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Kleine Einblicke

Kleine Einblicke

Titel: Kleine Einblicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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Fassungslosigkeit, Zweifel und noch vieles mehr steht in seinen grünen Augen, während er um Beherrschung kämpft und verliert.
    „Du mieser Dreckskerl.“
    Als er sich von mir lösen will, halte ich ihn fest, was Colin sich nicht gefallen lässt. Wir landen kämpfend auf dem Fußboden und ich sehe Sterne, als seine Faust in meinem Gesicht landet und Colin sich ruckzuck unter mir herauswindet, aber er ist nicht schnell genug, um mir zu entwischen. Meinetwegen kann er mir die Nase oder den Kiefer oder sonst etwas brechen, ich lasse ihn hier nicht weg, bis er begreift, worum es mir geht.
    „Was denn? Gefällt dir die Wahrheit nicht?“, frage ich herausfordernd und als nächstes landet Colins Ellbogen schmerzhaft in meinen Rippen. Ich lasse ich mir nicht anmerken. „Mehr hast du nicht drauf? Jämmerlich.“
    „Halt endlich die Klappe!“, schreit Colin los und stößt mich gegen den Nachttisch. „Hör' auf! Halt die Fresse, du mieses Arschloch!“ Sein nächster Schlag sitzt und das aus meiner Nase spritzende Blut bringt Colin zur Besinnung. Er weicht völlig entsetzt bis zur Tür zurück. „Oh Gott, oh Gott, Mik... Es tut mir leid... so leid... Ich wollte das nicht.“
    Ich weiß und ich bin ihm nicht böse. Ich habe ihn herausgefordert und mir war sehr wohl klar, wo das enden kann. „Ist schon gut“, sage ich leise und greife nach der Packung Taschentücher, die er immer auf dem Nachttisch zu liegen hat, um die Blutung zu stillen. Es scheint nichts gebrochen, aber wahrscheinlich werde ich in ein paar Stunden aussehen wie ein Boxer nach einem Endkampf. „Ich bin nicht sauer, Colin. Das war ich nie.“
    Es dauert einige Sekunden, aber dann begreift er, dass ich ihn mit purer Absicht provoziert habe. Genauso wie er endlich versteht, was ich, Adrian, Daniel, Devin und jeder in unserer Familie ihm schon so lange begreiflich zu machen versucht. Dass er unschuldig ist. Dass er sich nichts vorzuwerfen hat, gar nichts. Es sind die Männer und diese Cops, die sich etwas vorzuwerfen hätten, aber nicht er.
    „Das ist nicht meine Schuld. Ich wollte das nicht. Ich wollte nicht, dass die mich so anfassen. Ich wollte doch nur ein bisschen Spaß haben, mehr nicht.“
    „Ich weiß.“ Ich sehe ihn an und strecke eine Hand nach ihm aus. Colin schüttelt den Kopf. „Komm her, bitte.“
    „Aber...“
    „Du hast dir nichts vorzuwerfen, Colin. Gar nichts. Weder damals noch heute.“
    Er sieht zu Boden und beißt sich grüblerisch auf die Unterlippe. „Das hat meine Psychologin auch gesagt.“
    „Sie hat Recht.“
    „Hm“, macht er nur und schämt sich sichtbar in Grund und Boden.
    „Colin?“
    Ich warte, bis er mich ansieht, und winke mit meiner ausgestreckten Hand, was ihn zögernd grinsen lässt. Zu mir herüber kommt er trotzdem nicht, weshalb ich die Taschentücher zurücklege, weil die Blutung aufgehört hat, um danach seufzend und übertrieben ächzend auf allen Vieren zu ihm zur Tür zu robben.
    „Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt“, murmle ich dabei und bringe Colin damit zum Lachen. Das Lachen verstummt abrupt, als ich mich auf seinen Schoß setze.
    „Mik, es tut...“
    „Nein“, unterbreche ich Colin ruhig, um ihn sanft zu küssen. Ich will keine Entschuldigung hören. Ich will, dass er endlich aufhört, sich für etwas schuldig zu fühlen, für das er nicht das Geringste kann, und als Colin in meinen Mund seufzt und mich vorsichtig umarmt, weiß ich, dass der erste Schritt getan ist. „Ich liebe dich.“
    „Ich liebe dich auch, Mik“, erwidert Colin, als wir uns nach einer halben Ewigkeit voneinander lösen, und lächelt mich an.

    - Erklären -

    Die Haustür fällt mit einem lauten Knall ins Schloss und Colin zuckt neben mir heftig zusammen.
    „Ich bin wieder da!“, ruft Kilian fröhlich und ich höre ihn leise kichern. Mir ist klar, was jetzt gleich kommt. Die Gelegenheit wird er sich nicht entgehen lassen. „Und? Wie oft hattet ihr gestern Sex?“, fragt Kilian da auch schon, genau wie ich es erwartet habe.
    Er liebt es, uns damit zu ärgern, seit er uns vor ein paar Wochen halbnackt in der Küche erwischte, was Colin die erste Zeit so peinlich war, dass er Kilian kaum ansehen konnte. Das fand unser Sohn natürlich äußerst amüsant. Ich übrigens auch, um ehrlich zu sein. Aber heute ist kein guter Tag für so eine Frage, die bei Colin im Normalfall für rote Wangen und ein empörtes, „Kilian!“ sorgt. Doch im Moment sorgt sie nur dafür, dass Colin blass wird und seine Hände so fest

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