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Kleine Freie Männer

Kleine Freie Männer

Titel: Kleine Freie Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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wäre nicht mehr da, oder?
    »Das stimmt nicht!«, flüsterte Tiffany. »Ich … mochte
    ihn …«
    Aber nicht sehr, gib es zu. Nicht die ganze Zeit über. Er wusste nicht, wie man richtig spielt, und er gehorchte nie.
    Du hast gedacht, dass es besser wäre, wenn er verloren ginge.
    Außerdem kann man nicht die ganze Zeit über jemanden mögen, dem immerzu die Nase läuft, fügte Tiffany in
    ihrem Kopf hinzu. Und außerdem frage ich mich …
    »Ich wünschte, ich könnte meinen Bruder finden«, sagte sie laut.
    Das schien keine Wirkung zu haben. Doch das Haus war
    voller Leute, die Türen öffneten und schlossen, riefen, sich gegenseitig in den Weg gerieten, und die Wir-sind-die-92
    Größten waren scheu, obgleich viele von ihnen Gesichter hatten, die aussahen wie ein Hut voller Knöchel.
    Fräulein Tick hatte davon gesprochen, dass man sich
    nichts wünschen, sondern Dinge tun sollte.
    Tiffany ging nach unten. Selbst einige der Frauen, die bei der Schur Vliese gerollt hatten, waren zum Farmhaus gekommen. Sie umringten Tiffanys Mutter, die am Tisch
    saß und weinte. Niemand bemerkte Tiffany. Das geschah
    oft.
    Sie schlich in die Molkerei, schloss sorgfältig die Tür, bückte sich und sah unter die Spüle.
    Die Tür sprang auf, und ihr Vater platzte herein. Er blieb stehen. Tiffany richtete sich schuldbewusst auf.
    »Er kann nicht unter der Spüle sein, Mädchen!«, sagte
    ihr Vater.
    »Ah …«, erwiderte Tiffany.
    »Hast du oben nachgesehen?«
    »Sogar auf dem Dachboden …«
    »Nun …« Tiffanys Vater wirkte sehr nervös und
    gleichzeitig ungeduldig. »Geh und … tu was!«
    »Ja, Vater.«
    Als sich die Tür wieder geschlossen hatte, blickte
    Tiffany erneut unter die Spüle.
    »Bist du da, Kröte?«
    »Hier unten gibt es kaum was zu holen«, antwortete die Kröte und zeigte sich. »Du hältst alles sehr sauber. Ich habe nicht einmal eine Spinne gefunden.«
    93
    »Dies ist dringend! «,schnappte Tiffany. »Mein kleiner Bruder wird vermisst. Er ist verloren gegangen, am
    helllichten Tag! Oben auf dem Kreideland, wo man
    meilenweit sehen kann!«
    »Oh, Schuak « , sagte die Kröte.
    »Wie bitte?«, fragte Tiffany.
    »Äh, das war ein Fluch auf Krötisch«, sagte die Kröte.
    »Entschuldige, aber …«
    »Hat das alles was mit Magie zu tun?«, fragte Tiffany.
    »Das ist doch nicht der Fall, oder?«
    »Ich hoffe nicht«, erwiderte die Kröte. »Aber ich
    fürchte, es hat tatsächlich etwas mit Magie zu tun.«
    »Haben die kleinen Männer Willwoll entführt?«
    »Wer, die Größten? Sie entführen keine Kinder.«
    Der Tonfall der Kröte verriet etwas. Sie entführen keine Kinder …
    »Weißt du, wer für das Verschwinden meines Bruders
    verantwortlich ist?«, fragte Tiffany.
    »Nein. Aber vielleicht wissen es die Größten«,
    antwortete die Kröte. »Fräulein Tick hat mir gesagt, dass du nicht …«
    »Jemand hat meinen Bruder entführt «,sagte Tiffany scharf. »Willst du mich etwa auffordern, die Hände in den Schoß zu legen?«
    »Nein, aber …«
    »Gut! Wo sind die Größten jetzt?«
    »Ich nehme an, sie halten sich versteckt. Immerhin
    suchen die Leute überall. Aber …«
    94
    »Wie kann ich sie zurückholen? Ich brauche sie!«
    »Äh, Fräulein Tick hat gesagt …«
    » Wie kann ich sie zurückholen? «
    »Äh … du möchtest sie also zurückholen?«, fragte die
    Kröte kummervoll.
    »Ja!«
    »Das möchte normalerweise kaum jemand«, sagte die
    Kröte. »Die Wir-sind-die-Größten sind nicht wie
    Heinzelmännchen. Wenn man sie im Haus hat, ist es besser umzuziehen.« Sie seufzte. »Trinkt dein Vater?«
    »Manchmal genehmigt er sich ein Bier«, sagte Tiffany.
    »Was hat das hiermit zu tun?«
    »Nur Bier?«
    »Nun, eigentlich sollte ich nichts von dem wissen, was mein Vater ›spezielles Schaf-Einreibemittel‹ nennt«, sagte Tiffany. »Oma Weh stellte es früher im alten Kuhstall
    her.«
    »Ist es stark?«
    »Es löst Löffel auf«, sagte Tiffany. »Es ist für besondere Anlässe. Vater meint, es ist nichts für Frauen, weil man davon Haare auf der Brust bekommt.«
    »Hol etwas davon, wenn du sichergehen möchtest, dass die Größten zurückkehren«, sagte die Kröte. »Es wird
    funktionieren, glaub mir.«
    Fünf Minuten später war Tiffany bereit. Wenige Dinge
    bleiben einem stillen Kind mit guten Augen verborgen –
    sie wusste, wo die Flaschen standen, und jetzt hatte sie eine. Der Korken steckte tief drin, mit einem Stück Stoff 95
    verklemmt, aber er war alt, und Tiffany konnte ihn mit der Spitze eines

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