Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kleine Freie Männer

Kleine Freie Männer

Titel: Kleine Freie Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
bereits in Schwierigkeiten.
    Keine Augen aus Feuer, keine Zähne aus Rasierklingen.
    Nicht hier, nicht in der wirklichen Welt, nicht in Tiffanys Heimat. Hier war der Hund blind, und es tropfte bereits Blut aus seinem Maul. Mit einem Mund voller
    Rasierklingen sollte man besser nicht springen …
    Das Geschöpf tat Tiffany fast Leid, als es schmerzerfüllt winselte, doch der Schnee kroch auf sie zu, und sie schlug den Hund mit der Bratpfanne. Er ging schwer zu Boden
    und blieb liegen.
    Weiter hinten fand ein Kampf statt. Schnee wirbelte auf und bildete einen weißen Dunst, und darin sah Tiffany
    129
    zwei dunkle Schemen, die sich drehten und nach etwas
    schnappten.
    Sie hämmerte an die Bratpfanne und rief, und ein
    Todeshund sprang aus dem wirbelnden Schnee und landete vor ihr. An jedem seiner Ohren hing ein Größter.
    Der Schnee näherte sich Tiffany. Sie wich zurück und
    beobachtete den herankommenden, knurrenden Hund. Die
    Bratpfanne hielt sie wie einen Schläger.
    »Komm«, flüsterte sie. »Spring!«
    Die Augen flammten, und dann sah der Hund hinab in
    den Schnee.
    Und verschwand. Der Schnee sank in den Boden. Das
    Licht veränderte sich.
    Tiffany und die Kleinen Riesen befanden sich wieder
    auf dem Kreideland. Überall richteten sich Größte auf.
    »Alles in Ordnung mit dir, Meisterin?«, fragte Rob
    Irgendwer.
    »Ja!«, sagte Tiffany. »Es war leicht! Wenn man sie vom Schnee lockt, sind es einfach nur Hunde!«
    »Wir sollten den Weg besser fortsetzen. Wir haben
    einige der Jungs verloren.«
    Tiffanys Freude löste sich auf.
    »Soll das heißen, sie sind tot?«, hauchte sie. Die Sonne schien, die Lerchen sangen … und kleine Männer waren
    gestorben.
    »O nein«, erwiderte Rob. »Wir sind diejenigen, die tot sind. Wusstest du das nicht?«
    130

6
    Die Schäferin

    »Ihr seid tot? « , fragte Tiffany und sah sich um. Größte standen auf und brummten, aber niemand von ihnen sagte:
    »Schlimm, schlimm, schlimm.« Und Rob Irgendwers
    Worte ergaben überhaut keinen Sinn.
    »Wenn ihr euch für tot haltet, was ist dann mit denen
    dort?«, fuhr sie fort und deutete auf einige kleine Leichen.
    »Oh, sie sind ins Land der Lebenden zurückgekehrt«,
    sagte Rob Irgendwer fröhlich. »Is' fast so gut wie dieses. Dort wird's ihnen nicht schlecht ergehen, und bestimmt dauert es nicht lange, bis sie zurückkehren. Kein Grund zur Trauer.«
    Die Wehs waren nicht sehr religiös, aber Tiffany glaubte zu wissen, wie die Dinge sein sollten, und sie begannen mit der Vorstellung, dass man lebte und nicht tot war.
    »Aber ihr lebt!«, betonte sie.
    131
    »O nein, Meisterin.« Rob half einem anderen Kobold
    auf die Beine. »Wir haben gelebt. Und wir waren gute Jungs im Land der Lebenden, deshalb wurden wir nach
    dem Tod hier wiedergeboren.«
    »Du meinst … Ihr glaubt, dass ihr woanders gestorben
    und dann hierher gekommen seid?«, fragte Tiffany. »Ihr haltet dies für den … Himmel? «
    »Ja!«, bestätigte Rob Irgendwer. »Und alles ist wie
    versprochen! Herrlicher Sonnenschein, gute Jagdmöglichkeiten, hübsche Blumen, singende Vögelchen …«
    »Ja, und dann noch das Kämpfen«, sagte ein anderer
    Größter. Und die anderen riefen:
    »Und das Stehlen!«
    »Und das Trinken und Kämpfen!«
    »Und die Kebabs!«, sagte der Doofe Wullie.
    »Aber hier gibt es schlimme Dinge!«, wandte Tiffany
    ein. »Ungeheuer!«
    »Ja«, erwiderte Rob und strahlte glücklich. »Is' alles da, selbst Dinge, gegen die man kämpfen kann!«
    »Aber wir leben hier!«, sagte Tiffany.
    »Vielleicht seid auch ihr Menschen in der Letzten Welt gut gewesen«, räumte Rob Irgendwer großzügig ein. »Ich hole nur schnell die Jungs zusammen, Meisterin.«
    Als Rob fortging, griff Tiffany in die Schürzentasche
    und zog die Kröte daraus hervor.
    »Oh, wir haben überlebt«, sagte sie. »Erstaunlich.
    Übrigens gibt es eindeutig Anlass, den Eigentümer dieser Hunde zu verklagen.«
    132
    »Was?« Tiffany runzelte die Stirn. »Wovon redest du da?«
    »Ich … ich … weiß nicht«, sagte die Kröte. »Der
    Gedanke erschien einfach so in meinem Kopf. Vielleicht wusste ich was über Hunde, als ich ein Mensch war?«
    »Hör mal, die Größten glauben, sie wären im Himmel!
    Sie denken, sie sind gestorben und hierher gekommen!«
    »Und?«, erwiderte die Kröte.
    »Das kann doch nicht stimmen! Man lebt hier und findet sich nach dem Tod irgendwo anders im Himmel wieder!«
    »Die Größten behaupten das ebenfalls, nur auf andere
    Weise«, entgegnete die Kröte. »Wie

Weitere Kostenlose Bücher