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Kleine Luegen erhalten die Liebe

Kleine Luegen erhalten die Liebe

Titel: Kleine Luegen erhalten die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Regan
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wie in alten Zeiten, nur dass sie inzwischen von der Mensa der Universität zu Marks und Spencer aufgestiegen waren.
    Fraser stand an der Kasse und balancierte die Kekse, die Belgischen Pralinen, etwas Käsegebäck und, weil er gehört hatte, dass diese Scrabble-Spieler ganz schön ausgelassen werden konnten, eine Flasche rosafarbenen Sekt.
    »Weißt du, ich glaube, ich freue mich jetzt schon auf die Lune-y Scrabblers«, sagte er. Mia sah ihn an. Er wirkte irgendwie zufriedener und ausgeglichener als vor kurzer Zeit noch. »Ich bin froh, dass ich hingehe, obwohl ich mir noch immer Sorgen mache, dass wir mit der Liste bis März nicht fertig sein werden.«
    »Weißt du, was mir Sorgen macht?«, gab Mia zurück. »Die Tatsache, dass wir Dezember haben, fast ein Meter Schnee liegt und ich bei Sonnenaufgang nackt im Meer schwimmen soll.«
    Wie Mia selbst zugab, hatte sie diese Aufgabe immer wieder aufgeschoben. Hätte sie sie verkaufen oder tauschen können, hätte sie keinen Augenblick gezögert, doch die Regeln waren streng. Die Aufgaben, die jeder gezogen hatte, mussten erfüllt werden, Punkt.
    »Ich ziehe schon bei gutem Wetter nicht gern meine Klamotten aus, geschweige denn im Winter. Doch wenn du es tätest«, sagte sie und stieß Fraser lachend an, »würden bei dir dann nicht gewisse Körperteile schrumpfen?«
    Zwei Frauen in der Warteschlange an der Kasse drehten sich um.
    »Kannst du das nicht noch ein bisschen lauter sagen?« zischte Fraser. »Aber schätz dich glücklich und beschwer dich nicht, denn ich muss schließlich noch mit einer exotischen Fremden schlafen!«
    Da fing er schon wieder damit an; man könnte meinen, er wolle mit Emilia schlafen.
    »Was ist mit Karen?«, fragte Mia. »Ist sie nicht auch irgendwie eine exotische Fremde? Immerhin sorgt sie für einen Delfin in Florida – oder ist er adoptiert?«
    Fraser trat ihr gegen das Schienbein.
    »Au! Das hat wehgetan.«
    ♥
    Sieben Stunden später stand Mia vor dem bodentiefen Spiegel in ihrem Schlafzimmer und versuchte, positiv zu denken. Beim Friseur hatte sie sich für das volle Programm entschieden und sich einen Haarschnitt, Strähnchen und eine Föhnfrisur gegönnt. Und weil sie Geburtstag hatte und es ein passendes Angebot gab, hatte sie sich auch noch schminken lassen. Auch ein neues Kleid hatte sie sich gekauft – »kokonförmig, mit Hahnentrittmuster«, das anscheinend zu den Schuhen mit »Bondage«-Absätzen getragen wurde, die sie vor einigen Wochen bei einem Spontankauf im Topshop erstanden hatte, während Billy in seinem Buggy gewütet und »RAUS! RAUS!« gebrüllt hatte. Die Verkäuferin hatte ihr versichert, sie seien »der allerneueste Trend«. Aber mit dem Make-up und dem kinnlangen, schrecklich aufgebauschten Haar, da Friseure das Wort »flach« offenbar nicht verstehen konnten, und ihrer alten Kunstpelzjacke kamen Mia nun nur zwei Worte in den Sinn, und die waren »Barbara« und »Cartland«.
    Sie hatte sich keine Strähnchen mehr machen lassen, seit Billy auf der Welt war, weil sie die vier Stunden Zeit dafür schlicht und einfach nicht erübrigen konnte, und sie musste zugeben, dass die ganze Sache auch heute reichlich deprimierend gewesen war.
    »Haben Sie an den Weihnachtstagen etwas Schönes vor?«, hatte die Haarstylistin ohne wirkliches Interesse gefragt.
    »Nun ja, meine Mutter kommt aus Buckinghamshire herauf«, hatte Mia geantwortet, obwohl sie bezweifelte, dass das unter »schöne Vorhaben« fiel. Der Gedanke, das Weihnachtsessen zubereiten zu müssen, während ihre Mutter sich langsam betrank und mit Eduardo flirtete, erfüllte Mia geradezu mit Schrecken. Dann kam die nächste Frage:
    »Und was machen Sie beruflich?«
    Das war zur schlimmsten Frage für Mia geworden, gleich neben der nach der Beschäftigung ihres Ehemannes.
    »Im Moment kümmere ich mich um meinen kleinen Sohn, aber früher habe ich beim Fernsehen gearbeitet.« Ja, sie war zu einer dieser Frauen geworden, die mit dreißig – und nicht mit vierzig, wie es ihrer Meinung nach sein sollte – darüber sprachen, was sie »früher« getan hatten.
    »Wow, tatsächlich?« , rief die Stylistin und stellte keine Fragen mehr, während sie entnervend langsam eine Strähne nach der anderen mit Bleichmittel bestrich und sie in Alufolie einpackte.
    Billy war jetzt achtzehn Monate alt, und die Sache mit der Arbeit belastete Mia immer mehr. Sie konnte nicht zum Film oder Fernsehen zurückkehren – dazu müsste sie nach London umziehen, und das konnte sie

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