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Kleine Luegen erhalten die Liebe

Kleine Luegen erhalten die Liebe

Titel: Kleine Luegen erhalten die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Regan
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auch so etwas wie ein Elfentreffen. Mrs. D.s Wangen waren gerötet vom Alkohol, von Heiterkeit oder beidem, und ihre Augen strahlten, als sie sich vorbeugte und der Frau neben ihr etwas zuflüsterte. Die Frau drehte sich um, ihre Lippen formten ein »O«, und dann krümmte sie sich vor Lachen, und Mrs. D. lachte mit. Da erkannte Mia mit Beschämung, dass die arme Mrs. Durham, die sie die ganze Zeit für eine trübselige, launische alte Schrulle gehalten hatte, im Grunde immer nur ein paar Freunde gebraucht hatte, um aufzuleben.
    Jetzt drückte sie gerade die zusammengelegten Hände an die Lippen und starrte auf das Scrabble-Brett, als erwartete sie etwas; tatsächlich schien das ganze Zimmer in angespannter Stille zu verharren. Keiner bewegte sich, alle starrten nur die Bretter an. Der Weihnachtsschmuck an dem Bogen in der Zimmermitte flatterte wie Steppenläufer.
    Dann ertönte plötzlich ein gedämpfter Jubelruf, ein Mann schoss von seinem Stuhl hoch und warf triumphierend die Arme in die Luft. Alle applaudierten. Der Mann begann, auf und ab zu hüpfen, und als er sich umdrehte und grinsend die Fäuste in die Luft stieß, begegnete Mia seinem Blick und merkte, dass es Fraser war.
    Seine Augen wurden groß wie Suppentassen. »Mia?«
    Zwei Sekunden später hatte er die Haustür aufgerissen und starrte Mia durch den herumwirbelnden Schnee verwundert an. »Was zum Teufel machst du hier? Ich habe es geschafft! Ich habe gerade alle meine sieben Buchstaben auf einen Schlag verbraucht!«
    »Ich weiß.« Er sah so zufrieden aus, so leicht zu erfreuen wie ein Junge am Weihnachtstag und so ganz anders als der Mann, der Mia gerade vor einem Restaurant zurückgelassen hatte, dass sie ihn bis zur Besinnungslosigkeit küssen wollte, hier und jetzt und auf der Stelle.
    »Wirklich?«
    »Ja. Ich hab dich durch das Fenster gesehen. Du bist so clever, Frase. Wie kann man nur so clever sein?«
    Er grinste bloß und schien ihr prüfend ins Gesicht zu sehen.
    »Nun komm schon rein! Es ist verdammt kalt da draußen. Bist du etwa zu Fuß gekommen? Ist alles in Ordnung mit dir?«
    »Wahrscheinlich habe ich Frostbeulen und werde mir die Füße amputieren lassen müssen, aber abgesehen davon geht’s mir, glaube ich, gut«, antwortete sie und humpelte ein bisschen übertrieben, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen.
    Sie atmete auf, als sie in die warme Diele trat und ihr sogleich der Geruch von Weihnachten in die Nase stieg: Orangenschalen und Zimt, Sherry, Glück und Fröhlichkeit.
    Fraser lächelte sie strahlend an, doch dann verschwand das Lächeln schlagartig.
    »Oh Gott«, murmelte er. »Dein Geburtstags-Dinner. Das war wohl nicht so gut?«
    Mia lächelte, um nicht in Tränen auszubrechen. Dann machte sie zwei große Schritte auf ihn zu und fiel ihm um den Hals.
    »Ich will heute Abend nicht darüber reden«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Ich will einfach nur hereinkommen und mitspielen. Darf ich?«
    »Klar«, sagte er und schien etwas verwirrt zu sein, als sie ihre Hand auf seine Brust legte, um die Wärme seines Körpers zu spüren. »Natürlich kannst du mitspielen.«
    »Und ich habe noch eine Frage …« Mia schaute zu ihm auf. »Ist das wirklich Beyoncé, die ich da höre?«
    Fraser schnalzte mit der Zunge. »Ich habe meinen iPod mitgebracht. Das ist mein Party-Mix, und die anderen können gar nicht genug davon bekommen.«
    »Mary, bist du das? Ich dachte mir, dass du es bist.« Und da stand Mrs. Durham auch schon in der Diele, mit ihrer Weihnachtsmann-Mütze und einem schreiend grünen Pullover mit einer Schneeflocke darauf. Fraser und Mia fuhren auseinander. »Meine liebe Mary«, sagte sie und schlurfte mit ausgebreiteten Armen und einem Brandy in einer Hand auf sie zu.
    Sie umarmten sich. Mrs. Durham roch nach Weihnachtsgebäck und Alkohol.
    »So, so, Mrs. D. …«, Mia strengte sich an, das Zittern in ihrer Stimme zu verbergen, »das ist es also, was Sie an Ihren Scrabble-Abenden tun. Und ich dachte, hier wären nur alte Käuze, die ihre Nase in ein Wörterbuch stecken.«
    Mrs. Durham lachte verschmitzt. »Ich hab mich umgehauen, meine Liebe«, sagte sie, und Mia denkt, dass Mrs. D. wahrscheinlich nie den richtigen Gebrauch von »umhauen« lernen wird. »Ich haue mich um mit diesem Scrabble, weißt du? Und dieser Mann«, sagte sie, während sie in ihren Elfenpantoffeln zu Fraser schlurfte und ihm in die Wangen kniff, »ist der geborene Scrabbler.«
    »Sie spielt verdammt gut«, erklärte Fraser. »Sie hat mich in die Knie

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