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Kleine Fische zählen nicht

Kleine Fische zählen nicht

Titel: Kleine Fische zählen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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weiter fragt, ob sie das beweisen könnte, wird sie im Brustton der Überzeugung erklären: >Natürlich. Ich war damals Belästigungen durch anonyme Telefonanrufe und Drohbriefe ausgesetzt und hatte zwei Privatdetektive engagiert; Mrs. Bertha Cool von der Detektei Cool & Lam verbrachte die Nacht in demselben Zimmer wie ich. Ich hätte den Raum nicht verlassen können, ohne sie aufzuwecken.<«
    Bertha legte eine Pause ein und fügte dann giftig hinzu: »Vermutlich wird sie dann noch mit einem Haufen belangloser Details aufwarten, beispielsweise, daß sie dalag und zuhörte, wie ich schnarchte, oder so. Bei diesem Exemplar muß man auf alles gefaßt sein.«
    »Ich halte das für übertrieben; so mißtrauisch darfst du nicht sein«, sagte ich.
    »Na schön, denk, was du willst. Ich bin Detektivin. Wenn ich eine Sache anfange, dann klemme ich mich dahinter, bis ich weiß, woran ich bin. Und wenn so ein Flittchen mir blauen Dunst Vormacht, such’ ich nach dem Grund.«
    »Und hast du ihn gefunden?«
    »Allerdings. Du wirst dich noch wundern.« Bertha setzte eine äußerst selbstgefällige Miene auf.
    »Schieß los.«
    »Also, ich hab’ dir doch erzählt, daß die Schokolade gedoktert war. Du hast bloß darüber gelacht, aber als ich heute morgen aufstand, standen die Tassen noch im Abwaschbecken. Ich erkannte meine wieder, weil sie am Rand, in der Nähe des Henkels, etwas angeschlagen war. Es war noch ein Rest Schokolade darin. Ich tunkte ein Löschblatt hinein und ließ den Rest analysieren. Die Quantität konnten sie nicht mehr feststellen, aber der Test bewies definitiv, daß ein Barbitursäurepräparat in der Schokolade war.«
    »Das besagt noch nichts. Vielleicht ahnte Marilyn, daß du schnarchst, und da sie für ihren Schlaf fürchtete, hat sie...«
    »Ach, halt den Rand! Erstens schnarche ich nicht, oder jedenfalls ganz selten, und zweitens schnappst du jedesmal über, wenn so ein Weibsbild im Spiel ist. Sie braucht bloß ihre Beine zu zeigen, dir Schmachtaugen zu machen, ein bißchen zu seufzen, ein paar Krokodilstränen zu vergießen und dir womöglich einen Kuß zu verpassen, und schon kann man kein vernünftiges Wort mehr mit dir reden!«
    »Okay, okay, übernimm dich nur nicht. Weiter, Bertha. Was hast du sonst noch getan?«
    »Ich hab’ die Taxivermittlung angerufen und mich erkundigt, ob sie gestern nacht zwischen zehn Uhr und Mitternacht ein Taxi zum Neddler Arms Apartmenthaus geschickt haben. Mein Gott, die kleine Schlampe war so versessen darauf, mich ins Bett abzuschieben, daß ich von Rechts wegen sofort hätte Lunte riechen müssen. Man lernt eben nie aus.«
    »Und was sagte die Taxivermittlung?« fragte ich.
    »Die Sache ist klar. Sie hat telefonisch ein Taxi bestellt. Der Taxifahrer kam etwa um halb elf an, und Marilyn wartete bereits auf ihn.«
    »Vielleicht verrätst du mir jetzt auch noch, was Sergeant Sellers mit alldem zu tun hat.«
    »Frank Sellers hat insofern damit zu tun«, sagte Bertha, »weil sich das kleine Biest zur Rhoda Avenue 762 fahren ließ, und dort wurde, falls du’s noch nicht wissen solltest, Jeanette Latty, eine Zuhälterin oder Kupplerin oder wie man sie sonst bezeichnet, ermordet. Nach Ansicht der Polizei wurde der Mord zwischen zehn Uhr abends und drei Uhr morgens verübt. Es paßt also alles zusammen. Und jetzt, mein lieber Donald, versuch mal, dir ein paar Entschuldigungen für sie auszudenken. Dir fällt zwar immer irgendeine Ausrede ein, wenn es sich um ein junges Ding mit einer hübschen Fassade handelt, aber diesmal sehe ich schwarz.«
    Ich wollte etwas sagen, aber es klingelte wieder, und dann bellte Frank Sellers: »Aufmachen!«
    Bertha ließ ihn herein.
    »Haben Sie was herausgekriegt?« knurrte Sellers.
    »Und ob ich was herausgekriegt habe! Diese Schlampe bestellte ein Taxi, das gegen halb elf eintraf und sie zur Rhoda Avenue 762 brachte. Ich fuhr selbst raus, weil ich wissen wollte, was an der Adresse dran ist, und hörte, daß die Madam des Etablissements gestern nacht ermordet worden ist. Und da rief ich Sie an.«
    »Gute Arbeit, Bertha«, sagte Sellers und sah mich finster an. »Ist Donald in die Sache verwickelt?«
    »Keine Ahnung. Das wird sich ja herausstellen. Aber ich könnte wetten, daß er der Puppe auf den Leim gegangen ist. Er hat sie wohl für ein verfolgtes Unschuldslamm gehalten. Du meine Güte! Dabei stank die Geschichte zum Himmel — nichts als fauler Zauber von vorn bis hinten. Die Telefonanrufe, die Drohbriefe, die Lamentos,

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