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Kleine Luegen erhalten die Liebe

Kleine Luegen erhalten die Liebe

Titel: Kleine Luegen erhalten die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Regan
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gottverdammten Windermere liegen … Und wir haben noch nicht mal das verfluchte Pornovideo gedreht. Wir haben unsere AUFGABE nicht erledigt! Wie zum Teufel sollen wir das jetzt noch schaffen?«
    Nach Norms dramatischem Gezeter und der schlechten Verbindung versuchte Fraser, einige Dinge zu klären:
    War Melody betrunken?
    Ja, sehr.
    Hatte sie warme Sachen an? Denn mittlerweile war September, und die lauen Nächte waren mit dem August verschwunden.
    Nein, sie trug nur »eine Korsage, Strumpfbänder und einen dieser dämlichen chinesischen Seidenkimonos«.
    Fraser bemühte sich, nicht zu lachen.
    Hatte Norm versucht, sie auf dem Handy anzurufen?
    Klar, aber er hatte keinen Empfang, weil es dort, wo die beiden waren, »nur Schafe, Berge und Seen« gab, weil sie sich »am Arsch der Welt« befanden!
    Deshalb ist Fraser jetzt also auf dem Weg »zum Arsch der Welt«, um seinem Freund zu helfen, seine Frau zu finden, mit dem unguten Gefühl im Magen, dass er sich vielleicht zu viel vorgenommen hat. Selbst in seiner Trunkenheit und Panik hat Norm gemeint, er brauche nicht zu kommen. Aber Fraser glaubt, dass er das nur aus Rücksichtnahme gesagt hat und dass er selbst nach fast zwei Jahren elenden Kummers besser als jeder andere erkennen kann, wann jemand nur aus Höflichkeit und Rücksichtnahme die Hilfe eines Freundes ablehnt. Norm hat ihn unzählige Male abgeholt, nachdem er, Fraser, irgendwo ganz fürchterlich abgestürzt war, und wieder auf die Beine gebracht, und jetzt ist er an der Reihe, der Erwachsene und Retter zu sein. Fraser ist beinahe sogar froh über die Gelegenheit.
    Außerdem ist es zugegebenermaßen auch eine Chance, aus seinem Elternhaus in Bury wegzukommen, wo er sich die ganze letzte Woche aufgehalten hat. In den vier Wochen, seit mit Karen Schluss ist, ist die alte Einsamkeit zurückgekehrt, um ihn zu quälen. Deswegen verbringt er so wenig Zeit wie nur möglich zu Hause und hat vor vierzehn Tagen sogar die lange Zugfahrt nach Lancaster auf sich genommen, um Mia zu sehen und übers Wochenende bei Norm und Melody zu bleiben. (Was für eine Erleichterung es war, echte, gute alte Freunde wiederzusehen!) Sie waren zum Williamson’s Parkgegangen, um zu picknicken, ganz wie in alten Zeiten, und er hatte Emilia, Mias Portugiesisch-Lehrerin, kennengelernt – die nicht nur in winzigen Hotpants Schlagball spielte, sondern Mia auch noch sagte, Fraser sei »ein schöner Mann«. Was alles ein hübscher Bonus und dringend benötigter Auftrieb für sein Selbstbewusstsein war.
    Doch leider ging es danach wieder zurück nach Hause, und er hat sogar wieder Nebenjobs angenommen, um die grässliche Zeitspanne von vier Uhr nachmittags bis zur Schlafenszeit zu überbrücken. Letzte Woche, als er es gar nicht mehr aushielt, erschien er unangemeldet in dem ordentlichen, einstigen Sozialbau-Häuschen seiner Eltern in Bury. Am Montag verbrachte Fraser seinen dreißigsten Geburtstag ohne auch nur einen Drink mit Freunden. Natürlich gab es einige Leute, die nicht glücklich darüber waren, nicht zuletzt Mia.
    » Reiß dich zusammen, Fraser! Billy und ich werden runterkommen und dich besuchen. Wir können alle zusammen bei Mr. Wu etwas essen gehen, ganz wie in alten Zeiten.«
    Seither hat er hauptsächlich mit seinen Eltern vor dem Fernseher gesessen und sich von seiner Mutter ausfragen lassen:
    »Was ist aus deiner Freundin geworden? Karen hieß sie, nicht? Ich kann nicht glauben, dass du dieses nette Mädchen gehen lässt. Es gibt nicht viele Frauen, die einen Mann nehmen würden, der einen Ballast mit sich herumschleppt wie du.«
    Wenn er das noch einmal hören muss, dann wird er schreien, schwört er sich. Wird er denn sein Leben lang der Typ sein, dessen Freundin ums Leben gekommen ist?
    ♥
    Er versucht erneut, Norm auf dem Handy zu erreichen, aber wieder ohne Erfolg, und fährt weiter in die einbrechendeDunkelheit hinein. Als die Ballungsräume der Außenbezirke Manchesters den Feldern Lancashires weichen, leert sich die Autobahn mehr und mehr, und Fraser fühlt sich wieder einsamer. Es kommt ihm so vor, als gäbe es nur noch ihn und den endlosen, dicht bewölkten Himmel über ihm. Aus Angst, Norms Anruf zu verpassen, hat er das Radio bisher nicht eingeschaltet, doch jetzt tut er es, der Gesellschaft wegen, und zuckt zusammen. Das Lied, das gespielt wird, versetzt ihn prompt und ohne jede Vorwarnung in den Sommer 2006 zurück. Das ist seit Livs Tod schon oft passiert, und jedes Mal hat er die Musik aus Angst vor dem, was

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