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Kleine Freie Männer

Kleine Freie Männer

Titel: Kleine Freie Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sich in
    einer seltsamen Welt mit Ungeheuern, und hunderte von
    kleinen blauen Dieben folgten ihr. Und … schwarze
    Hunde. Und kopflose Reiter. Ungeheuer im Fluss. Schafe, die rückwärts über die Wiese sausten. Stimmen unterm
    Bett …
    Plötzlich gab es nur noch Entsetzen. Aber da sie Tiffany war, lief sie darauf zu und hob die Pfanne. Sie musste den Wald hinter sich bringen, die Königin finden, ihren Bruder holen und diese Welt verlassen!
    Irgendwo hinter ihr erklangen Stimmen …
    Sie erwachte.
    208
    Sie sah keinen Schnee, sondern das Weiß des Bettlakens und der Tünche an der Decke ihres Schlafzimmers. Tiffany betrachtete sie eine Zeit lang, beugte sich dann zur Seite und sah unters Bett.
    Dort stand nur der Nachttopf. Als sie die Tür des
    Puppenhauses öffnete, entdeckte sie im Innern nur die
    beiden Spielzeugsoldaten, den Teddybär und die kopflose Puppe.
    Die Wände waren fest. Der Boden knarrte dort, wo er
    immer geknarrt hatte. Die Pantoffeln fühlten sich an wie immer, alt und bequem, und sie boten auch den gleichen Anblick – der rote Flaum war längst abgetragen.
    In der Mitte des Zimmers blieb Tiffany stehen und fragte ganz leise: »Ist jemand da?«
    Draußen mähten Schafe, aber sie hatten sie vermutlich
    nicht gehört.
    Die Tür öffnete sich mit einem Quietschen, und der
    Kater Rattenbeutel kam herein. Er rieb sich an ihren
    Beinen, schnurrte wie ein fernes Gewitter und legte sich dann aufs Bett.
    Tiffany zog sich nachdenklich an und hielt dabei im
    Zimmer immer wieder nach Ungewöhnlichem Ausschau.
    Als sie nach unten ging, wurde das Frühstück vorbe-
    reitet. Ihre Mutter stand an der Spüle.
    Tiffany huschte durch die Spülküche nach draußen und
    in die Molkerei. Auf Händen und Knien kroch sie umher, blickte unters Spülbecken und hinter Geschirrschränke.
    »Ihr könnt euch jetzt zeigen, wirklich«, sagte sie.
    209
    Niemand zeigte sich. Sie war allein im Raum. Sie war
    oft allein in dem Raum gewesen und hatte es genossen. Er war fast ihr privates Territorium. Aber jetzt erschien er ihr zu leer, zu sauber …
    Als Tiffany in die Küche zurückkehrte, stand ihre Mutter noch immer an der Spüle und spülte Geschirr, aber ein
    Teller mit Haferbrei dampfte auf dem Tisch.
    »Ich mache heute noch mehr Butter«, sagte sie und
    setzte sich. »Wir sollten die Gelegenheit nutzen, solange wir so viel Milch haben.«
    Ihre Mutter nickte und legte einen Teller auf den Ablauf neben der Spüle.
    »Ich habe doch nichts falsch gemacht, oder?«, fragte
    Tiffany.
    Ihre Mutter schüttelte den Kopf.
    Tiffany seufzte. »Und dann erwachte sie, und es war
    alles nur ein Traum.« Es gab kein schlechteres Ende für eine Geschichte. Aber es hatte alles so echt gewirkt. Sie erinnerte sich an den rauchigen Geruch in der Koboldhöhle und an … wie hieß er noch? Oh, ja, Rob Irgendwer … Sie erinnerte sich an Rob Irgendwers Nervosität, wenn er mit ihr sprach.
    Es war seltsam, dass sich Rattenbeutel an ihren Beinen gerieben hatte. Er schlief auf dem Bett, wenn man ihn nicht verscheuchte, aber tagsüber hielt er sich von Tiffany fern.
    Wie sonderbar …
    Es klapperte beim Kaminsims – die Porzellanschäferin
    auf Omas Regal rutschte von ganz allein zur Seite. Mit dem Löffel auf halbem Wege zum Mund beobachtete
    210
    Tiffany, wie die Figur fiel und auf dem Boden zerbrach.
    Das Klappern dauerte an und kam jetzt vom großen
    Backofen. Sie sah, wie sich die Tür aus den Angeln löste.
    Tiffany drehte den Kopf und blickte zu ihrer Mutter, die einen weiteren Teller auf den Ablauf neben der Spüle legte.
    Aber er wurde nicht von einer Hand gehalten …
    Die Klappe des Backofens fiel und kratzte über den
    Boden.
    »Iss den Brei nicht!«
    Plötzlich wimmelte es von Kobolden. Hunderte Größte
    liefen über die Fliesen.
    Die Wände gerieten in Bewegung, und auch der Boden.
    Und das Etwas, das sich an der Spüle umdrehte, wirkte
    nicht mehr menschlich, sondern war nur noch ein …
    Etwas, nicht menschlicher als ein Pfefferkuchenmann, grau wie alter Teig. Und es veränderte seine Gestalt, als es Tiffany entgegenwankte.
    Die Kobolde sausten an ihr vorbei, von Schnee begleitet.
    Sie sah auf, blickte in die winzigen schwarzen Augen
    des Wesens.
    Der Schrei kam tief aus ihr. In diesem Moment gab es
    keine Zweiten Gedanken, nicht einmal Erste Gedanken,
    nur den Schrei. Er schien sich auszubreiten, als er Tiffanys Mund verließ, bis er vor ihr zu einem schwarzen Tunnel wurde. Als sie hineinfiel, hörte sie im Lärm hinter

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