesicht zu Angesicht“, setzt Samuel leise hinzu, während er seine Tasse abstellt. „Drücken gilt nicht, klar?“
    Oh je, denke ich nur und sehe aus dem Augenwinkel, wie Dale an meiner Seite zusammenzuckt, als Samuel ihn tadelnd ansieht, bevor auch ich einen finsteren Blick abbekomme. Kurz darauf sind wir mit meinen Vätern und unseren Kindern allein in der Küche.
    Colins Blick ist mit Worten schwer zu beschreiben, während er uns ansieht. Er weiß genau, woher unsere Verletzungen stammen. Die blauen Flecken an meinen Handgelenken, die Bisswunden an meinem Hals und an der Unterlippe, Dales geschwollene Nase, die Prellungen auf seiner Wange und all die anderen kleinen Verletzungen, die von unserer Kleidung verdeckt sind. Ich schätze, hier fliegen gleich die Fetzen.
    Dass Dale und ich Hand in Hand in der Küche stehen und dass die Kinder am Tisch sitzen, sind die einzigen Gründe, warum Colin Dale noch keine verpasst hat. Mikaels Hand auf seiner Schulter tut ihr Übriges dazu, Colin auf dem Stuhl zu halten, aber mir ist bewusst, dass das nicht mehr lange funktionieren wird. Dale ist das genauso klar, aber wir sind hier, um meinem Vater zu erklären, dass es mir gutgeht und um danach unseren Kindern und meinen Vätern zu sagen, was wir in der letzten Nacht beschlossen haben. Es ist allerdings sehr viel schwerer, das Wort zu ergreifen, als ich gedacht hatte.
    Rio übernimmt es schließlich, das Schweigen zu brechen, denn er stellt seinen Kakao auf den Tisch, steht auf und kommt zu uns. „Ihr habt euch geprügelt“, stellt er fest und ich nicke ehrlich. „Warum?“
    Ich hocke mich vor Rio, weil ich weiß, dass ich jetzt Klartext reden muss. „Weil ich auf deinen Vater wütend war.“
    „Warum?“, fragt Rio weiter und ich muss innerlich lächeln, denn es wird nicht mehr lange dauern, bis auch Gabriele alt genug für die 'Warum'-Phase ist.
    „Weil ich traurig bin, dass ich mich nicht mehr an euch erinnern kann.“
    Jetzt steht auch Gabriele vom Tisch auf und kommt zu uns. „Papa? Bist du jetzt nicht mehr böse auf Papa?“
    Papa und Papa. Das hat schon irgendwie was. Außerdem ist es lange her, dass Gabby mich Papa genannt hat. Ich hätte beinahe vergessen, wie schön das klingt. „Nein, ich bin nicht mehr böse auf Papa.“
    „Bist du noch traurig?“, will sie weiter wissen und ich nicke, worauf sie fragend zu Rio sieht. Es scheint mir, als hätten unsere Kinder etwas auf dem Herzen, allerdings traut sich Gabby nicht, es zu sagen.
    „Sag's ruhig“, ermuntere ich sie.
    „Dann bist du böse auf mich“, wehrt sie ab und den Vorwurf habe ich verdient, das weiß ich. Ich zwinge den Schmerz und die aufsteigenden Tränen beiseite. Sie braucht mich und sie braucht eine Erklärung.
    „Nein, das bin ich nicht, Gabby. Das war ich nie. Ich hatte nur Angst, dass ihr mich nicht mehr liebhabt, weil ich euch vergessen habe.“
    „Hast du uns noch lieb?“, will sie daraufhin wissen, was mich nicken lässt.
    „Mehr als alles andere auf der Welt.“
    Ihre blauen Augen weiten sich staunend. „Wirklich?“
    „Ja“, antworte ich schlicht und das ist alles, was Gabby braucht und auch, was ich brauche, stelle ich glücklich fest, als ich sie im nächsten Moment im Arm habe und sie fest an mich drücke.
    Rio wird sich von einer Umarmung allerdings nicht besänftigen lassen, dafür ist er mit seinen zehn Jahren zu alt und zu klug, aber ich werde um die Zuneigung meines Sohnes kämpfen. Allerdings sollte ich vorher mit Colin reden, denn sowohl Gabriele als auch Rio spüren, dass hier etwas nicht stimmt. In meinen Augen sind sie jedoch entschieden zu jung, um bei diesem Gespräch dabei zu sein und daher sehe ich bittend zu Mikael, der zwar seufzt, aber nickt und dann aufsteht.
    „Hey, ihr Zwei...“ Mikael winkt Rio und Gabriele zu sich. „Kommt mal mit in den Garten. Eure Väter müssen Opa etwas sagen.“
    „Ich will mithören“, erklärt Rio trotzig und Gabby klammert sich an sein Bein. Oh je, jetzt weine

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