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Kleine Freie Männer

Kleine Freie Männer

Titel: Kleine Freie Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sich:
    »Wen glaubst du vor dir zu haben, Kumpel? Potz Blitz,
    was hältst du von einem ordentlichen Tritt?«

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    Tiffany öffnete die Augen.
    Sie lag auf dem feuchten Boden eines schneeigen,
    düsteren Walds. Kobolde beobachteten sie, und andere
    hinter ihnen spähten in die Düsternis zwischen den
    Bäumen.
    Es befanden sich … Dinge in den Bäumen. Klumpen
    und Fetzen hingen dort, wie alte Kleidungsstücke.
    Tiffany drehte den Kopf und bemerkte William, der
    neben ihr stand und sie besorgt ansah.
    »Das war ein Traum, nicht wahr …?«, fragte sie.
    »Äh, nein«, antwortete William. »Ich meine, es war ein Traum, und es war keiner …«
    Tiffany setzte sich abrupt auf, und die Kobolde sprangen zurück.
    »Aber das … Wesen war darin, und dann kamt ihr alle
    aus dem Backofen!«, sagte sie. »Ihr wart in meinem Traum! Was hatte es mit dem … Geschöpf auf sich?«
    William der Dudler sah sie an und schien mit sich selbst zu ringen.
    »Es war etwas, das wir ›Trom‹ nennen«, sagte er.
    »Nichts in dieser Welt gehört eigentlich hierher, erinnerst du dich? Alles ist eine Reflexion von draußen oder
    gestohlen oder von der Königin mit Magie erschaffen. Die Trom hat sich in den Bäumen versteckt, und du bist so
    schnell gelaufen, dass du sie nicht gesehen hast. Kennst du Spinnen?«
    »Natürlich!«
    »Spinnen weben Netze. Trome weben Träume. Hier ist
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    das ganz leicht. Die Welt, aus der du kommst, ist fast real.
    Diese ist fast irreal und somit fast ein Traum. Und die Trom hat einen Traum für dich geschaffen, mit einer Falle darin. Wenn du in dem Traum etwas isst, willst du ihn nie wieder verlassen.«
    William sah aus, als hätte Tiffany beeindruckt sein
    sollen.
    »Und was hat die Trom davon?«, fragte sie.
    »Sie sieht sich gern Träume an. Es macht ihr Spaß zu
    sehen, wie du Spaß hast. Sie beobachtet, wie du
    Traumspeisen isst, bis du verhungerst. Und dann frisst die Trom dich. Natürlich nicht sofort. Sie wartet, bis du weich geworden bist, denn sie hat keine Zähne.«
    »Wie kann man den Traum verlassen?«
    »Die beste Möglichkeit besteht darin, die Trom zu
    finden«, sagte Rob Irgendwer. »Sie is' in deinem Traum, getarnt. Und dann gibst du ihr 'n ordentlichen Tritt.«
    »Und mit ›ordentlichem Tritt‹ meinst du … ?«
    »Den Kopf abschlagen. Das erfüllt normalerweise den
    gewünschten Zweck.«
    Jetzt bin ich beeindruckt, dachte Tiffany. Ich wünschte, das wäre nicht der Fall. »Und dies ist das Märchenland?«, fragte sie.
    »Ja«, bestätigte William. »Man könnte sagen, es ist der Teil davon, den die Touristen nicht sehen. Und du warst ganz gut. Du hast dagegen angekämpft und gewusst, dass der Traum nicht richtig war.«
    Tiffany erinnerte sich an den freundlichen Kater und die 213
    vom Regal gefallene Porzellanschäferin. Sie hatte versucht, sich selbst Hinweise zu geben. Sie hätte auf sich hören sollen.
    »Danke, dass ihr mir gefolgt seid«, sagte sie verlegen.
    »Wie habt ihr das angestellt?«
    »Wir finden überall einen Weg hinein, selbst in einen
    Traum«, sagte William und lächelte. »Immerhin stehlen
    wir gern.« Ein Stück der Trom fiel aus dem Baum und in den Schnee.
    »Eine von ihnen kann mich nicht noch einmal
    erwischen«, sagte Tiffany.
    »Ja, das glaube ich auch. Ich sehe den Zorrrn in deinen Augen«, sagte William mit Bewunderung in der Stimme.
    »Wenn ich eine Trom wäre, würde ich mich vor dir
    fürchten, wenn ich ein Gehirn hätte. Es gibt noch mehr von ihnen, und einige sind schlau. Die Königin benutzt sie als Wächter.«
    »Ich lasse mich nicht täuschen!« Tiffany erinnerte sich an den schrecklichen Moment, als sich das Wesen
    umgedreht und seine Gestalt verändert hatte. Sie empfand es als schlimmer, weil es in ihrem Haus geschehen war, daheim. Sie hatte echtes Entsetzen gefühlt, als das Etwas durch die Küche gewankt war, aber auch Zorn, denn das
    Ding hatte sich an ihrem Ort aufgehalten.
    Es versuchte nicht nur, sie zu töten. Es beleidigte sie …
    William beobachtete sie.
    »Ja, du schaust ziemlich grimmig drein«, sagte er. »Du musst deinen kleinen Bruder sehr lieben, wenn du für ihn solchen Ungeheuern gegenübertrittst …«
    214
    Und Tiffany konnte ihre Gedanken nicht stoppen. Ich
    liebe ihn nicht. Ich weiß, dass ich ihn nicht liebe. Er ist so
    … klebrig und langsam, und ich muss zu viel Zeit damit verbringen, auf ihn zu achten, und er schreit immer. Ich kann nicht mit ihm reden. Und er will dauernd etwas.
    Doch die Zweiten Gedanken sagten: Er

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