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Kleine Freie Männer

Kleine Freie Männer

Titel: Kleine Freie Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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meinte, sie würde ihm keinen Schaden
    zufügen«, sagte Tiffany. »Das stimmt, nicht wahr?«
    Man konnte die Wir-sind-die-Größten wie ein Buch
    lesen. Und es war ein großes, einfaches Buch mit Bildern vom Hund Wuffel und einem großen roten Ball und ein
    oder zwei kurzen Sätzen pro Seite. Was die Kobolde
    dachten, erschien sofort in ihrem Gesicht, und jetzt sagte ihr Blick: Potz Blitz, hoffentlich stellt sie nicht die Frage, die wir nicht beantworten möchten …
    »Das stimmt doch, oder?«, fragte Tiffany.
    »Äh, ja«, erwiderte Rob Irgendwer langsam. »Da hat sie dich nich' belogen. Die Königin wird versuchen, nett zu ihm zu sein, aber sie weiß nicht wie. Sie ist Elfin. Elfen verstehen sich nicht gut darauf, an andere zu denken.«
    »Was passiert mit meinem Bruder, wenn es uns nicht
    gelingt, ihn zurückzuholen?«
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    Wieder bemerkte Tiffany den ›Uns gefällt nicht, wohin
    dies führt‹-Blick.
    »Ich habe gefragt …«, begann sie.
    »Ich schätze, sie schickt ihn zurück, irgendwann«, sagte William. »Und er wird dann nicht älter sein. Hier wird nichts alt. Nichts wächst. Überhaupt nichts.«
    »Es wird also alles in Ordnung mit ihm sein?«
    Ein Geräusch kam tief aus Rob Irgendwers Kehle. Es
    klang nach einer Stimme, die ›ja‹ zu sagen versuchte und der das Gehirn widersprach, weil es wusste, dass die
    Antwort ›nein‹ lautete.
    »Sagt mir, was ihr mir nicht sagt«, sagte Tiffany.
    Der Doofe Wullie sprach zuerst. »Da gibt's viele
    Dinge«, meinte er. »Zum Beispiel haben wir noch nicht
    gesagt, dass der Schmelzpunkt von Blei …«
    »Je tiefer man in diese Welt vorstößt, desto langsamer vergeht die Zeit«, sagte Rob Irgendwer schnell. »Jahre vergehen wie Tage. Nach einigen Monaten verliert die
    Königin vielleicht das Interesse an deinem Bruder. Nach einigen Monaten hier, wo die Zeit langsam un' schwer is'.
    Aber wenn er in die andere Welt zurückkehrt, bist du alt oder vielleicht schon tot. Wenn du eigene Kinder hast, sag ihnen, dass sie nach einem kleinen, klebrigen Jungen
    Ausschau halten sollen, der im Hügelland umherstreift und nach Süßigkeiten ruft, denn das wird ihr Onkel Willwoll sein. Wenn man zu lange in Träumen lebt, wird man
    verrückt, dann kann man nicht mehr richtig erwachen und sich nicht wieder an die Wirklichkeit gewöhnen …«
    Tiffany starrte ihn an.
    206
    »Es geschähe nicht zum ersten Mal«, sagte William.
    »Ich werde meinen Bruder zurückbekommen«, erwiderte Tiffany leise.
    »Daran zweifeln wir nich'«, sagte Rob Irgendwer. »Und
    wohin auch immer du gehst, wir begleiten dich. Die Wir-sind-die-Größten fürchten nichts!«
    Die Kobolde jubelten, aber Tiffany gewann den
    Eindruck, dass die blauen Schatten alle Geräusche
    aufsaugten.
    »Ja, bis auf Anwälte mmpf mmpf«, sagte der Doofe
    Wullie, bevor es Rob Irgendwer gelang, ihm den Mund
    zuzuhalten.
    Tiffany wandte sich wieder den Hufspuren zu und ging
    los.
    Der Schnee quiekte unangenehm unter ihren Stiefeln.
    Nach einigen Metern beobachtete sie, wie die Bäume
    realer wurden, als sie sich ihnen näherte, und sie ließ den Blick umherschweifen.
    Die Wir-sind-die-Größten folgten ihr. Rob Irgendwer
    nickte ihr munter zu. Und Tiffanys Fußspuren wurden zu Löchern im Schnee, in denen sich Gras zeigte.
    Die Bäume begannen, sie zu ärgern. Die Art und Weise,
    in der sich die Dinge veränderten, war erschreckender als irgendein Ungeheuer. Ein Ungeheuer konnte man schlagen, einen Wald nicht. Und Tiffany verspürte den Wunsch, auf irgendetwas einzudreschen.
    Sie blieb stehen, bückte sich und strich etwas Schnee
    von einem Baumstamm. Für einen Moment sah sie dort,
    207
    wo sich der Schnee befunden hatte, nur ein Grau. Dann
    bildete sich Rinde und versuchte, so auszusehen, als wäre sie die ganze Zeit über dort gewesen.
    Es war viel beunruhigender als die Todeshunde. Die
    waren nur Ungeheuer, die man besiegen konnte. Dies war
    … entsetzlich…
    Tiffany dachte wieder mit den Zweiten Gedanken. Sie
    fühlte, wie die Furcht wuchs, wie sich im Bauch ein rot-glühender Klumpen bildete, sie spürte Schweiß an den
    Ellenbogen. Aber es … fehlte eine Verbindung dazwi-
    schen.
    Sie beobachtete, wie sie sich fürchtete, und das bedeutete: Es gab noch immer einen Teil von ihr, den
    beobachtenden, der sich nicht fürchtete.
    Das Problem war: Er stand auf Beinen, die sich
    fürchteten. Er musste sehr vorsichtig sein.
    Und an dieser Stelle ging es schief. Furcht packte sie, von einem Augenblick zum anderen. Sie befand

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