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Kleine Luegen erhalten die Liebe

Kleine Luegen erhalten die Liebe

Titel: Kleine Luegen erhalten die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Regan
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sie seine Liebe erwidert?
    Mürrisch übergibt Eduardo Mia ihren Sohn, der jetzt frisch und sauber ist fürs Zubettgehen, und stapft in die Küche zurück, um sich wieder seinem Meisterwerk zu widmen.
    Mia gibt Billy sein Fläschchen und bringt ihn zu Bett; die ganze Zeit zerhackt Eduardo lautstark Dinge, als verstümmelte er jemanden in ihrer Küche.
    Erschöpft geht sie ins Wohnzimmer, lässt sich auf das Sofa fallen und blättert in einer Zeitschrift, bis er endlich spricht.
    »Was wollte Frase ?«, äfft er sie nach. Eduardo kann nicht in normalem Tonfall Frasers Namen sagen, aber das konnte er ja noch nie. Er hat Fraser nie gemocht, und seit letzter Woche ist es noch viel schlimmer. Da hat Eduardo Frasers Brief in Mias Hemdtasche gefunden: zerknittert, mit Eselsohren und offensichtlich tausend Mal gelesen.
    Als Mia aus der Stadt zurückkam, stand er mit dem Brief in den Händen da. »Was ist das?«
    »Ein Brief von Fraser, wieso?«
    »Er ist sehr … schmalzig …«
    »Ach, mach dich doch nicht lächerlich, Eduardo!« Was fiel ihm ein, ihre Taschen zu durchsuchen? Und wieso war er nach Jahren der Zwiespältigkeit auf einmal so besitzergreifend?
    »Aber warum hat er ihn dir gegeben?«
    »Ich weiß nicht, frag ihn! Vielleicht weil er stolz auf mich ist? Weil er mich für eine gute Mutter hält? Es ist mehr, als du mir je gesagt hast.«
    Eduardo schnaubte, weil ihm darauf keine Antwort einfiel.
    »Und warum schleppst du den Brief in deiner Tasche herum wie ein Medaillon oder eine verdammte Haarlocke?«
    Mia denkt an diese Unterhaltung zurück, als sie Eduardo jetzt durch die geöffnete Wohnzimmertür ansieht, wie er gebückt an der Spüle dasteht, die Handballen vor den Augen, dievon den Zwiebeln tränen, und spürt, wie eine große Müdigkeit sie überkommt.
    »Weil er sich Sorgen macht«, beantwortet sie jetzt ruhig seine Frage. »Um unsere Freundin Melody. Sie und Norm hatten einen Riesenstreit, und jetzt wird sie im Lake Distrikt vermisst. Wir wissen nicht mal, ob sie nicht inzwischen längst in einem der Seen ertrunken ist.« (Bei genauerer Überlegung war das vielleicht ein bisschen zu dramatisch.)
    Eduardo richtet sich auf und gibt ein spöttisches kleines Lachen von sich.
    Im selben Moment klingelt erneut das Telefon.
    ♥
    Zwanzig Minuten später steht Fraser mit laufendem Motor in der Parklücke vor Mias Apartmenthaus und kommt sich ein bisschen wie ein ärgerlicher Vater vor. Er hat schon eine Begegnung mit dem »Freund« gehabt, die er, wenn er ehrlich sein soll, zum Teil selbst inszeniert hat. Während Mia sich fertig machte, hat Fraser nicht widerstehen können, an die Wohnungstür zu klopfen, um zu fragen, wie lange Mia noch brauchen würde. Eduardo öffnete ihm, doch statt ihn hereinzubitten, blieb er in der Tür stehen, so dicht vor Fraser, dass Eduardos Oberarmhaare beinahe sein Gesicht berührten, und sagte in drohendem Ton: »Wenn du deine Freunde gefunden hast, bringst du sie sofort wieder zurück, okay?«
    Fraser hätte gern etwas Schlagfertiges und Sarkastisches zur Antwort gegeben – oder Eduardo ins Gesicht geschlagen –, aber sein Kopf war wie leer gefegt, und das Einzige, was er hervorbrachte, war: »Ich warte im Auto.« Dafür könnte er sich jetzt treten. Zum Ausgleich lässt er den Motor aufheulen, und ein paar Sekunden später erscheint Mia in der Haustür. Interessiert verfolgt Fraser im Außenspiegel, wie sie Eduardo zum Abschied küsst – und könnte schwören, dass sie dabei das Gesicht verzieht. Und dann steigt sie endlich in den Wagen.
    »Gefahr im Verzug?«, fragt Fraser. Es ist ein Scherz, den er früher immer machte, wenn Liv oder eines der anderen Mädchen Ewigkeiten brauchte, um fertig zu werden. »Sind wir bereit, unsere Freunde von ihrem misslungenen Pornodreh im Lake District abzuholen?«, fügt er hinzu, während er einen Arm um sie legt und hinter sich blickt, um rückwärts aus der Parklücke herauszusetzen.
    Mia lacht matt.
    »Gott, unser aller Leben ist ein Witz, nicht wahr?« Sie seufzt, legt den Kopf ein wenig schief und schaut Fraser prüfend an. Er sieht blass und müde aus.
    »Es ist alles nur ein Witz, hab ich herausgefunden«, sagt Fraser.
    Durch Lancasters Einbahnstraßensystem fahren sie hinaus nach Carnforth und in Richtung Norden. Mittlerweile ist es fast acht Uhr abends, und als sie die Greyhound Bridge überqueren, spiegeln sich die letzten Sonnenstrahlen im Niedrigwasser des River Lune und tauchen die hohen Sandbänke in ein tiefes, rötliches

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