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Kleine Fische zählen nicht

Kleine Fische zählen nicht

Titel: Kleine Fische zählen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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kann’s nicht beweisen.«
    »Da haben Sie Pech...« Ich legte eine Pause ein. »Ich könnte Ihnen den Beweis liefern.«
    »Wie?«
    »Gestern abend, nachdem Archer Marilyns Wohnung verlassen hatte, beschattete ich ihn. Er ging in zwei Telefonzellen und erledigte zwei Anrufe. Ich merkte mir die genaue Zeit. Ich hatte vorher meine Uhr mit der Normalzeit verglichen. Bertha nahm die anonymen Anrufe in Marilyns Wohnung auf Band auf, wählte sofort danach die Zeitansage im Telefon und nahm auch diese auf. Beide Male stimmt die Zeit bis auf die Sekunde haargenau überein.«
    »Sie konnten die Nummern nicht erkennen, die Archer wählte?«
    »Nein, aber das war auch nicht nötig. Fest steht, daß Bertha die Anrufe zum gleichen Zeitpunkt entgegennahm, zu dem ich sie abstoppte.«
    »Und Sie haben Archer beschattet?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Weil ich das Ganze für aufgelegten Schwindel hielt — sein Verhalten, die Erklärung, die er Bertha und mir gab, das Heckmeck mit der Geheimnummer in Marilyns Wohnung, die ständig geändert wurde, ohne daß auch nur das mindeste dabei heraussprang. Sie muß Archer die neue Nummer jedesmal gesagt haben und...«
    »Das ist nichts Neues. Bevor mir mit ihr fertig sind, wird sie singen und ihn mit dem Mord in Verbindung bringen. Die Anrufe und Drohbriefe haben sie nicht im geringsten beunruhigt. Das war reines Theater, das sie Ihnen und Bertha vorgaukelte, um sich das falsche Alibi zu verschaffen.«
    »Der Meinung bin ich nicht«, sagte ich. »Sie...«
    »Tja, aber ich bin davon überzeugt. Bleiben wir vorläufig mal bei diesem Archer. Sind Sie ihm gefolgt?«
    »Ja.«
    »Und dabei auf der Rhoda Avenue dem Streifenwagen über den Weg gelaufen?«
    »Man könnte richtiger sagen, der Streifenwagen ist mir ins Gehege gekommen.«
    »Dann war es Archer, den Sie beschatteten. Dann saß Archer in dem Wagen, der kurz vor Ihnen an dem Haus von Mrs. Latty vorbeikam; allem Anschein nach wollte er auskundschaften, ob die Luft rein war.«
    »Möglich, aber beschwören kann ich’s nicht. Ich verlor den Wagen, den ich beschattete, und dann...«
    »Machen Sie mir nichts vor«, sagte Sellers. »Sie folgten dem Wagen, und wie ich Sie kenne, hätten Sie sich niemals abhängen lassen... Kommen Sie, halbe Portion, für diesmal erlasse ich Ihnen die Prügel; aber abgekauft habe ich Ihnen von dem Geschwafel noch nichts. Falls Sie allerdings den Zeitpunkt der Anrufe bezeugen können und er mit der Zeitangabe auf dem Tonband übereinstimmt, dann haben Sie mir ein ganz hübsches Stück weitergeholfen... Steigen Sie ein.«
    »Wohin fahren wir?«
    »Einmal dürfen Sie raten.«
    »Zu Archer?« fragte ich.
    Sellers grinste. Er machte die Tür auf, schubste mich auf den Rücksitz, setzte sich neben mich, knallte die Tür zu und sagte zum Fahrer: »Auf geht’s.«

13

    Frank Sellers erkundigte sich über Sprechfunk im Präsidium nach Jarvis C. Archers Adresse und bekam sie umgehend mitgeteilt.
    Wie sich heraus stellte, lag seine Wohnung in einem neuen, modernen Viertel. Archers Haus war der Inbegriff hypermoderner Wohnkultur: viel Glas, riesige Schiebefenster, ein bis ins letzte durchkonstruierter Bau, bei dem jeder Quadratzentimeter für praktische Dinge ausgenutzt worden war.
    Das Haus war erleuchtet.
    »Kommen Sie, Lam«, sagte Sellers, »der Besuch hier geht auf Ihre Kappe, und gnade Ihnen Gott, falls ich eine Niete ziehe.«
    Wir stiegen die Stufen hinauf und klingelten.
    Die Frau, die an die Tür kam, war etwa Mitte Dreißig und hinreißend schön. Sie hatte große Augen, Grübchen, üppige Lippen, einen ausdrucksvollen Mund und lang geschwungene Wimpern. Sie war für den Abend im Haus angezogen: Toreadorhosen aus schwarzem Samt, die ihre Kurven betonten, eine Bluse aus Goldlamé, Goldbrokatsandalen mit hohen Absätzen und lange exotische Ohrringe.
    »Ja?« fragte sie ruhig, wobei sie sehr selbstsicher und vollkommen entspannt mitten in der weitgeöffneten Tür stehenblieb.
    »Polizei, Gnädigste«, sagte Sellers. »Wir möchten mit Mr. Jarvis C. Archer sprechen. Wohnt er hier?«
    »Ja.«
    »Ist er zu Haus?«
    »Ja.«
    »Sind Sie Mrs. Archer?«
    Sie lächelte, und die Grübchen traten noch mehr hervor. »Ja, das bin ich.«
    »Okay, dann lassen Sie sich von mir einen guten Rat geben.« Sellers nahm die halbzerkaute Zigarre aus dem Mund, um sie als Zeigestock zu benutzen und seinen Worten Nachdruck zu verleihen. »Wenn’s nach Anbruch der Dunkelheit klingelt und Sie an die Tür gehen, dann stellen Sie sich ja nicht mehr

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