Kleine Einblicke
uns läuft. Sexuell gesehen, meine ich.“
Colin nickt. „Du wolltest nie oben sein. Jedenfalls nicht anfangs und ich musste die Kontrolle behalten. Ich brauchte diese Sicherheit, um mich darauf einlassen zu können. Später, als ich dich besser kannte, war es irgendwann in Ordnung, dir die Führung zu überlassen.“
„Du hast mir vertraut“, sage ich leise und in der Hoffnung, ihn damit auf den richtigen Weg bringen zu können.
„Ja, das habe ich“, gibt Colin zu und das war es, was ich hören wollte.
„Dann vertrau' mir auch jetzt, wenn ich sage, dass ich dich liebe und mit dir zusammen sein will. Mit dir, unserem Sohn und diesem völlig verrückten Hund, der ständig meine Schuhe frisst.“ Colin presst abrupt sein Gesicht gegen meine Brust und ich kann spüren und hören, wie er lacht. Gott sei Dank, denke ich, spreche es aber nicht aus. „Das ist überhaupt nicht komisch. Weißt du wie teuer die sind?“
„Du bist so ein Snob“, gluckst er und ich muss grinsen.
Oh ja, das bin ich. Zumindest wenn es um meine Klamotten, meine Schuhe und frische Zutaten beim Kochen geht. Und von mir aus, kann er mich die nächsten fünfzig Jahre und mehr damit aufziehen, solange er nur dabei lacht, so wie im Moment.
Genug geredet für heute Nacht, entscheide ich und gebe Colin einen Kuss auf die Haare, bevor ich ihn in die Arme schließe. Er lässt es sich gefallen, seufzt leise und schmiegt sich dann an mich. Endlich wieder. Es mag übertrieben klingen, aber ich hätte nicht gedacht, wie sehr ich es vermissen würde, Colins Nähe zu spüren, dabei waren wir gar nicht getrennt. Zumindest nicht körperlich, aber mit seinem Verstand war er in den letzten Wochen weit weg und ich hoffe, dass er ab sofort bei mir bleibt. Dass er mit mir spricht, anstatt zu grübeln, auch wenn das wohl zum Teil ein Wunschtraum bleiben wird, denn Colin ist einfach nicht der Typ, der sofort mit anderen spricht. Er muss grübeln, das gehört zu seinem Wesen.
„Ich liebe dich, Mik“, flüstert er irgendwann in die Dunkelheit, was mich lächeln lässt.
„Ich liebe dich auch.“
Am nächsten Morgen wache ich ohne Colin an meiner Seite auf, was nicht heißt, dass ich allein im Bett liege. Im Gegenteil. Kilian liegt auf Colins Seite und zwischen uns haben sich Minero und Whiskey einen Platz erkämpft. Wie sie das geschafft haben, ohne mich aufzuwecken, ist mir ein Rätsel.
Grinsend sehe ich auf die Uhr, die auf dem Nachttisch steht. Gerade erst sechs Uhr morgens. Eine Unzeit, besonders am Wochenende und vor allem, weil ich freihabe. Nur ist meinem inneren Wecker das egal. Wir stehen die Woche über meist um diese Zeit auf, weil Colin und ich es uns angewöhnt haben, morgens mit Kilian zu frühstücken, weil der Frechdachs sonst nicht regelmäßig isst.
Das Hin und Her durch Colins Werkstatt und meinem Schichtplan in den Restaurants war anfangs nicht leicht zu regeln, aber nachdem Colin gemerkt hatte, dass Kilian zwar jeden Morgen pünktlich aufsteht und in die Schule geht, sich aber nur unregelmäßig Brote mitnimmt, beziehungsweise Frühstück isst, war für uns klar, dass wir unser Leben als Familie, samt Hund, ändern müssen. Vor allem, weil Kilian das Mensaessen seiner Schule genauso sehr verabscheut, wie der Teufel das Weihwasser. Deshalb ist jetzt immer jemand zu Hause, wenn er von der Schule kommt und falls das nicht klappt, kommt Kilian zu mir ins Restaurant oder geht zu Colin in die Werkstatt.
„Mhm“, macht Kilian im Schlaf, seufzt leise und dreht sich mit dem Gesicht zu mir. Er träumt und es scheint ein sehr angenehmer Traum zu sein, weil er im nächsten Moment grinst. Ich könnte ihn aufwecken und damit ärgern.
Die Tür geht ein Stück auf, bevor ich den Plan in die Tat umsetzen kann und David sieht ins Zimmer. Er trägt Isabell auf dem Arm, die glucksend in unsere Richtung guckt.
„Ilian schlafen“, sagt sie, was David grinsen lässt, bevor er nickt und mich ansieht.
„Kaffee?“, fragt er leise.
Ich nicke und die zwei verschwinden wieder. Isabell ist ein wahrer Sonnenschein und es wird nicht mehr lange dauern, bis sie das 'K' vor Kilians Namen auch aussprechen kann. Sie plappert ohnehin ständig, was immer wieder zu Gelächter führt, wenn wir überlegen, was sie mit diesem oder jenem Wort meint, denn nicht mal Adrian versteht alles, was sie sagt. Es war leicht, Isabell zu mögen, als ich sie kennengelernt habe, aber ein zweites Kind kommt für Colin und mich nicht in Frage.
Mein Blick schweift zu Kilian. Er
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