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Kleine Freie Männer

Kleine Freie Männer

Titel: Kleine Freie Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Nur einige Jungs haben versäumt, sich rechtzeitig die Ohren zuzuhalten.«
    »Ist alles in Ordnung mit ihnen?«
    »Sie brauchen nur ein wenig psychologische
    Betreuung.«
    Auf der Schneewehe klopfte William Nicht-so-groß-
    222
    wie-der-mittelgroße-Jock-aber-größer-als-der-kleine-Jock-Jock freundlich auf die Schulter.
    »Mein lieber Junge, das war die schlechteste Poesie, die ich seit langem gehört habe«, sagte er stolz. »Schauderhaft fürs Ohr und eine Qual für die Seele. An den letzten beiden Zeilen solltest du noch ein wenig feilen, aber das Stöhnen verdient grrroßes Lob! Wir machen noch einen richtigen Dudler aus dir!«
    Nicht-so-groß-wie-der-mittelgroße-Jock-aber-größer-
    als-der-kleine-Jock-Jock errötete glücklich.
    Im Märchenland haben Worte wirklich Macht, dachte Tiffany. Und ich bin wirklicher. Das darf ich nicht
    vergessen.
    Die Kobolde stellten sich wieder in Schlachtordnung
    auf, wenn auch in einer eher unordentlichen, und liefen los.
    Diesmal eilte Tiffany nicht zu weit voraus.
    »Das sind deine kleinen Leute mit Flügeln«, sagte Rob, als Tiffany an ihrem verletzten Finger lutschte. »Bist du jetzt zufrieden?«
    »Warum haben sie versucht, dich fortzutragen?«
    »Oh, sie tragen ihre Opfer zum Nest, wo ihre Jungen …«
    »Halt!«, sagte Tiffany. »Was dann passiert, ist
    vermutlich sehr scheußlich.«
    »Ja, 'ne echte Scheußlichkeit«, sagte Rob und lächelte.
    »Und ihr habt hier gelebt? «
    »Ach, damals war's nicht so übel. Es war nicht perfekt, nee, das nicht, aber damals war die Königin noch nicht so kalt. Es gab noch den König. Damals kannte die Königin 223
    noch Zufriedenheit und Glück.«
    »Was ist passiert? Ist der König gestorben?«
    »Nein. Sie gerieten mit Worten aneinander, wenn du
    verstehst, was ich meine«, sagte Rob.
    »Oh, du meinst, es kam zu einem Streit.«
    »In gewisser Weise«, erwiderte Rob. »Sie zankten mit
    magischen Worten. Wälder verbrannten, Berge explodier-ten, einige hundert Leben wurden ausgelöscht, so in etwa.
    Und dann zog der König fort zu seiner eigenen Welt. Das Märchenland war nie 'n Picknick, weißt du, selbst damals nicht. Aber es war so weit in Ordnung, wenn man wachsam blieb, und es gab Blumen und Vögel und Sommer.
    Jetzt gibt es Trome, Schwarze Hunde, bissige Feen und
    Dinge, die aus ihren eigenen Welten hierher kriechen, und alles geht den Bach runter.«
    Dinge, die aus anderen Welten stammen, dachte Tiffany, als sie weiter durch den Schnee stapfte. Welten dicht
    beieinander, wie Erbsen in einem Beutel, oder ineinander verborgen, wie Luftblasen in Luftblasen.
    In ihrem Kopf entstand ein Bild von Dingen, die aus
    ihrer eigenen Welt in eine andere krochen, so wie Mäuse, die in die Speisekammer eindrangen. Aber es gab
    Schlimmeres als Mäuse.
    Was würde eine Trom in unserer Welt machen? Man
    wüsste gar nicht, dass sie da ist. Sie würde in einer Ecke sitzen, und man könnte sie nicht sehen, denn das ließe sie nicht zu. Sie würde die Art und Weise ändern, wie man die Welt sieht, einem Albträume bescheren und dafür sorgen, dass man sich den Tod wünscht …
    224
    Ihre Zweiten Gedanken fügten hinzu: Ich frage mich, wie viele Trome bereits in meine Welt gewechselt sind, ohne dass wir etwas von ihnen wissen.
    Und ich bin hier im Märchenland, wo Träume Schaden
    anrichten können. Irgendwo sind alle Geschichten und alle Lieder wahr. Ich hielt diese Worte der alten Kelda für seltsam …
    Tiffanys Zweite Gedanken sagten: Moment mal, war das
    ein Erster Gedanke?
    Und Tiffany dachte: Nein, das war ein Dritter Gedanke.
    Ich denke darüber nach, wie ich über das denke, was ich denke. Das denke ich jedenfalls.
    Ihre Zweiten Gedanken sagten: Ich schlage vor, wir
    beruhigen uns, denn dies ist ein ziemlich kleiner Kopf.
    Der Wald nahm kein Ende. Oder vielleicht war es ein
    kleiner Wald, der sich irgendwie um sie herumbewegte,
    während sie gingen. Dies war immerhin das Märchenland.
    Man konnte ihm nicht trauen.
    Und der Schnee verschwand noch immer dort, wo
    Tiffany ging, und sie brauchte nur einen Baum anzusehen, damit er sich herausputzte, um wie ein echter Baum
    auszusehen.
    Die Königin ist … nun, die Königin, dachte Tiffany. Sie hat eine eigene Welt. Sie könnte alles damit machen. Aber sie stiehlt nur Dinge, mischt sich in das Leben anderer Leute ein …
    Hufe pochten in der Ferne.
    Das ist sie! Was soll ich machen? Was soll ich sagen?
    Die Wir-sind-die-Größten sprangen hinter Bäume.
    225
    »Vom Weg runter!«, zischte Rob

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