Kleine Einblicke
verstehend und Adrian nickte. „Er hat sich um dich gekümmert?“
Adrian nickte erneut. „James hat um eine Vormundschaft für mich gekämpft, um mir ein Heim zu ersparen. Er hat die Firma und alles Andere streng zusammengehalten. Er hat dafür gesorgt, dass ich mit Einundzwanzig ausgesorgt hatte.“ Adrian lächelte. „Und er hat mir das Spielen beigebracht.“
Nick schien etwas sagen zu wollen, zögerte aber spürbar. Adrian verstand ihn und wartete ab. Er wusste, dass das hier alles etwas plötzlich kam und früher oder später würde Nick den Grund wissen wollen, warum er ausgerechnet jetzt davon anfing. Aber noch war er so abgelenkt von der Geschichte mit James, dass Adrian Zeit hatte, sich die richtigen Worte zurechtzulegen. Und vor allem wollte er, dass Nick endlich erfuhr, wer James gewesen war. Seit diese Sache mit Devin und Samuel das Ganze wieder hochgeholt hatte, dachte er schon darüber nach, Nick von damals zu erzählen und seit David es wusste, ging es ohnehin leichter. Es war, wie David zu ihm gesagt hatte - 'Rede einfach mit mir. Ich werde dir immer zuhören. So wie wir alle, wenn du Hilfe oder einen Rat brauchst.'
„Na sag' es schon“, forderte er Nick schließlich auf, weil er in dessen Gesicht mittlerweile ablesen konnte, was ihn beschäftigte. „Ich sehe es dir an der Nasenspitze an.“
Nick stöhnte zwar erst mal, grinste dann aber, bevor sein Blick ernst wurde. „Adrian? Wie alt war James damals?“
„Zu alt. Und bevor du fragst, ja, wir mussten unsere Beziehung geheimhalten, denn James war fünfzehn Jahre älter als ich. Er wäre in den Knast gewandert, wenn jemand herausgefunden hätte, dass wir miteinander schlafen und vor allem, dass er mich in die Spielszene der Stadt eingeführt hat. Mir war das damals völlig egal. Ich war vielleicht erst Siebzehn, aber das alles war neu und aufregend und ich wollte James. Und du kennst mich. Du weißt, wie ich bin. James hingegen war das komplette Gegenteil. Er gehörte zu den Menschen, die ihr Privat- und Berufsleben strikt voneinander trennten, denn während er tagsüber der knallharte Anwalt war, war er nachts total unterwürfig.“
Nick stützte sich mit den Ellbogen auf dem Tisch ab und sah ihn verstehend an. „Das hat dir gefallen, oder? Du, der Teenager, der sagen kann, wo es langgeht, und er, der schon erwachsene Mann, der sich dir beugt.“
Adrian nickte. „James hat mir alles gezeigt. Wie man spielt, wie man Sex hat, wie man auf seine Partner achtet. Und er zog Grenzen. Enge Grenzen. Er hat nicht alles mit sich machen lassen, denk' das nicht. James war zwar unterwürfig, aber er kannte mich lange genug und wusste, dass er die Zügel kurzhalten muss, damit ich nicht aus der Rolle falle. Er war der perfekte Lehrer.“
Nick seufzte leise und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. „Du bist genau wie James, das weißt du, oder? Der perfekte Lehrer. Für mich und auch für David.“
„Ja, das weiß ich“, sagte Adrian schlicht, denn er hatte nicht vergessen, wie lange und wie oft Nick in seinem Bett gelegen hatte, bis Tristan gekommen war.
„Hast du je um deine Eltern geweint?“
„Ja.“ Adrian ließ seinen Blick durch das Büro wandern. „Am Tag, als sie starben, hatte ich das erste Mal Sex mit einen Mann, und James war danach entsetzt über sich selbst. Er hielt Abstand, was mir klarmachte, dass das, was wir im Büro getan hatten, auf diese Weise falsch gewesen war. Weil ich von der Schule erst mal befreit war, hatte ich viel Zeit, um darüber nachzudenken, aber wie ich es auch drehte und wendete, ich wollte ihn. Trotzdem. James kümmerte sich in der Zeit um die Details für die Beerdigung und eine Woche später warf ich zwei Rosen auf ihr Grab. Ich habe auch an dem Tag nicht geweint. Nicht, weil ich es nicht gekonnt hätte, sondern weil ich mir vor diesen Anzugträgern aus der Firma nicht die Blöße geben wollte.“ Adrian lachte leise. „James wusste das und ein paar Monate später hat er mir gestanden, dass er schon auf dem Friedhof entschieden hatte, dafür zu sorgen, dass ich weine.“
„Das hast du gemeint, als du vorhin gesagt hast, dass er dir ein paar Tage später gezeigt hat, dass es auch anders geht“, murmelte Nick begreifend und Adrian nickte.
„Er hatte die Totenfeier im Haus vorbereitet und ich weiß noch, dass ich irgendwann in mein Zimmer flüchtete, weil ich diese, 'Es tut mir leid, Junge'- Sprüche einfach nicht mehr ausgehalten habe. Abends kehrte Ruhe dann endlich ein und ich bin ins Bett
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