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Kleine Freie Männer

Kleine Freie Männer

Titel: Kleine Freie Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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dem auch sei, viele Krieger glauben, dass sie nach dem Tod in irgendeinem
    himmlischen Land erwachen. Wo sie trinken, kämpfen und die ganze Zeit über feiern können. Vielleicht ist dies tatsächlich das Paradies der Kleinen Riesen.«
    »Aber dies ist die wirkliche Welt!«
    »Na und? Die Größten glauben es eben. Außerdem sind
    sie nur klein. Vielleicht ist es im Universum ein wenig eng geworden, und die Paradiese müssen überall dort unter-gebracht werden, wo Platz ist. Ich bin eine Kröte, und du verstehst sicher, dass ich in dieser Hinsicht nur spekulieren kann. Vielleicht irren sie sich. Vielleicht irrst du dich.
    Vielleicht irre ich mich.«
    Ein kleiner Fuß stieß gegen Tiffanys Stiefel.
    »Wir sollten jetzt besser los, Meisterin«, sagte Rob
    Irgendwer. Er hatte sich einen toten Größten über die
    Schulter gelegt. Auch andere trugen Leichen.
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    »Ah … wollt ihr sie begraben?«, fragte Tiffany.
    »Ja, sie brauchen diese alten Körper nicht mehr, und es ist nicht richtig, sie einfach rumliegen zu lassen«, erwiderte Rob Irgendwer. »Außerdem, wenn die Großen kleine
    Totenköpfe und Knochen finden, werden sie vielleicht
    neugierig, und wir möchten nicht, dass sie herumschnüffeln. Was natürlich nicht dich betrifft«, fügte er hinzu.
    »Das ist sehr, äh, praktisch gedacht«, sagte Tiffany und gab auf.
    Der Größte deutete zu einem fernen Erdhügel, auf dem
    Gestrüpp und kleine Bäume wuchsen. Auf vielen
    Erdhügeln gab es solche Bäume, deren Wurzeln den
    Vorteil des tieferen Bodens nutzten. Angeblich brachte es Unglück, sie zu fällen.
    »Es ist jetzt nicht mehr weit«, sagte er.
    »Ihr wohnt in einem solchen Erdhügel?«, fragte Tiffany.
    »Ich habe sie immer für die Gräber alter Stammesober-
    häupter gehalten.«
    »Oh, da liegt'n alter König nebenan, aber er macht keine Schwierigkeiten«, sagte Rob. »Bei uns stolpert man nicht über Skelette, falls du das befürchtest. Und es mangelt nicht an Platz, du wirst sehen.«
    Tiffany blickte zum endlosen blauen Himmel über dem
    endlosen grünen Kreideland empor. Alles wirkte so
    friedlich, eine Welt entfernt von kopflosen Männern und großen wilden Hunden.
    Was wäre geschehen, wenn ich Willwoll nicht zum Fluss
    gebracht hätte?, dachte sie. Womit wäre ich dann jetzt beschäftigt? Wahrscheinlich damit, Käse herzustellen …
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    Dann hätte ich nichts von all diesen Dingen erfahren.
    Dann hätte ich nicht gewusst, dass ich im Himmel lebe, auch wenn es nur der Himmel eines Clans kleiner blauer Männer ist. Ich wüsste nichts von Leuten, die auf
    Bussarden fliegen.
    Ich habe nie zuvor Ungeheuer getötet.
    »Woher kommen sie?«, fragte Tiffany. »Wie heißt der
    Ort, von dem die Ungeheuer kommen? «
    »Oh, vermutlich kennst du ihn gut«, sagte Rob
    Irgendwer. Sie näherten sich dem Erdhügel, und Tiffany glaubte, Rauch zu riechen.
    »Tatsächlich?«, erwiderte sie.
    »Ja. Aber den Namen nenne ich nicht im Freien. Ich
    flüstere ihn nur, an einem sicheren Ort, nicht unter diesem Himmel.«
    Für ein Kaninchenloch war es zu groß, und Dachse
    lebten hier oben nicht. Der Zugang zum Innern des
    Erdhügels war im Gestrüpp versteckt, und jeder hätte dort den Bau eines Tiers vermutet.
    Tiffany war dünn, trotzdem musste sie die Schürze
    abnehmen und auf dem Bauch kriechen, um das Loch zu
    erreichen. Und mehrere Größte schoben von hinten, damit sie hindurchkam.
    Wenigstens stank es nicht, und auf der anderen Seite des Lochs war es nicht mehr so eng. Eigentlich diente der
    Zugang nur zur Tarnung. Im Innern des Erdhügels gab es so viel Platz wie in einem recht großen Zimmer – in der Mitte war alles offen, und an den Wänden erstreckten sich kleine Galerien. Dort wimmelte es von Kobolden, die
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    Kleidung wuschen, stritten, nähten, kämpften und bei allen ihren Aktivitäten versuchten, möglichst laut zu sein. Einige hatten weiße Strähnen in Haar und Bart. Viel jüngere
    Größte, nur wenige Zoll groß, sausten nackt hin und her und schrien dabei aus vollem Hals. Nach zwei Jahren mit Willwoll wusste Tiffany, was das bedeutete.
    Von Mädchen fehlte jede Spur. Es gab keine Kleinen
    Riesinnen.
    Doch … da war eine.
    Die zankende, geschäftige Menge teilte sich, um sie
    durchzulassen. Sie trat an Tiffanys Füße heran und war hübscher als die männlichen Größten, allerdings gab es viele Dinge auf der Welt, die hübscher waren als zum
    Beispiel der Doofe Wullie. Wie die anderen hatte sie rotes Haar und wirkte sehr entschlossen.
    Sie machte

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