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Kleine Luegen erhalten die Liebe

Kleine Luegen erhalten die Liebe

Titel: Kleine Luegen erhalten die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Regan
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Südafrikanerin mit knochigem Gesicht, die aussieht, als hätte sie seit Jahren keinen Sex gehabt. Aber er wärmt sich die Hände und geht zu ihr, um das Kabel zwischen ihren Brüsten hindurchzuschieben.
    »Schon gut, ich hab’s.« John war schneller gewesen als er und hatte die Hand schon tief in ihrem Lycra-Oberteil. Was für ein Perversling!, denkt Fraser. Widerlicher Schmutzfink!
    Der Dreh zieht sich endlos hin, erst gegen sieben ist der Film im Kasten, und Fraser weiß, wie knapp es werden wird mit seiner Salsa-Stunde um halb acht. Nachdem er seine Ausrüstung im Wagen verfrachtet hat, sprintet er zur U-Bahn, wo er, immer gleich drei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinunterstürmt und dann die Oxford Street hinunterrennt. Trotz allem ist es schon zwanzig vor acht, als er mit gehetztem Gesichtsausdruck die Tür zum Unterrichtsraum aufreißt – nur lächerliche zehn Minuten zu spät, um Karen noch zu bremsen.
    Und deshalb steht er jetzt in einer Toilettenkabine – feucht, kalt, pistaziengrüne Wände, die ihn an die seiner Grundschule erinnern – und hat den Kopf in den Händen vergraben.
    Dann klopft es an der Tür.
    »Fraser?«, ruft Karen.
    Er zieht sich noch weiter von der Tür zurück.
    »Fraser? Komm schon! Mach auf!«
    Das wird ihn lehren, zu spät zu kommen! In den zehn Minuten, die er sich verspätet hat, hat Karen sie nicht nur für einen weiterführenden Kurs angemeldet, sondern gleich auch noch für einen Workshop. Einen verdammten Salsa -Workshop! Zwei Tage Tanzen, Tag und Nacht, in einem Marriott -Hotel in Nottingham.
    »Ich dachte, du würdest dich freuen«, sagt sie durch die Tür. Ihre Stimme zittert. »Ich wollte es auch bezahlen, für uns beide – es wäre wie ein heimliches kleines Liebeswochenende, nur mit dem Unterschied, dass wir die ganze Nacht durchtanzen würden. Komm schon, Fraser!«, wiederholt sie und klingt jetzt schon so, als wäre sie den Tränen nahe. »Mach die Tür auf!«
    Seufzend schließt er auf.
    Er weiß, dass er die Konsequenzen ziehen muss. Sich auf der Toilette einzuschließen ist keine Lösung, sondern nur eine sehr unreife Reaktion auf die Schuldgefühle, die ihn bestürmen. Genug ist genug, denkt er. Schluss mit Salsa. Karen beginnt, Ernst zu machen. Er muss ihr sagen, was Sache ist.
    Heute Abend. Er muss es noch heute Abend hinter sich bringen.
    Langsam öffnet er die Tür. Karen weint. Sie weiß nicht, was sie falsch gemacht hat, und er fühlt sich erbärmlich.
    Am Ende gehen sie auf einen Hamburger mit Pommes frites zu Ed’s Diner an der Ecke Old Compton Street, weil Karenvon einer der vielen Websites, deren Newsletter sie erhält, mal wieder einen Gutschein für »zwei zum Preis von einem« hat.
    Fraser beobachtet, wie Karen mit ratlos-ärgerlicher Miene in ihren Fritten herumstochert.
    »Aber warum willst du nicht weitermachen mit dem Unterricht?«, fragt sie mit unsicherer Stimme. »Ich versteh das nicht. Ich dachte, du hättest Spaß daran.«
    »Hab ich auch.«
    »Und ich hab dir extra noch die Schuhe gekauft – die nicht billig waren, wohlgemerkt! Natürlich kann ich versuchen, sie bei eBay zu verkaufen … Aber du bist so viel besser geworden, Fraser! Das sagte Calvin übrigens auch, bevor du heute Abend kamst.«
    Fraser schaut nur seufzend aus dem Fenster. Er kommt sich vor wie ein Achtjähriger, der seiner Mutter gerade mitgeteilt hat, dass er keinen Geigenunterricht mehr nehmen will.
    »Nun?«, hakt sie nach, als er beharrlich schweigt.
    »Ich habe einfach genug. Mir langt es, Karen.« Er zuckt mit den Schultern. »Ich kann jetzt Salsa tanzen, oder? Und ich habe kein Interesse daran, Weltranglistenerster, Superguru oder Weltmeister in lateinamerikanischen Tänzen zu werden.« Jetzt wird er sarkastisch und hasst sich dafür.
    Karen legt ihre Gabel hin. »Wie Joshi, meinst du? Ist es das, was dich daran stört?«
    »Du liebe Güte, nein!«
    »Bist du eifersüchtig, Fraser? Da ist nämlich gar nichts …«
    »Nein. Es hat nichts mit Joshi zu tun.«
    Und in seiner Wut und Selbstverachtung darüber, dass er nicht zum Kern der Sache kommen kann, knallt er sein Glas auf den Tisch.
    Sie essen schweigend weiter. Am Nebentisch – ist das nicht immer so? – küsst ein Pärchen sich leidenschaftlich. Die beiden halten sich die ganze Zeit schon verliebt an den Händen.
    Sehr ruhig und sehr langsam legt Karen ihr Besteck weg und sagt: »Oh mein Gott!«
    »Was ist?«
    »Jetzt habe ich es begriffen, Fraser.«
    Er hatte es immer für ein Klischee

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