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Kleine Kulturgeschichte des Mittelalters

Kleine Kulturgeschichte des Mittelalters

Titel: Kleine Kulturgeschichte des Mittelalters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Brunner
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fugir;
e platz mi, quan vei apres lor
gran re d’armaz ensems venir;
e platz mi en mon coratage,
quan vei fotz chastels assetjatz
e∙ls barris rotz et esfondratz
e vei l’ost el ribatge,
qu’es tot entorn claus des fossatz
ab lissas de fortz pals serratz.


E quan er en l’estorn entratz,
chascus om de paratge
no pens mas d’asclar chaps e bratz
que mais val motz que vius sobratz.
Wohl gefällt mir die fröhliche
Osterzeit,/die Blätter und Blüten
entstehen lässt;/und es gefällt mir, wenn
ich die Fröhlichkeit der Vögel höre, die
ihr Lied durch den Wald erschallen
lassen;/und es gefällt mir, wenn ich auf
den Wiesen Zelte errichtet sehe;/und ich
habe große Freude,/wenn ich über das
Feld Ritter und gewappnete Pferde
aufgereiht sehe.
Und es gefällt mir, wenn die Läufer/die
Leute und die Habe zur Flucht
zwingen;/und es gefällt mir, wenn ich
nach ihnen viele Bewaffnete zusammenkommen
sehe;/und es gefällt mir in
meinem Herzen,/wenn ich mächtige
Burgen belagert sehe/und die
Schutzwälle durchbrochen und zum
Einsturz gebracht/und das Heer am Ufer
sehe,/das ganz rundherum von Gräben
und mit Palisaden aus starken, dichten
Pfählen eingeschlossen ist.
Und wenn er in den Kampf eingetreten
sein wird,/soll jeder Mann von Abkunft
nichts denken als an Köpfe und Arme zu
zerspalten,/denn mehr wert ist ein
Toter als ein lebendiger Besiegter.
    Bertran de Born († um 1215) P.-C. 80, 8 a
    Das mag wie dichterisch überhöht klingen, aber folgende Notiz stammt aus dem Alltag des bayerischen Grafen Siboto IV. von Falkenstein, aus den Jahren zwischen 1170 und 1190:
    Abb. 28: Codex Falkensteinensis, BHStAM KL Weyarn 1, fol. 1r:
Comes Siboto notificat scire volentibus, quod pro homicidio carranam
persolverit; quinque vero iarvasten sibi sunt remissae. Homo
quidam invasus est ab eo et a suis Tuchendorf et vulneratus, quem mortuum
audivit;pro illo nullam egitpenitantiam.
Graf Siboto tut kund denen, die es
wissen wollen, dass er für einen Totschlag seine Buße abgelegt hat; fünf
Jahrfasten sind ihm nachgelassen worden. Ein gewisser Mensch wurde von ihm
und den Seinen überfallen in Tuchendorf und verwundet, von dem er hörte,
dass er gestorben sei; für den hat er keine Buße getan.
    Sie steht auf der ersten Seite des berühmten Falkensteiner Codex, der einen Überblick über die Besitzungen des Grafen enthält. Der Text stammt von geübter Schreiberhand, wohl von einem Geistlichen, der ein für das Seelenheil seines Herrn relevantes Faktum in dessen wichtigstes Buch eintrug. «Jahrfasten» heißt, ein Jahr lang zu fasten wie in der vorösterlichen Zeit. Dabei konnten dem Grafen seine Gefolgsleute «helfen», indem sie ihm einen Teil der Buße abnahmen; oder er konnte durch eine fromme Stiftung Nachlass bekommen.
    Bis in die Gegenwart verwandte man den Begriff «gerechter Krieg» und berief sich dabei auf den Kirchenvater Augustinus. Aber was wirklich bei ihm steht, klingt anders: Erstens antwortet Augustinus unausgesprochen auf Cicero und andere klassische Autoren und bezeichnet gegen diese alle römischen Eroberungskriege als ungerecht. Vor allem aber fordert er, dass Christen am besten überhaupt keine Kriege führen sollten, und wenn sie schon dazu gezwungen wären, dann wenigstens gerechte.
    Außerdem muss man die lateinischen Adjektive einmal hinterfragen: Das «Heilige Römische Reich»,
sacrum imperium,
istselbstverständlich nicht an sich heilig, sondern rechtfertigt sich aus einem heiligen Grund, nämlich Gott. Ein
bellum iustum,
gerechter Krieg, ist niemals an sich gerecht, sondern weil er – eventuell – einen gerechten Grund hat. Aber was ist das?
Romzug
    Eine besonders heikle Sache war der Romzug, z.B. zur Kaiserkrönung. Auf der einen Seite musste er mit dem Papst abgestimmt werden, aber auch mit den Adelsparteien in Rom und den Mächten, durch deren Gebiete man fahren würde. Auf der anderen Seite musste im Reich eine loyale Statthalterschaft eingerichtet werden, ja, wenn möglich, die Nachfolge geklärt sein.
    Versammlungsort für einen Romzug war häufig Augsburg. Von dort ging es nach Süden über Füssen und Reutte zum Fernpass, dann schräg über das Mieminger Plateau, bis man in der Gegend von Telfs oder etwas oberhalb ins Inntal kam. Die Strecke über den Reschenpass wäre weiter gewesen und streckenweise damals schwer passierbar. Daher zog man meistens über den Brenner, wie schon zur Römerzeit. Allerdings war die Römerstraße unterhalb von Klausen bis ins 15. Jahrhundert nicht passierbar,

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