Kleine Sünden erhalten die Liebe
Stein wahrer Liebe. Der Autor der Abhandlung stellte die Theorie auf, dass der Stein zu irgendeinem Zeitpunkt beschädigt wurde und danach eine Sünde verkörperte. In einem Anhang heißt es, dass wahrscheinlich ein Schlüssel existiert, mit dem man den Stein finden kann.«
»Der Lovey-Schlüssel!«, rief Glo. »Ich wette, Reedy war auf der Suche nach der wahren Liebe.« Sie schlug sich die Hand auf die Brust. »Das ist so romantisch.«
»Ja, und jetzt ist er so tot«, bemerkte Clara.
Zehn Minuten später hatte ich meine Bäckereiklamotten ausgezogen und folgte Diesel zu seinem Wagen.
»Ich verstehe nicht, warum du dich veranlasst siehst, mit diesen vier Frauen zu sprechen«, sagte ich zu ihm. »Reedy hatte schließlich keine Beziehung mit einer von ihnen. Wie sollte dir das helfen, den Stein zu finden?«
»Es ist ein Anfang«, erwiderte Diesel. »Ich habe von allen die Privat- und Geschäftsadressen. Cassandra McGinty ist die Erste auf der Liste. Sie wohnt in Lynn und arbeitet als Bedienung in einem Restaurant in Salem. Ich habe in dem Restaurant angerufen, und man hat mir gesagt, dass ihre Schicht erst um vier Uhr beginnt, also dachte ich, wir könnten sie jetzt vielleicht zu Hause antreffen.«
Lynn liegt südlich von Marblehead. Es ist eine bunte Küstenstadt mit einer bewegten Geschichte und einer hart arbeitenden Bevölkerung. Cassandra McGinty wohnte in einem großen Schindelhaus, das zu Apartments umgebaut worden war. Ihre Wohnung lag im zweiten Stock.
Ich stieg schnaufend und keuchend die Treppe hinauf und trat einen Schritt zurück, während Diesel an die Tür klopfte. Eine Frau mit riesigen Brüsten und kurzem, störrischem blondem Haar öffnete. Sie war Anfang zwanzig, mittelgroß und bis auf ihren Brustumfang schlank. Sie trug Stöckelschuhe, eine enge Jeans und ein Top mit Spaghettiträgern, das tiefen Einblick gestattete.
Diesel ließ den Blick über ihre Brüste schweifen, bis er auf Höhe der Brustwarzen hängen blieb, und grinste. »Ich bin auf der Suche nach Cassandra McGinty.«
»Sie haben sie soeben gefunden.« McGinty musterte Diesel von oben bis unten.
Ich hätte Diesel am liebsten gegen sein Bein getreten, um festzustellen, ob ich damit seinen Blick loseisen konnte, aber ich hatte ihm bereits gestern einen Tritt verpasst und wollte nicht, dass das zur Gewohnheit wurde, also ging ich um ihn herum und streckte meine Hand aus.
»Ich bin Lizzy Tucker«, stellte ich mich vor. »Der Kerl mit dem dümmlichen Grinsen ist Diesel. Wir würden gerne mit Ihnen über Gilbert Reedy sprechen.«
»Seid ihr Bullen?«, fragte sie. »Ich habe gehört, dass Gilbert sich von seinem Balkon aus im Fliegen versucht hat und dass das nicht gut ausgegangen ist.«
»Waren Sie ein Paar?«, fragte ich sie.
»Gilbert und ich haben uns einmal auf einen Kaffee getroffen, das war’s auch schon. Ich weiß nicht, ob Sie Gilbert gesehen haben, bevor er sich in einen Pfannkuchen auf dem Gehsteig verwandelt hat, aber er war wirklich kein heißer Typ.« Sie musterte Diesel noch einmal von Kopf bis Fuß. »Und ich steh nun mal auf heiße Typen.«
»Wie schade, dass ich keine kenne oder vorbeibringen könnte«, erklärte ich McGinty. »Diesel sieht recht gut aus, aber er spielt für das andere Team, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Die Glücklichen!«, seufzte McGinty.
»Wir suchen nach einem Buch mit Gedichten. Es fehlt in Reedys Wohnung.«
»Er hatte ein Buch dabei, als wir uns zum Kaffeetrinken getroffen haben. Es sah ziemlich alt aus, und er hat mir dieses lahme Gedicht daraus vorgelesen. Irgendetwas über ein heißes Auge.«
»Können Sie sich noch an etwas anderes erinnern?«
»Ja. Nur, dass ich hoffte, es möge bald zu Ende sein. Gilbert Reedy war ein unglaublicher Langweiler.«
»Er war auf der Suche nach seiner wahren Liebe«, erklärte ich ihr.
»Ich auch«, erwiderte McGinty. »Aber meine wahre Liebe muss gut bestückt sein.«
Wir dankten McGinty für ihre Hilfe, trotteten die Treppe hinunter und stiegen in Diesels Wagen ein.
»Ich hätte ihre wahre Liebe sein können, wenn du nicht alles mit dieser Lüge ruiniert hättest«, beklagte sich Diesel. »Ich besitze alle Voraussetzungen dafür.«
»Du hast sie angestarrt, als wäre sie eine Freikarte zum Super-Bowl-Spiel. Ich hatte Angst, du würdest dir auf deine Zunge treten.«
KAPITEL 5
G ail Danko war die Zweite auf der Liste. Sie wohnte in einem kleinen, heruntergekommenen Bungalow eine halbe Meile von Cassandra McGinty entfernt. In der
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