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Kleine Luegen erhalten die Liebe

Kleine Luegen erhalten die Liebe

Titel: Kleine Luegen erhalten die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Regan
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Scrabble-Buchstaben auf einen Schlag benutzen   …
    Fraser, der wirklich kein Naturtalent in Wortspielen war und auch kein Anhänger von Regeln, sondern mehr ein Lyriker, würde ein wenig Unterstützung brauchen.
    Der Plan war ein Geniestreich. Nach Mias vertraulichem Gespräch mit Mrs. Durham hatte sie sich den Kopf zerbrochen, um eine neue Barbara oder zumindest jemanden, mit dem sie Scrabble spielen konnte, für Mrs. D. zu finden. Und dann hatte sie bei Google einen großartigen Fund gemacht: einen Scrabble Club in Lancaster, die »Lune-y Scrabblers«  – wer hätte das gedacht!
    Zehn Mitglieder treffen sich jede Woche bei jemandem zu Hause, und es werden noch mehr Scrabble-Fans gesucht   …!
    Jean Harp, die Vorsitzende des Clubs, hatte am Telefon sehr sympathisch geklungen.
    »Wir sind alle nicht mehr die Jüngsten, deshalb lassen wir niemanden ohne Medikamente herein!«, hatte sie gescherzt, bevor sie mit einem fröhlichen kleinen Kichern hinzugefügt hatte: »Wir wollen ja nicht, dass jemand tot umfällt, nicht?«
    Und da wusste Mia, dass dies genau der richtige Club für Mrs. D. war.
    Mittlerweile war die alte Dame Feuer und Flamme und sehr kämpferisch, was Regeln anging: Wer versuchte, verbotene Worte an Mrs. Durham vorbeizubringen, tat es auf eigene Gefahr! Dies war ihre neue Religion, und sie hatte angefangen, ihre Ausgabe des Offiziellen Scrabble-Wörterbuchs überallhin mitzuschleppen, um die fünftausend »Siebenen und Achten«,wie sie sie nannte, bei jeder nur möglichen Gelegenheit auswendig zu lernen.
    Sie und Jean Harp kamen auf Anhieb blendend miteinander aus und telefonierten täglich miteinander, um persönliche Bestleistungen zu vergleichen und sich über Regelbrecher auszulassen. »Anscheinend ist eine Frau von den Heysham Scrabblers ausgeschlossen worden«, hatte Mia sie neulich am Telefon zu Jean sagen hören, »weil sie lernte, die noch im Säckchen liegenden Buchstaben zu lesen. Wie Braille, Jean. Ja, ich weiß. Unglaublich!« Mia lächelte im Stillen, wenn sie diese Telefongespräche mitbekam. Was für ein Paar!
    Mrs. D. war erst seit fünf Wochen bei den Lune-y Scrabblers, doch sie hatte schon die selbstbewusste Haltung einer Veteranin angenommen, was Mia richtig niedlich fand.
    »Alle sieben Buchstaben auf einmal?«, hatte sie gesagt und scharf den Atem eingesogen, als Mia ihr von Frasers Aufgabe erzählt und sie gefragt hatte, ob sie helfen könne. »Ist das alles? Jean und ich wären enttäuscht, wenn wir das nicht mindestens einmal pro Clubabend schafften.«
    Deswegen würde Fraser heute Abend zu den Lune-y Scrabblers gehen, unter denen er sich zehn über Sechzigjährige in jemandes Doppelhaushälfte vorstellte, wo es Likör und Plätzchen gab. Auch Mia dachte an den vor ihr liegenden Abend (drei Stunden in einem italienischen Restaurant mit Eduardo), und sie musste zugeben, dass sie Fraser fast ein bisschen beneidete. Sie wünschte, sie könnte sich mehr auf diesen Abend mit Eduardo freuen. Aber vielleicht war das ja so ähnlich wie mit einem Baby? Vielleicht erwartete sie einfach nur zu viel? Mia hatte sich einen Großteil ihrer Kindheit nach einem normalen Erwachsenenleben gesehnt: nach Kindern, einem Ehemann, einem gemütlichen Zuhause, und jetzt hatte sie es. Sie hatte es geschafft!
    Oder sagte sie sich das nur, um sich besser zu fühlen? Manchmal, wenn sie nachts wach lag, was neuerdings immer öfter vorkam, dachte sie an Mrs. Durhams Worte im Oktober: »Sie lieben diesen jungen Mann nicht, den Sie da haben. In all der Zeit, die wir uns kennen, haben Sie kein einziges gutes Wort über ihn verloren.« Mrs. Durham hatte ihrem Leben eine neue Wendung gegeben – mit Mias Hilfe, zugegeben –, aber mit achtundsiebzig hatte sie nun ein völlig neues Leben! Und neue Freunde. Und was tat sie , Mia? Abwarten. Den Kopf in den Sand stecken. Wenn sie nur an sich selbst zu denken hätte, wäre sie vielleicht längst schon aus der Beziehung mit Eduardo ausgebrochen. Aber da war Billy, für den sie sich immer ein ganz normales Familienleben gewünscht hatte. Alles, was sie selber nie gehabt hatte. Und deshalb harrte sie aus, weil sie es ihm schuldig war, es zumindest noch ein bisschen länger zu versuchen.
    Genau in dem Moment kam eine Ansage über Lautsprecher.
    »Achtung, Achtung! Auf Bahnsteig vier läuft nun der verspätete Acht-Uhr-Fünfzehn-Zug aus London Euston ein.«
    Mias Herz und Magen vollführten einen Satz, und einen flüchtigen, beunruhigenden Moment lang dachte sie:

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