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Kleine Freie Männer

Kleine Freie Männer

Titel: Kleine Freie Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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zurückbleiben müssen.«
    »War sie auch deine Mutter?«, fragte Tiffany leise.
    »Nein. Sie warrr meine Schwester. Hat sie dir nicht
    gesagt, dass eine Kelda einige ihrer Brüder mitnimmt,
    wenn sie zu einem neuen Clan geht? Allein unter
    Frrremden wirrrd einem das Herz zu schwer.« Der Dudler seufzte. »Im Lauf der Zeit, wenn die Kelda geheiratet hat, ist der Clan voll von ihren Söhnen, und dann gibt es keine Einsamkeit mehr für sie.«
    »Aber für dich dürfte es recht einsam sein«, sagte
    Tiffany.
    »Du bist schnell von Begrrriff, das muss ich dir lassen«, erwiderte William. »Ich bin der Letzte von denen, die
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    hierher gekommen sind. Wenn dies vorbei ist, bitte ich die nächste Kelda um Erlaubnis, zu meinem Volk in den
    Bergen zurückzukehren. Dies ist ein guuutes Land, und
    meine Neffen haben hier einen guuuten Clan, aber ich
    möchte in der Heide sterben, wo ich geboren bin. Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, Kelda …«
    Er ging fort und verschwand in der Düsternis der Höhle.
    Tiffany wollte plötzlich nach Hause. Vielleicht lag es nur an Williams Trauer, aber sie fühlte sich plötzlich wie eingesperrt im Erdhügel.
    »Ich muss hier raus«, murmelte sie.
    »Gute Idee«, sagte die Kröte. »Du musst den Ort finden, wo die Zeit nicht stimmt.«
    »Wie soll ich das machen?«, jammerte Tiffany. »Man
    kann Zeit nicht sehen!«
    Sie schob die Arme durch das Zugangsloch und kroch
    nach draußen an die frische Luft …
    Es gab eine große alte Uhr im Farmhaus, die einmal in
    der Woche gestellt wurde. Wenn Tiffanys Vater den Markt in Reusenquell besuchte, schrieb er dort auf, wie die Zeiger der großen Uhr standen, und wenn er wieder zu Hause war, schob er die Zeiger der Farmhausuhr an die entsprechenden Positionen. Eigentlich war die Uhr nur ein Schmuckstück.
    Wenn man wissen wollte, wie spät es war, sah man zur
    Sonne. Die Sonne konnte nicht nachgehen.
    Tiffany lag zwischen den Dornbüschen und hörte ihre
    Blätter im Wind rascheln. Der Erdhügel war wie eine
    kleine Insel im endlosen Grasland. Späte Primeln und
    sogar einige Fingerhüte wuchsen hier im Schutz des
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    Gebüschs. Tiffanys Schürze lag dort, wo sie sie zuvor
    zurückgelassen hatte.
    »Sie hätte mir einfach sagen können, wo ich Ausschau
    halten muss«, sagte sie.
    »Sie kannte den Ort nicht«, erwiderte die Kröte. »Sie
    wusste nur um die Zeichen.«
    Tiffany rollte sich vorsichtig auf den Rücken und sah
    zwischen den niedrigen Zweigen zum Himmel hoch. Er
    wird hervorleuchten, hatte die Kelda gesagt …
    »Ich glaube, ich sollte mit Hämisch reden«, sagte sie.
    »In Ordnung, Meisterin«, ertönte eine Stimme an ihrem
    Ohr. Tiffany drehte den Kopf.
    »Wie lange bist du schon hier?«, fragte sie.
    »Eine ganze Weile, Meisterin«, antwortete der Kobold.
    Andere blickten hinter Ästen und unter Blättern hervor. Es hielten sich mindestens zwanzig auf dem Erdhügel auf.
    »Ihr habt mich die ganze Zeit beobachtet?«
    »Ja, Meisterin. Es ist unsere Aufgabe, über unsere Kelda zu wachen. Ich bin ohnehin die meiste Zeit über hier, weil ich lerne, ein Dudler zu werden.« Der junge Größte hob stolz eine Mäusedudel. »Und da drin wollen sie mich nicht spielen lassen. Sie sagen, mein Dudeln hört sich an wie eine Spinne, die versucht, durch ihre Ohren zu furzen, Meisterin.«
    »Aber was passiert, wenn ich mal … ich meine, wenn
    ich … Was passiert, wenn ich sage, dass ich nicht
    beobachtet werden möchte?«
    »Wenn es sich um einen gewissen Ruf der Natur
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    handelt, Meisterin – der Abort is' dort drüben in der
    Kalkgrube. Sag einfach, dass du dorthin willst, und ich verspreche dir, dass niemand kiekt, mein Wort drauf«,
    sagte der Größte.
    Tiffany sah ihn an, wie er zwischen den Primeln stand
    und voller Stolz und besorgtem Pflichtbewusstsein strahlte.
    Er war jünger als die meisten anderen, hatte nicht so viele Narben und Beulen. Seine Nase war nicht einmal
    gebrochen.
    »Wie heißt du, Kobold?«, fragte Tiffany.
    »Nicht-so-groß-wie-der-mittelgroße-Jock-aber-größer-
    als-der-kleine-Jock-Jock, Meisterin. Es gibt nicht so viele Größte-Namen, weißt du, deshalb müssen wir sie teilen.«
    »Nun, Nicht-so-groß-wie-der-kleine-Jock …«, begann
    Tiffany.
    »Das ist Der-mittelgroße-Jock, Meisterin«, sagte Nicht-so-groß-wie-der-mittelgroße-Jock-aber-größer-als-der-
    kleine-Jock-Jock.
    »Nun, Nicht-nicht-so-groß-wie-der-mittelgroße-Jock-
    aber-größer-als-der-kleine-Jock, ich kann …«
    »Der Name lautet

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