Kleine Einblicke
ist aus dem Gröbsten raus und mit Alex und Niko haben wir ohnehin zwei weitere Halbstarke in unserem Leben, obwohl meine Brüder fast erwachsen sind. Zumindest tun sie immer so. Unsere Familienplanung ist abgeschlossen, darüber sind wir uns einig, auch wenn ich anfangs darüber nachgedacht habe, ob es für Kilian nicht besser wäre, Geschwister zu haben. Die Frage hat sich mit Sams Auftauchen in unserer Familie erledigt und mittlerweile sind mit den Zwillingen von Nick und Tristan weitere Kinder in unserer Truppe angekommen. Das ist mehr als ausreichend.
Kilian murmelt etwas Unverständliches, als ich ihm über die Wange streiche und vergräbt sein Gesicht tiefer in Colins Kopfkissen. Ich lasse ihn schlafen und schleiche mich lautlos aus dem Zimmer. Ein Kaffee am Morgen ist immer gut, solange David ihn nicht gekocht hat.
Nein, hat er nicht, wie Adrians Nachricht an der Kaffeemaschine in der Küche beweist, die mich lachen lässt, während David grinsend die Augen verdreht und dabei für Isabell den Toast kleinschneidet. Er wird es nie lernen, vernünftigen Kaffee zu machen und das weiß jeder. Das hält uns allerdings nicht davon ab, David regelmäßig damit zu ärgern.
„Colin ist mit Adrian unterwegs“, sagt David nach ein paar Minuten, die ich ihm und Isabell amüsiert zugesehen habe, denn das Frühstück in den Mund gehört, findet die Kleine offenbar mehr als langweilig, wo man so gut mit den Toaststücken spielen kann.
So etwas in der Art habe ich mir schon gedacht, als ich neben Kilian im Bett aufgewacht bin. „Er kann manche Sachen besser erklären. Vor allem, wenn es um unser Spielzimmer geht.“
David nickt. „Willst du noch etwas darüber wissen?“
„Im Moment nicht. Ich sage Bescheid.“
„Gut“, meint David zufrieden und reicht Isabell die Kakaotasse. „Ich habe mit Kilian gesprochen. Es geht ihm gut.“
Gott sei Dank. „Colin hat es ihm gestern erzählt, zumindest einen Teil der Geschichte.“
„Ich weiß.“ David sieht kurz zu mir und lächelt. „Das meinte ich mit, es geht ihm gut. Er war danach noch bei uns, weil er nicht einschlafen konnte, euch aber nicht stören wollte. Er hat gesagt, er hat euch reden gehört.“
Ah, das grenzt es zeitlich etwas ein. „Ich musste Colin gestern Nacht klarmachen, dass ich nicht schlecht über ihn denke, obwohl ihm das passiert ist.“
David zuckt zusammen und schüttelt dann seufzend den Kopf. „Ich dachte mir schon, dass er darüber noch grübelt, obwohl ich ihm klipp und klar gesagt habe, dass das Schwachsinn ist.“ David murrt etwas in seinen nicht vorhandenen Bart. „Ich hoffe, Colin hat jetzt verstanden, dass er unschuldig ist?“
„Ja.“
„Gut.“ Isabell wirft ein Toaststück nach ihrem Vater. „Isa. Es reicht“, mahnt David leise.
Isabell verzieht beleidigt die Lippen und sieht zu mir, aber das wird ihr nicht helfen. In Erziehungsfragen mische ich mich ein, weshalb sie von mir nur ein Kopfschütteln als Reaktion bekommt. Das gefällt der süßen Maus gar nicht und ich ahne, was gleich kommt, als ihre Lippen anfangen zu zittern.
„Isabell. Erst essen, dann gehen wir raus spielen, so wie wir es vorhin besprochen haben.“
David hat eine erstaunliche Geduld, finde ich, denn er hat weder die Stimme erhoben, noch klingt er genervt, weil der Küchentisch mit den Toaststücken mittlerweile ziemlich eingesaut ist. Würde meine Küche so aussehen, ich hätte bereits mehrfach tief einatmen müssen. Habe ich sogar mal, fällt mir in dem Augenblick ein, denn es ist gar nicht solange her, da haben Colin und Kilian gemeinsam das Abendessen gekocht. Als ich nach Hause kam, hätte ich beim Anblick der Küche fast einen Herzinfarkt gekriegt. Das Ende vom Lied war, dass ich beide durch das Haus gejagt habe, als sie sich mit einer Kamera zu mir in die Küche schlichen, um mein entsetztes Gesicht zu fotografieren.
„Morg'n“, nuschelt Kilian plötzlich von der Tür aus und kommt dann gähnend in die Küche geschlurft, um im nächsten Moment zu lachen. „Ihhh, Isa, wie siehst du denn aus?“
„Ilian“, freut sich Isabell und vergisst umgehend den Toast und ihren Vater, der das Ganze mit einem Lachen kommentiert, bevor er aufsteht und sich zu mir gesellt, um sich einen Kaffee einzugießen.
„Hm, lecker Toast. Gibst du mir was ab?“, fragt Kilian grinsend, was Isabell mit einem sehr empörten, „Nein!“, kommentiert.
So kann man es natürlich auch machen, denn klauen lassen wird die Kleine sich ihren Toast nicht freiwillig.
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