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Kleine Freie Männer

Kleine Freie Männer

Titel: Kleine Freie Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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gehört zu mir. Er gehört zu meinem Ort, zu meinem Zuhause, er ist mein
    Bruder! Wie kann es jemand wagen, das anzurühren, was
    mir gehört!
    Tiffany war dazu erzogen worden, nicht egoistisch zu
    sein. Sie wusste, dass sie nicht egoistisch war, nicht im üblichen Sinne. Sie versuchte, an andere Leute zu denken.
    Nie nahm sie die letzte Scheibe Brot. Dies war ein anderes Gefühl.
    Sie war nicht tapfer oder edel oder freundlich. Sie war aufgebrochen, weil dies getan werden musste und etwas
    anderes überhaupt nicht infrage kam. Sie dachte an …

    … Oma Wehs Licht, das langsam über das Kreideland glitt, in bitterkalten klaren Nächten und während der fürchterlichsten Unwetter. Sie rettete Lämmer vor dem Frost und Böcke vor der Klippe. Sie fror, stemmte sich dem Wind entgegen und stapfte durch die Nacht, wegen
    irgendeines dummen Schafs, das nicht danke sagte, am nächsten Tag wieder so dumm sein würde und sich
    vielleicht in die gleichen Schwierigkeiten brachte. Und sie tat es, weil es undenkbar war, es nicht zu tun.
    Einmal waren Oma Weh und Tiffany auf dem Weg einem Händler und seinem Esel begegnet. Es war ein kleiner 215
    Esel, kaum zu sehen unter den vielen Waren, die er tragen musste. Und der Händler schlug auf ihn ein, weil er gefallen war.
    Tiffany hatte bei dem Anblick geweint, und Oma Weh hatte sie angesehen und dann etwas zu Donner und Blitz gesagt.
    Der Händler wandte sich vom Esel ab, als er das
    Knurren hörte. Die Schäferhunde gingen zu beiden Seiten des Mannes in Position, so dass er sie nicht beide gleichzeitig sehen konnte. Er hob den Stock, als wollte er Blitz schlagen, und Donner knurrte lauter.
    »Davon rate ich dir ab«, sagte Oma.
    Der Mann war nicht dumm. Die Augen der Hunde sahen wie Stahlkugeln aus. Er ließ den Arm sinken.
    »Weg mit dem Stock«, sagte Oma. Der Mann kam der
    Aufforderung nach und ließ den Stock in den Staub fallen, als wäre er plötzlich unerträglich heiß geworden.
    Oma Weh trat vor und hob ihn auf. Tiffany erinnerte sich daran, dass es eine Weidenrute gewesen war, lang und wie eine Peitsche.
    Ganz plötzlich, so schnell, dass ihre Hand nur ein Schemen war, zog Oma dem Mann die Rute zweimal
    durchs Gesicht – es blieben zwei lange rote Striemen zurück. Er begann, sich zu bewegen, doch irgendein verzweifelter Gedanke musste ihn gerettet haben, denn die Hunde warteten ungeduldig auf den Befehl zum Sprung.
    »Tut weh, nicht wahr?«, fragte Oma freundlich. »Nun, ich weiß, wer du bist, und ich schätze, du weißt auch, wer ich bin. Du verkaufst Töpfe und Pfannen, und sie sind nicht 216
    schlecht, wenn ich mich recht entsinne. Aber wenn ich es sage, kannst du in meinem Hügelland nichts mehr
    verkaufen. Sei gewarnt. Du solltest deinen Esel füttern, anstatt ihn zu schlagen. Hast du verstanden?«
    Der Mann nickte mit geschlossenen Augen.
    »Das genügt«, sagte Oma Weh, und sofort wurden die beiden Hunde zu zwei gewöhnlichen Schäferhunden, die rechts und links von ihr Platz nahmen und die Zungen aus ihren Mäulern hängen ließen.
    Tiffany beobachtete, wie der Mann einen Teil der Last löste und sich selbst auf den Rücken packte. Dann trieb er den Esel sehr behutsam an und setzte den Weg fort. Oma sah ihm nach, wahrend sie ihre Pfeife mit dem Fröhlichen Seemann stopfte. Sie zündete den Tabak an und sagte, als wäre ihr der Gedanke gerade in den Sinn gekommen:
    »Man muss denen helfen, die sich nicht selbst helfen können. Und manchmal muss man für die sprechen, die keine Stimme haben.«

    Tiffany dachte: Bedeutet es dies, eine Hexe zu sein? So etwas habe ich nicht erwartet! Wann passieren die guten Dinge?
    Sie stand auf. »Gehen wir«, sagte sie.
    »Bist du nicht müde?«, fragte Rob.
    »Wir müssen weiter!«
    »Ja? Nun, die Königin is' vermutlich zu ihrem Platz
    hinter dem Wald unterwegs. Wenn wir dich nicht tragen, dauert es ein paar Stunden …«
    217
    »Ich gehe!« Die Erinnerung an das große tote Gesicht
    der Trom versuchte, in Tiffanys Bewusstsein zurück-
    zukehren, aber der Zorn ließ ihr keinen Platz. »Wo ist die Bratpfanne? Danke! Also los!«
    Sie stapfte durch den Wald aus sonderbaren Bäumen.
    Die Hufspuren glühten fast in der Düsternis. Hier und dort wurden sie von anderen Spuren gekreuzt. Manche von
    ihnen stammten vielleicht von Vögeln; andere, runde
    Abdrücke wusste Tiffany nicht zu deuten. Einige
    gewundene Linien im Schnee gingen vielleicht auf
    Schlangen zurück, wenn es so etwas wie Schneeschlangen gab.
    Die Kobolde liefen

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