Kleine Rache zwischendurch (German Edition)
verabschiedeten die beiden Frauen sich so herzlich voneinander, als hätten sie sich seit Jahren gegenseitig ihre Liebhaber zugeschoben.
Julia beorderte Wolfram Krefeld sofort zu einer Potsdamer Adresse; dort hatte sie ein zweites Büro gemietet. Er sollte Laptop und alle Programme und Ergebnisse mitbringen, alles, was er bisher erarbeitet hatte.
»Am nächsten Montag soll Villa Großmann wieder sauber gemacht werden«, sagte Julia zu Wolfram, »wir werden am Vormittag dort sein und uns ein bisschen umsehen. Frau Großmann wird sich beim Friseur aufhalten, denn ich habe ihr den besten Salon der ganzen Umgebung empfohlen und gleich auch noch einen Termin für sie besorgt. Wir werden also in der Villa ganz sicher nur die Putzfrau antreffen. Darauf beruht mein Plan. Sollte Frau Großmann früher als geplant den Frisiersalon verlassen, schickt meine Friseurin mir eine SMS auf mein Handy. Wir dürften also ziemlich sicher sein.«
»Wir? Hast du >wir< gesagt? Ja?«
Julia hatte es nicht gern, wenn Wolfram sie unterbrach. Das gehörte sich grundsätzlich nicht, und für ihn galt das in noch höherem Maße, denn schließlich war er immer noch ihr Angestellter. Sie sah ihn ärgerlich und leicht irritiert an, weil sie nicht verstand, was diese Frage überhaupt sollte.
»Ich hatte >wir< gesagt. Selbstverständlich machen wir das, wenn ich das beschließe.«
Sie betonte >wir< und >ich< ziemlich scharf, damit Wolfram keinen Augenblick mehr zweifeln sollte, wer hier der Boss war. Aber ihn beeindruckte Julias Zischen überhaupt nicht.
»Da mache ich nicht mit. Ganz ausgeschlossen. Ich bin als Computerfachmann engagiert worden, nicht als Schnüffler.«
»Schnüffeln sollst du auch nicht. Das wäre zu einfach und zu wenig ergiebig. Nein, wir müssen hineingehen in das Haus.«
»Das wird ja immer besser! Jetzt soll ich sogar einbrechen! Hausfriedensbruch nennt man das ja wohl!«
Wolfram war aufgesprungen. Er lief mit gebeugtem Oberkörper im Büro auf und ab. Seine Schritte wurden immer länger. Ruckartig blieb er stehen, schlug die Hände vor das Gesicht und heulte theatralisch: »Großer Gott, worauf habe ich mich da bloß eingelassen?«
Julia sah ihm seelenruhig zu und ließ ihn jammern. Statt zu überlegen, wie sie in die Villa gelangen und die CD finden konnten, dachte er nur an die Gefahren, die dort lauern würden. Er dachte an das Ende, an eines der möglichen Enden, und dazu noch an das schlimmste. Das war nicht sehr logisch.
»Wieso sollten wir eindringen?«, fragte sie ihn, »fällt dir als Erstes nur Gewalt ein? Gibt es denn da nicht eine sanfte, eine freundliche Lösung? Muss man denn stets nur auf geradem Wege sein Ziel ansteuern? Denkst du immer an einen Hammer, wenn du ein verschlossenes Fenster siehst?«
Er schien ihr nicht zuzuhören. Die Angst, bei einem Einbruch geschnappt zu werden, schnürte ihm nicht nur die Kehle zu, sondern auch den Verstand ab.
»Komm, beruhige dich«, besänftigte sie ihn. Sie schlug mit der Hand leicht auf das Polster eines Stuhles, als wollte sie ihn wie ein Kind auffordern, sich da hinzusetzen. »Ich erkläre dir, wie ich mir das vorstelle.«
Er gehorchte, setzte sich ganz mechanisch und hörte ihr mit apathischem Blick zu. Aber je länger sie sprach, desto mehr hellte sein Blick sich wieder auf. Am Ende schien er von ihrem Vorschlag überzeugt zu sein. Ja, so konnte es klappen.
»Nein!«, rief er plötzlich, »ees geht nicht. Es geht wirklich nicht.«
Er sprang auf und vergrub die Hände tief in den Hosentaschen. Er schob die Schultern nach vorn und blickte auf seine Schuhe. Julia wollte ärgerlich reagieren, weil er wieder umgekippt war, aber seine Haltung drückte Zweifel an seiner Weigerung aus.
»Man kennt mich bei Großmanns, Frau Großmann und auch der Sohn, nicht auszudenken, wenn sie mich erwischen, in ihrer Villa, und ich, ein Einbrecher!«
Er schüttelte heftig seinen Kopf: »Niemals!«
Aber so endgültig war das nicht gemeint. Er sah immer noch auf seine Schuhspitzen.
»Nun sieh mich doch mal an«, forderte Julia. Er blickte zaghaft auf und sah sie lächeln: »So wenig Mut und so viel Angst?«
»Aber die Haushaltshilfe, die Frau Stenzel, die kennt mich doch auch.«
»Und was macht das? Komm, wir setzen uns jetzt hin und spielen das alles durch. Wir entwerfen ein richtiges Drehbuch, und erst, wenn wir keinen Fehler mehr finden, kein Risiko entdecken können, dann üben wir das ein. Und so wird es dann gemacht.«
Am nächsten Montag schepperte es auf der
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