Kleine freie Männer
wieder, als sie ein sonderbares Kitzeln in den Ohren spürte.
An der Decke der Höhle erwachten mehrere Fledermäuse und flogen hastig durch das Rauchloch nach draußen.
Einige Größte wurden auf der anderen Seite des Raums aktiv. Was Tiffany für einen seltsam runden Stein gehalten hatte, wurde beiseite gerollt, und dahinter erschien eine große Öffnung.
Es patschte in Tiffanys Ohren, und es fühlte sich an, als liefe das ganze Ohrenschmalz heraus. Die Größten bildeten zwei Reihen, die zur Öffnung führten.
Tiffany stieß die Kröte an. »Was sind das für hohe Töne?«
»Ich bin eine Kröte. Wir hören nicht besonders gut. Aber vermutlich steckt er dahinter.«
Die Kröte meinte einen Größten, der durch die Öffnung trat, aus der - inzwischen hatten sich Tiffanys Augen an die Düsternis gewöhnt - ein matter goldener Schein kam.
Das Haar des Neuankömmlings war nicht rot, sondern weiß. Für einen Kobold schien er recht groß zu sein, aber er war auch dürr, so dünn wie ein Zweig. In den Armen hielt er etwas, das wie ein dicker Lederbeutel aussah, aus dem zahlreiche Pfeifen ragten.
»Ich schätze, das haben nur wenige Menschen gesehen und erlebt«, sagte die Kröte. »Er spielt die Mäusedudel!«
»Es kitzelt mich in den Ohren!« Tiffany versuchte, den beiden kleinen Ohren an der Mäusedudel keine Beachtung zu schenken.
»Das liegt an den hohen Tönen«, erklärte die Kröte. »Die Kobolde hören natürlich anders als Menschen. Wahrscheinlich ist er ihr Kampfpoet.«
»Du meinst, er erinnert mit heroischen Liedern an berühmte Kämpfe?«
»Nein. Er trägt Gedichte vor, die den Feind erschrecken. Bedenke, wie wichtig Worte für die Kleinen Riesen sind. Wenn ein talentierter Kampfpoet beginnt, seine Gedichte vorzutragen, explodiert dem Feind das Ohr. Ah, offenbar sind sie jetzt bereit für dich...«
Rob Irgendwer klopfte höflich an Tiffanys Stiefelspitze. »Die Kelda empfängt dich jetzt, Meisterin«, sagte er.
Der dürre Größte hörte auf, die Mäusedudel zu spielen und trat respektvoll neben das große Loch in der Wand. Tiffany fühlte hunderte aufmerksame Blicke auf sich ruhen.
»Das spezielle Schaf-Einreibemittel«, flüsterte die Kröte.
»Wie bitte?«
»Nimm es mit«, drängte die Kröte. »Es wäre ein gutes Geschenk.«
Die Kobolde beobachteten Tiffany, als sie sich wieder hinlegte und durch das Loch hinter dem Stein kroch. Die
Kröte hielt sich an ihr fest. Aus der Nähe stellte sie fest, dass das, was sie für einen Stein gehalten hatte, ein alter runder Schild war, grünblau und korrodiert. Die Öffnung, die er bedeckt hatte, war groß genug, um sie passieren zu lassen, aber ihre Beine mussten draußen bleiben, denn der Raum hinter dem Loch bot nicht genug Platz. Ein Grund dafür war das Bett, auf dem die Kelda lag, so klein es auch sein mochte. Der zweite Grund war: Gold füllte den größten Teil des Raums, es lag auf dem Boden und stapelte sich an den Wänden.
Glänzen, glitzern, glimmen, glühen...
Während der langen Stunden beim Buttern dachte Tiffany oft über Wörter nach. Im Wörterbuch hatte sie entdeckt, dass »onomatopoetisch« Wörter meinte, die jene Laute nachahmten, die sie beschrieben, wie zum Beispiel »Kuckuck«. Aber sie dachte, dass es ein Wort geben sollte mit der Bedeutung »ein Wort, das wie ein Geräusch klingt, das ein Ding verursachen würde, wenn das Ding ein Geräusch machte, auch wenn es gar kein Geräusch macht, es aber eigentlich ein Geräusch machen sollte«.
Zum Beispiel glitzern. Würde Licht ein Geräusch verursachen, wenn es von einem fernen Fenster reflektiert wurde, so würde es »glitz« lauten. Und das Licht von Rauschgold, all das kleine miteinander verbundene Glitzern, würde »glimmerglimmer« klingen. »Glühen« war ein sauberes,
glattes Geräusch, das von einer Oberfläche stammte, die den ganzen Tag schimmerte. Und »glänzen« war das weiche, fast schmierige Geräusch von etwas Schwerem und Öligem.
Die kleine Höhle enthielt alles zusammen. Es brannte nur eine Kerze, die nach Schaffett roch, doch in ihrem Licht glänzten, glitzerten, glommen und glühten goldene Teller und Tassen. Ihr Schein wurde immer wieder reflektiert, bis die kleine Flamme die Luft mit einem Licht füllte, das sogar kostbar roch.
Das Gold umgab das Bett der Kelda, die darin mit dem Rücken an einen Kissenstapel gelehnt saß. Sie war viel dicker als die männlichen Kobolde, schien aus weichen, kastanienbraunen Teigbällen zu bestehen.
Ihre Augen waren
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