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Kleine Freie Männer

Kleine Freie Männer

Titel: Kleine Freie Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Kind Bauklötze aufeinander legt. Hier und dort bildeten die großen Steine Kreise, und manchmal stand ein einzelner Stein ganz allein da. Viele Leute mussten ziemlich lange damit beschäftigt gewesen sein, die Steine hierher zu
    schaffen. Es hieß, dass hier einmal Menschenopfer
    dargebracht worden waren, angeblich als Teil irgendeiner alten Religion. Manchmal hieß es auch, dass die Steine uralte Gräber markierten.
    Hin und wieder behauptete jemand, sie wären eine
    Warnung: Haltet euch von diesem Ort fern!
    Wenn sie eine Warnung waren, so hatte Tiffany nicht
    darauf geachtet. Mit ihren Schwestern war sie einige Male hier gewesen, als Mutprobe, falls es hier irgendwelche Totenköpfe gab. Aber die Erdhügel bei den Steinen waren Jahrtausende alt. Jetzt fand man dort nur noch
    Kaninchenlöcher.
    »Sonst noch etwas, Meisterin?«, fragte Hämisch höflich.
    »Nein? Dann mache ich mich auf den Weg…«
    Er hob die Arme über den Kopf und lief los. Tiffany
    zuckte zusammen, als der Bussard dicht an ihr vorbeisauste und den kleinen Mann hochhob.
    »Wie kann ein fünfzehn Zentimeter großer Mann einen
    Vogel derart abrichten?«, fragte sie, als der Bussard
    kreisend aufstieg.
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    »Ach, dazu ist nur ein bisschen Freundlichkeit nötig,
    Meisterin«, sagte Nicht-so-groß-wie-der-mittelgroße-Jock-aber-größer-als-der-kleine-Jock-Jock.
    »Wirklich?«
    »Ja, und jede Menge Gemeinheit«, fuhr Nicht-so-groß-
    wie-der-mittelgroße-Jock-aber-größer-als-der-kleine-Jock-Jock fort. »Hämisch richtet sie ab, indem er mit einem Kaninchenfell umherläuft, bis ein Vogel zu ihm
    herabstößt.«
    »Das klingt schrecklich!«, sagte Tiffany.
    »Ach, es ist gar nicht so schlimm. Hämisch schickt sie mit 'nem Kopfstoß ins Reich der Träume und gibt ihnen ein besonderes Öl in den Schnabel«, erklärte Nicht-so-groß-
    wie-der-mittelgroße-Jock-aber-größer-als-der-kleine-Jock-Jock. »Wenn der Vogel erwacht, hält er ihn für seine Mami und macht alles, was er will.«
    Der Bussard war nur noch ein ferner Punkt am Himmel.
    »Er scheint kaum Zeit auf dem Boden zu verbringen!«,
    sagte Tiffany.
    »Ja. Nachts schläft er im Bussardnest, Meisterin. Er
    meint, dort hätte er es wundervoll warm. Ansonsten fliegt er«, fügte Nicht-so-groß-wie-der-mittelgroße-Jock-aber-größer-als-der-kleine-Jock-Jock hinzu. »Er is' nur dann glücklich, wenn er den Wind unterm Kilt spürt.«
    »Und den Vögeln macht das nichts aus?«
    »Nein, Meisterin. Alle Vögel und Tiere hier wissen, dass es gut ist, mit den Wir-sind-die-Größten befreundet zu sein, Meisterin.«
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    »Wissen sie das?«
    »Nun, um ganz ehrlich zu sein, Meisterin … Es ist eher so: Sie wissen, dass es sehr, sehr schlecht ist, nicht mit den Wir-sind-die-Größten befreundet zu sein.«
    Tiffany sah zur Sonne. Es blieben nur noch einige
    wenige Stunden, bis sie unterging.
    »Ich muss den Eingang finden«, sagte sie. »Hör mal,
    Nicht-so-klein-wie…«
    »Nicht-so-groß-wie-der-mittelgroße-Jock-aber-größer-
    als-der-kleine-Jock-Jock, Meisterin«, sagte der Kobold geduldig.
    »Ja, danke. Wo ist Rob Irgendwer? Wo sind alle
    anderen? «
    Der junge Größte wirkte ein wenig verlegen.
    »Da drin findet eine Art Debatte statt, Meisterin«,
    antwortete er.
    »Wir müssen meinen Bruder finden! Ich bin hier die Kelda, oder?«
    »Es ist ein bisschen kom-pli-zier-ter, Meisterin. Bei der Debatte geht es um dich …«
    » Was reden sie über mich?«
    Nicht-so-groß-wie-der-mittelgroße-Jock-aber-größer-
    als-der-kleine-Jock-Jock sah aus, als wünschte er sich an einen anderen Ort.
    »Äh, sie sprechen darüber … äh … sie …«
    Tiffany gab auf. Der Kobold errötete. Sein blaues
    Gesicht würde dadurch hässlich violett. »Ich krieche
    durchs Loch zurück. Bitte schieb an meinen Stiefeln.«
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    Als sich ihre Augen wieder an die Düsternis gewöhnt
    hatten, sah sie, dass es auf den Galerien erneut von
    Kobolden wimmelte. Einige von ihnen waren beim
    Waschen, und andere hatten ihr Haar aus irgendeinem
    Grund mit Öl geglättet. Sie alle sahen Tiffany an, als hätte sie sie bei etwas Schrecklichem erwischt.
    »Wir sollten aufbrechen, wenn wir der Königin folgen
    wollen«, sagte sie und blickte auf Rob Irgendwer hinab, der sein Gesicht in einem Becken aus einer halben
    Walnuss-schale gewaschen hatte. Wasser tropfte von
    seinem jetzt geflochtenen Bart. In sein Haar waren auch drei Zöpfe geflochten. Wenn er sich schnell umgedreht
    hätte, wäre vermutlich jemand zu Tode gepeitscht

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