Kleine Freie Männer
worden.
»Äh«, sagte er, »es gibt da eine kleine Angelegenheit, die geregelt werden muss, Kelda.« Er drehte das winzige Handtuch hin und her. Wenn Rob Irgendwer etwas hin-und herdrehte, so war er besorgt.
»Ja?«, erwiderte Tiffany.
»Äh … möchtest du eine Tasse Tee?«, fragte Rob
Irgendwer. Ein Kobold wankte vor und hob eine goldene
Tasse, die einst vielleicht für einen König bestimmt
gewesen war.
Tiffany nahm sie, denn sie hatte tatsächlich Durst. Von der Menge kam ein Seufzen, als sie den Tee trank. Er
schmeckte recht gut.
»Wir ham einem reisenden Händler, der an der Straße
schlief, einen Beutel davon gestohlen«, erklärte Rob
Irgendwer. »Gutes Zeug, nicht wahr?«
Tiffanys Tasse verharrte auf halbem Wege zu ihren
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Lippen. Vielleicht begriffen die Kobolde nicht, wie laut sie flüsterten, denn ihr Ohr befand sich auf gleicher Höhe mit einem Gespräch.
»Sie ist ein wenig groß, nichts für ungut.«
»Ja, aber die Kelda muss groß sein, weißt du, damit sie viele kleine Kinder bekommt.«
»Zugegeben, eine große Frau is' schön und gut, aber wenn 'n Kerl mit dieser zu schmusen versucht, muss die Stelle, an der er gestern aufgehört hat, mit Kreide markiert sein.«
»Und sie ist ein bisschen jung.«
»Dann braucht sie noch nicht viele Kinder zu haben.
Oder vielleicht nicht zu viele pro Geburt. Zum Beispiel nicht mehr als zehn.«
»Potz Blitz, Jungs, wovon brabbelt ihr da? Sie wird sich ohnehin für Rob Irgendwer entscheiden. Man sieht, wie sehr dem armen großen Mann die Knie vor ihr zittern!«
Tiffany lebte auf einer Farm. Man glaubt nicht lange
daran, dass Störche kleine Kinder bringen oder dass man sie unter Büschen findet, wenn man auf einer Farm wohnt und erlebt, dass eine Kuh mitten in der Nacht beim Kalben Probleme bekommt. Tiffany hatte bei den Lammungen
geholfen, weil kleine Hände bei schwierigen Fällen sehr nützlich waren. Sie wusste über die Beutel mit roter Farbe Bescheid, die man Böcken an die Brust band, und warum
man später wusste, dass die Mutterschafe mit den roten Flecken auf dem Rücken im Frühling Lämmer bekommen
würden. Es ist erstaunlich, was ein stilles, aufmerksames Kind lernen kann, unter anderem auch Dinge, von denen
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die Erwachsenen glauben, dass es dafür noch zu jung ist.
Tiffany bemerkte Fion auf der anderen Seite der Höhle.
Sie lächelte auf eine beunruhigende Weise.
»Was geschieht hier, Rob Irgendwer?«, fragte sie und
legte die Worte sorgfältig nieder.
»Äh … es sind die Clanregeln, weißt du«, antwortete der Größte verlegen. »Du bist die neue Kelda, und, äh, wir müssen dich fragen, weißt du, ganz gleich, was wir davon halten, wir müssen dich fragen grummel grummel grummel …« Er wich rasch zurück.
»Das habe ich nicht ganz verstanden«, sagte Tiffany.
»Wir haben uns gründlich geschrubbt, weißt du«, sagte
Rob Irgendwer. »Einige der Jungs haben sogar im Tauteich gebadet, obwohl wir erst Mai haben, und der Große Yan
hat sich zum ersten Mal in seinem Leben unter den Armen gewaschen, und der Doofe Wullie hat dir einen
Blumenstrauß geholt …«
Der Doofe Wullie trat vor, voller nervösem Stolz, und
hob das bereits erwähnte Bukett. Vermutlich waren es hübsche Blumen gewesen, aber offenbar wusste er nicht, wie man einen Strauß band und ihn danach präsentierte.
Stängel, Blätter und Blüten hingen in allen Richtungen aus seiner Faust.
»Sehr hübsch«, sagte Tiffany und trank einen weiteren
Schluck Tee.
»Gut, gut.« Rob Irgendwer wischte sich die Stirn ab.
»Vielleicht kannst du uns jetzt sagen grummel grummel
grummel …«
»Sie wollen wissen, wen von ihnen du heiraten willst«, 180
sagte Fion laut. »So sind die Regeln. Du musst eine Wahl treffen oder aufhören, die Kelda zu sein. Wähle deinen Mann und benenne den Tag.«
»Ja«, bestätigte Rob Irgendwer und mied Tiffanys Blick.
Tiffany hielt die Tasse ganz ruhig, aber nur deshalb, weil sie plötzlich keinen Muskel mehr rühren konnte. Sie
dachte:
Aaarghl Dies passiert nicht wirklich! Ich kann nicht …
Er kann nicht … Wir können nicht … Sie sind nicht einmal
… Dies ist lächerlich! Lauf weg!
Doch sie war sich hunderter nervöser Gesichter in den
Schatten bewusst. Es ist sehr wichtig, wie du mit dieser Sache fertig wirst, sagten die Zweiten Gedanken. Sie
beobachten dich alle. Und Fion wartet darauf, wie du dich verhältst. Du solltest eigentlich keine Abneigung haben gegen ein Mädchen, das hundertzwanzig
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