Kleine Einblicke
Ich sehe grinsend zu David, der amüsiert abwinkt, bevor wir Isabell und Kilian alleinlassen.
„Kein Kaffee, Kilian“, mahne ich noch, was Kilian mit einem Seufzen kommentiert, bevor er nickt.
Ich will nicht, dass er Kaffee trinkt, er ist ohnehin so zappelig. Colin sieht das zwar nicht so eng, weil er der Meinung ist, dass ein Kaffee in jedem Fall besser ist als Alkohol, aber er hat sich völlig herausgehalten, als ich mich deshalb mit Kilian gestritten habe. Mit achtzehn kann er meinetwegen tun und lassen, was er will, aber noch ist Kilian nicht erwachsen, ergo, kein Kaffee.
„Er hält sich wirklich daran.“
„Hm?“ Ich habe keine Ahnung, was David meint.
„Deine Kaffee-Regel“, antwortet er amüsiert, während wir durch den Garten spazieren. „Adrian hat beim letzten Besuch gefragt, ob er einen will, weil er in dem Moment nicht daran gedacht hat, aber Kilian hat abgelehnt.“
„Er ist ein toller Junge.“ Auf den ich mächtig stolz bin, denke ich mit einem Lächeln.
„Ja, das ist er“, stimmt mir David lächelnd zu und dreht sich um. „Na sieh mal einer an...“
Was hat er denn jetzt gesehen? Ich sehe über die Schulter und sofort schlägt mein Herz etwas schneller. Colin steht am Gartenzaun. Adrian grinst hinter ihm und zwinkert mir zu, um danach kehrtzumachen. Nanu? Colin hebt eine Hand, als er meinen ratlosen Blick bemerkt, und deutet mir mit einem Finger an, dass ich zu ihm kommen soll.
„Ich nehme deine Tasse“, sagt David zusammenhanglos und nimmt mir die Kaffeetasse aus der Hand, bevor ich fragen kann, was er meint.
„Ähm...“
„Wenn Adrian mich so ansehen würde, ich wäre längst auf dem Weg zu ihm“, murmelt David hörbar amüsiert und lacht, als ihm dafür in die Seite boxe, bevor ich wieder zu Colin sehe, der jetzt breit grinsend am Holzzaun lehnt.
„Was?“, frage ich ihn in einer Mischung aus Trotz und Amüsement, die ihn zum Lachen bringt, bevor er fragt,
„Kommst du jetzt endlich mal her, damit ich dich küssen kann, oder muss ich dich holen?“
Also wenn er schon so fragt... „Okay, hol' mich.“
„Kein wilder Sex in unserem Garten!“, wehrt David ab, halb lachend, halb empört, und flüchtet ins Haus, als ihm dafür mit der Faust drohe, bevor ich zurück zu Colin sehe, der immer noch am Gartenzaun lehnt und seinen Blick gerade genüsslich über meinen Körper wandern lässt.
„Colin...“
„Hey, ich tue nichts. Ich sehe dich nur an.“
Ja, aber wie? Ich verkneife mir die Worte, weil sie sinnlos wären. Was immer Adrian zu Colin gesagt hat, ich werde dem Anwalt dafür einen Strauß Blumen schicken. Oder eine Federboa. In Rosa. Kichernd gehe ich zu Colin hinüber und als er mich fragend ansieht, flüstere ich ihm meinen Plan mit der Federboa ins Ohr. Colin lacht und nickt, bevor er mich am Kragen meines Pullovers packt und küsst.
Lange. Genüsslich. Sprichwörtlich atemraubend.
„Ihhh, die knutschen ja schon wieder.“
Wir lösen uns erschrocken voneinander und sehen schwer atmend zur Seite. Kilian steht keine drei Schritte entfernt und grinst uns an. In der offenstehenden Terrassentür hinter ihm warten Adrian und David, der die jetzt wieder saubere Isabell auf dem Arm hat. Alle drei lachen uns aus. Frechheit.
„Lassen wir uns das gefallen?“, will ich wissen.
„Auf keinen Fall“, antwortet Colin und lässt mich los. „Kopfüber ins Klo?“
„Einverstanden“, antworte ich amüsiert und Kilian streckt uns frech die Zunge raus, bevor er lachend kehrtmacht und ins Haus rennt.
Die Jagd ist eröffnet.
James
Die Arbeit an einem kniffligen Fall und ein Gespräch mit Samuel und Devin, rufen in Adrian Erinnerungen wach, die eine Zeit seines Lebens betreffen, die schon so lange her ist, dass er sie beinahe vergessen glaubte.
„James.“
„Hm?“, machte Nick fragend und sah von der Akte auf, an der sie seit ein paar Tagen gemeinsam arbeiteten.
Ein recht kniffliger Fall um das Sorgerecht für zwei zehnjährige Jungs, die schon seit Jahren regelmäßig in der Obhut vom Jugendamt landeten, weil ihr Vater die gesamte Familie schlug und die Mutter ihre Anzeigen immer wieder zurückzog. Nick ging der Fall ziemlich an die Nieren, Adrian spürte es jeden Tag und auch ihn erinnerten die Zwillinge an Nicks Vergangenheit. Es war, als hätte mit diesem Fall jemand die Zeit zurückgedreht, denn die Jungs waren wie Nick es damals gewesen war, nur jünger. Ängstlich, eingeschüchtert und fertig mit der Welt, die ihnen so übel mitgespielt hatte. Genauso
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