Kleine Rache zwischendurch (German Edition)
>kleine Mädchen< seine sehr gut zahlende Chefin.
»Wenn ich das wüsste«, sagte sie mit unbewegtem Gesichtsausdruck, »dann brauchte ich Sie nicht. Also fangen Sie an nachzudenken.«
»Jetzt müssen Sie nur noch sagen, ich solle mir etwas einfallen lassen, aber schnell, denn morgen brauchen Sie die Ergebnisse.«
»Gefällt mir, Ihr Vorschlag. Ich hätte Ihnen zwar bis übermorgen Zeit gelassen, aber wenn Sie meinen, sie könnten morgen liefern, dann werde ich großzügig sein und es gern schon morgen entgegennehmen.«
Krefeld wusste nicht so recht, was er von ihrer Antwort halten sollte. Die Stimmung war nicht sonderlich gut. Sie kamen seit Tagen nicht voran.
»Also, jetzt ganz im Ernst, wie kommen wir unbemerkt an die Messergebnisse?«, fragte sie.
»Ich habe mir das Programm besorgt, mit dem die Modellergebnisse auf die Größe des Originalsegels umgerechnet werden müssen.«
»Sie sind ja richtig gut«, warf Julia ein.
»Das ist erstens nichts Neues für mich und zweitens: Hatten wir uns nicht auf >Du< geeinigt?«
Sie hatten. Das war Ingrid nur entfallen. Sie bat ihn fortzufahren.
»Ja, also, wenn das Modell zehnmal kleiner als das Original ist, dann muss man nicht alles einfach mit zehn multiplizieren. So einfach geht das nicht. Aber das musst du nicht alles so genau wissen. Nur soviel: Eine Gazelle auf die Größe eines Elefanten gebracht, würde sofort zusammenbrechen. Reicht das als Erklärung?«
Es reichte.
»Um an die richtigen Ergebnisse zu kommen, müsste ich wissen, wann Heiko Großmann misst. Er speichert die Daten sicher nicht auf der Festplatte des Rechners am Windkanal. Das wissen wir ja bereits. Er überträgt sie auf eine CD, die er mit nach Hause nimmt. Oder in die Firma. Da fällt mir etwas Besseres ein: Wir brauchen ein Programm, das uns über das Internet genau die Daten schickt, die irgendjemand auf eine CD speichert. Das meiste davon ist für uns unbrauchbar, aber die Ergebnisse von Großmanns Messungen finde ich schnell heraus.«
»Gut, so kriegen wir die Richtigen. Und wie schieben wir unserem Heiko die falschen unter?«
Wolfram wusste es nicht. Hilflos hob er Schultern und Arme, dann ließ er sich förmlich zusammensacken. Julia sagte sich, es habe jetzt keinen Zweck, weiter in ihn zu dringen. Er hatte die letzten Tage angestrengt gearbeitet und brauchte jetzt Ruhe. Oder eine Ablenkung. Vorsichtig begann sie: »Wenn du mal ausspannen musst, dann besorge ich dir ...«
Er hob den Kopf und starrte sie erwartungsvoll an.
»Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll. Du hast deine Christa lange nicht gesehen. Fehlt sie dir nicht?«
Er nickte heftig.
»Aber wir können sie hier keinesfalls gebrauchen. Das siehst du ja wohl ein. Wenn es nicht unbedingt Christa sein muss, dann ... also, ich kann dir da etwas Passendes besorgen.«
Er schlug sich auf die Schenkel und jubelte. Zumindest nahm er ihr Angebot von der leichten Seite. Er hätte ja auch wütend werden können, bei der edlen Treue zwischen ihm und seinem Engelchen Christa und umgekehrt.
»Meine Chefin möchte mir ein Nuttchen ins Bett legen, damit mein Gehirn auf Touren kommt. Sehr schön. Aber, Ingrid, da müsstest du dich schon selber hinlegen. Du bist nun mal erste Sahne.«
»Hör` auf, Wolfram, begnüge dich mit der zweiten Wahl oder vergiss es. Denke nach! Ich muss jetzt wieder verschwinden.«
Sie nahm ihre Handtasche, war fast an der Tür, als sie stockte und sich zu ihm herumdrehte: »Wie wäre es, wenn Thorn dem Heiko Großmann ein bisschen Angst machte. Er könnte ihm sagen, der Computer des Windkanals ist unsicher, jeder kann darauf zugreifen. Aber er, Thorn, könnte den Rechner sicher machen. Und genau das soll er nicht tun. Thorn soll das Programm installieren, was Großmanns Messergebnisse hierher sendet. Was meinst du, geht das?«
»Das ist großartig«, pflichtete Wolfram ihr bei, meldete aber auch gleich Bedenken an. »Wird die Hochschule Thorn an ihre Rechner heranlassen?«
»Da sehe ich keine Schwierigkeit. Thorn soll zu Senior Großmann gehen und ihm den Windkanal in den schwärzesten Farben schildern. Dann wird der ganz rasch aktiv werden. Und wenn Großmann etwas will, dann hat keine Hochschule der Welt auch nur die geringste Chance, ihm das zu verbieten.«
Krefeld versprach, mit Thorn zu reden.
»Und wie geht es hier weiter?«, wollte Julia wissen.
»Ich werde mich ein bisschen im Fälschen von Daten üben. Was Heiko bekommt, soll ja nicht nur falsch sein, sondern auch echt
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