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Kleine Suenden zum Dessert

Kleine Suenden zum Dessert

Titel: Kleine Suenden zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Dowling
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vor. Zu intim. Der Tisch sah aus wie für ein Date dekoriert. Also entfernte sie den Leuchter. Jetzt kamen ihr auch Bedenken wegen des Risottos mit Wildpilzen und Spargel, der auf dem Herd warm gehalten wurde. Galt Spargel nicht als ein Verführungsgemüse? Und wie würde Adam die Meringuen mit ihren steifen, weißen Spitzen und den saftigen, roten Erdbeeren zum Dessert interpretieren? Oh, Himmel! Sie hätte Spagetti bolognese machen sollen. Auf jeden Fall würden sie in der Küche essen.
    Zu spät. Sie hörte, wie die Haustür geöffnet und geschlossen wurde und dann das dumpfe Geräusch von Stiefeln auf den Fliesen in der Diele. Gleich darauf erschien er in der Tür. »Hi«, begrüßte sie ihn lässig, womit sie ihm zu vermitteln hoffte, dass sie an jedem Tag der Woche mit so viel Aufwand zu speisen pflegte und er einen Mangel an Klasse verriete, wenn er eine Bemerkung dazu machte. »Warum essen wir hier?«, fragte er. »Mrs Carr hat die Anweisung hinterlassen, die Abendmahlzeiten in formellem Rahmen zu servieren. Sie ist da altmodisch«, log Grace und hoffte, ihre Zunge würde nicht schwarz werden und sich zusammenrollen, wie sie es den Jungs oft androhte.
    »Ist mir Recht.« Er war irgendwie verändert. Aufgekratzt. Erregt. Sie fragte sich, ob seine Nachmittagsgestaltung wohl eine Begegnung mit »Babe« beinhaltet hatte. Eine Vision von weißen, schlanken Schenkeln, die sich wie zwei glatte, kühle Boas um seinen Körper wickelten, zuckte durch ihren Kopf.
    Sie schüttelte ihn unwillig und schaltete auf Mütterlichkeit um. »Ich hoffe, Sie haben Appetit mitgebracht«, zwitscherte sie und floh in die Küche, um nicht noch seine Wange zu tätscheln oder so was.
    Sie würde ihm heute Abend sagen, dass er morgen früh gehen müsse, weil Mrs Carr nach Hause käme. Sie würde ihm nichts berechnen, denn es erschiene ihr irgendwie unrecht, ihm Geld für etwas abzuknöpfen, was für sie wie ein kleiner Urlaub gewesen war. Sie würde morgen mit dem Duft frisch gemähten Grases in den Kleidern und Mehl unter den Fingernägeln nach Dublin zurückkehren.
    »Kann ich was helfen?«
    »Oh!«
    Sie hatte nicht bemerkt, dass er in die Küche gekommen war. Er stand dicht hinter ihr - aber wohl nur, um sich über ihre Schulter hinweg die französische Zwiebelsuppe anzuschauen. (In französische Zwiebelsuppe ließ sich kein sexueller Hintergedanke hineindeuten, oder? Vielleicht in Frankreich. Vielleicht wurde sie dort als unverblümte Aufforderung zum Vorspiel betrachtet. Heilige Muttergottes!)
    »Nein, danke«, antwortete sie munter. »Ich habe alles unter Kontrolle.«
    Abgesehen von ihren Händen, die plötzlich extrem unbeholfen waren. Sie häufte viel zu viel Käse auf die Toastscheiben, die die Suppe bekrönten, beschloss jedoch, dieses eine Mal auf die Kalorien zu pfeifen. Sie war am Verhungern. Auf dem Land schmeckte alles besser. Es war, als seien ihre Geschmacksknospen hier aus einem Dornröschenschlaf erwacht.
    »Eine gute Köchin sind Sie also auch«, sagte Adam.
    »Wieso auch?«, fragte sie. Flirtete er mit ihr? Es war lange her, dass jemand das getan hatte, und so fiel es ihr schwer, es zu beurteilen.
    Er zuckte unschuldig mit den Schultern. »Ist nur so eine Redensart.«
    Im Speisezimmer aßen sie ihre Zwiebelsuppe und betrachteten einander über den Tisch hinweg. Ob Adam wohl bemerkte, dass sie heute Sommersprossen bekommen hatte? Sie waren ihr bei einem Blick in den Badezimmerspiegel aufgefallen, und sie wusste nicht genau, ob sie sie sexy oder unschön finden sollte. Unter dem Strich gefielen sie ihr. »Sensationell«, sagte er andächtig.
    »Danke.« (Wann hatte sie sich das letzte Mal so mädchenhaft gefühlt?) »Die Suppe auch.«
    Oh! Sie spürte Wärme in ihr Gesicht steigen, kam dann jedoch zu dem Schluss, dass sie ihn missinterpretiert hatte. »War Ihr Nachmittag schön?«, fragte sie äußerlich gelassen.
    »Ja, danke.« Er war offenbar nicht gewillt, ihr zu verraten, ob er ihn damit zugebracht hatte, »Babe« durchzubumsen. Stattdessen legte er mit einem Seufzer der Zufriedenheit den Löffel hin, stand auf und verließ den Raum. Einfach so! Dachte er, das sei alles, was sie an Kochkünsten zu bieten habe? Wie konnte er sie als »sensationell« loben und dann einfach sitzen lassen? Was für ein launenhafter Mensch!
    Sie überlegte gerade, was sie jetzt tun sollte, als er mit einer Flasche Wein zurückkam. »Für Sie.«
    »Für mich?«
    »Na ja - für uns.«
    Sie sah zu, wie er die Flasche öffnete und ihr

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