Kleine Freie Männer
Zentimeter
kleiner ist als du, aber du kannst sie nicht ausstehen.
»Das kommt unerwartet«, sagte Tiffany und rang sich
ein Lächeln ab. »Natürlich ist es eine große Ehre.«
»Ja, ja«, sagte Rob Irgendwer und blickte zu Boden.
»Und ihr seid so viele, dass mir die Wahl schwer fällt«, fuhr Tiffany fort und lächelte noch immer. Und ihre
Zweiten Gedanken sagten: Er ist auch nicht glücklich
darüber!
»Ja, kann ich mir denken«, sagte Rob Irgendwer.
»Ich brauche ein wenig frische Luft, während ich
darüber nachdenke«, fügte Tiffany hinzu und ließ das
Lächeln auf den Lippen, bis sie sich wieder außerhalb des Erdhügels befand.
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Sie kauerte sich nieder und suchte zwischen den Blättern der Primeln. »Kröte!«, rief sie.
Die Kröte kam zum Vorschein und kaute etwas. »Hm?«,
fragte sie.
»Sie wollen mich heiraten!«
»Mm pfmm ffm mm?«
»Was frisst du da?«
Die Kröte schluckte. »Eine unterernährte Schnecke«,
antwortete sie.
»Ich habe gesagt, dass sie mich heiraten wollen!«
»Und?«
»Und? Ich meine … Überleg doch mal!«
»Oh, ja, natürlich, der Größenunterschied«, sagte die
Kröte. »Jetzt erscheint er dir vielleicht gering, aber wenn du eins fünfundsechzig groß bist, misst er noch immer nur fünfzehn Zentimeter …«
»Mach dich nicht über mich lustig! Ich bin die Kelda!«
»Ja, genau, und das ist es ja gerade«, erwiderte die
Kröte. »Du bist die Kelda, und dabei gibt es bestimmte Regeln. Die neue Kelda heiratet einen Krieger ihrer Wahl, lässt sich mit ihm nieder und bekommt viele, viele
Kobolde. Es wäre eine schreckliche Beleidigung für die Größten, wenn du ablehnen würdest …«
»Ich heirate keinen Größten! Ich kann nicht hunderte
von Babys bekommen! Sag mir, was ich machen soll!«
»Ich? Ich soll der Kelda sagen, was sie machen soll? Das würde ich nie wagen«, sagte die Kröte. »Und es gefällt mir nicht, angeschrien zu werden. Selbst Kröten haben ihren 182
Stolz.« Sie kroch in die Blätter zurück.
Tiffany atmete tief durch und wollte schreien, doch sie blieb still.
Die alte Kelda muss davon gewusst haben, dachte sie.
Was bedeutet … Sie war sicher, dass ich damit fertig
werde. Es waren einfach nur Regeln, und die Größten
mussten sich daran halten. Niemand von ihnen wollte ein großes Mädchen wie Tiffany heiraten, obwohl das niemand von ihnen zugegeben hätte. Doch es galt, die Regeln zu achten.
Es gab einen Ausweg, ganz bestimmt. Es musste einen
geben. Aber ihr blieb keine andere Wahl, als einen
Ehemann zu wählen und den Tag zu benennen. Darauf
hatte man sie hingewiesen.
Eine Zeit lang starrte Tiffany ins Dorngebüsch. Hm,
dachte sie.
Sie kroch ins Innere des Erdhügels zurück.
Die Kobolde warteten nervös. Alle vernarbten und
bärtigen Gesichter waren ihr zugewandt.
»Ich wähle dich, Rob Irgendwer«, sagte Tiffany.
Rob Irgendwers Gesicht verwandelte sich in eine Fratze des Entsetzens. Sie hörte, wie er leise »Oh, potz Blitz«
murmelte.
»Aber natürlich steht es der Braut zu, den Tag zu
benennen«, sagte Tiffany fröhlich. »Das ist allgemein
bekannt.«
»Ja«, erwiderte Rob Irgendwer mit zitternder Stimme.
»So will es die Tradition.«
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»Na schön.« Tiffany holte tief Luft. »Am Ende der Welt gibt es ein großes Gebirge aus Granit, eine Meile hoch«, sagte sie. »Jedes Jahr fliegt ein kleiner Vogel zum höchsten Gipfel und wetzt seinen Schnabel daran. Wenn der kleine Vogel den Berg auf die Größe eines Sandkorns abgetragen hat … An dem Tag heirate ich dich, Rob Irgendwer
Größter!«
Rob Irgendwers Entsetzen verwandelte sich in Panik,
doch dann zögerte er und begann zu lächeln.
»Ja, gute Idee«, sagte er langsam. »Man soll die Dinge nicht überstürzen.«
»Da hast du vollkommen Recht«, bestätigte Tiffany.
»Dadurch ham wir Zeit genug, die Gästeliste
zusammenzustellen un' so«, fuhr der Kobold fort.
»Stimmt.«
»Außerdem gibt's da noch die Sache mit dem
Hochzeitskleid und den Blumen un' so weiter«, sagte Rob Irgendwer, der mit jeder Sekunde fröhlicher wirkte. »So was kann ewig dauern.«
»O ja«, sagte Tiffany.
»In Wirklichkeit hat sie gerade nein gesagt!«, entfuhr es Fion. »Der Vogel braucht Millionen von Jahren, um …«
»Sie hat ja gesagt!«, rief Rob Irgendwer. »Ihr habt es alle gehört, Jungs! Und sie hat den Tag benannt! Wie es die Regeln verlangen!«
»Kein Problem mit dem Berg«, brummte der Doofe
Wullie, der noch immer die Blumen in der Hand hielt.
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