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Kleine Suenden zum Dessert

Kleine Suenden zum Dessert

Titel: Kleine Suenden zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Dowling
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Beleidigung noch mit einer Kränkung: »Wahrscheinlich tut es euch allen gut, mal Ruhe voreinander zu haben.«
    »Was soll das heißen?«
    »Dass es für dich bestimmt erholsam ist, sie mal nicht um dich zu haben.«
    »Das ist nicht das, was du gesagt hast.«
    »Grace ...«
    »Willst du andeuten, dass ich sie zu sehr bemuttere?«
    »Du drehst mir die Worte im Mund um!« Schon wieder dieser Märtyrerton!
    »Ach, geh zu deiner Mickey Mouse zurück, Ewan.«
    Es folgte ein kurzes Schweigen und dann sagte er: »Warum streiten wir uns, Grace? Das tun wir doch sonst nie.«
    »Vielleicht sollten wir das aber!«, gab sie laut zurück. »Vielleicht wäre es gesund, sich hin und wieder richtig zu streiten! Unsere Ehe ein bisschen aufzuschütteln, bevor wir beide an Langeweile eingehen!« Das war leicht überzogen, aber sie hatte das Gefühl, dass es Not tat.
    Nach einer neuerlichen kleinen Pause bat er: »Können wir später darüber reden? Ich versuche hier, die Jungen zu bändigen.«
    Typisch Mann, dachte sie giftig. Kann nicht zwei Dinge gleichzeitig tun, wogegen Frauen routinemäßig fünfzehn Dinge gleichzeitig taten, und das auch noch mit einem Lächeln auf dem Gesicht.
    »Okay«, stimmte sie zu.
    »Wann? Morgen?« Er klang ungeduldig.
    »Bald«, antwortete sie vage.
    Wenn er es nicht für nötig hielt, wie versprochen anzurufen, dann sah sie nicht ein, warum sie ihm einen festen Termin zusagen sollte. Vielleicht würde sie ihn sogar zwei Tage schmoren lassen! Mehr allerdings nicht, denn länger würde sie es nicht aushalten, ohne von den Jungs zu hören. Adam saß auf einem kleinen, alten Teppich auf dem Rasen, als sie in den Garten kam, um ihm gute Nacht zu sagen. Sie hätte gar nicht hinausgehen sollen. Es war eine blöde Idee in ihrer momentanen Verfassung, und sie würde später ausführlich über diese Torheit nachdenken. Als sie zu ihm trat, schaute er auf. »Alles okay?«
    »Bestens. Warum auch nicht?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Wollen Sie sich setzen?« Er rutschte ein Stück zur Seite, um Platz für sie zu machen. »Ich wollte eigentlich ins Bett...«
    Er versuchte nicht, sie zum Bleiben zu überreden. Sie setzte sich trotzdem. Ihre Schulter streifte seine, und sie rückte hastig von ihm ab.
    Er rauchte etwas Selbstgedrehtes, das einen beißenden Geruch verströmte.
    »Es stört Sie doch nicht, oder?«, fragte er, als er ihren Blick bemerkte.
    »Absolut nicht!«, erklärte sie, wie sie hoffte, herablassend und welterfahren. Sie hatte seit ihrem Studium kein Gras mehr geraucht. Es war das Rebellischste und Verderbteste, was sie je getan hatte, und die Erinnerung daran und die zwei Gläser Wein, die sie zum Essen getrunken hatte, machten sie wagemutig. »Darf ich mal ziehen?«
    Er schaute sie überrascht an. »Ich wusste nicht, dass Sie rauchen.«
    »Wie Sie vorhin sagten: Sie wissen nichts über mich«, erwiderte sie großspurig.
    »Ich kann Ihnen auch eine drehen«, bot er an.
    »Nein, nein ... ich will nur ein paar Züge.«
    Er reichte ihr den Joint herüber, und sie hielt ihn mit gelangweilter Miene lässig zwischen den Fingern. Als Adams Blick abwanderte, führte sie das Ding zum Mund. Es war feucht von seinem Speichel, und das dünne Papier klebte an ihren Lippen, doch sie schaffte es zu inhalieren, einen Hustenanfall zu unterdrücken und es wieder von ihren Lippen zu lösen. So weit, so gut.
    Adam schaute nachdenklich zum Himmel hinauf. »Wenn man das da oben so sieht, kommt man sich sehr klein und unwichtig vor, stimmt‘s? Wir sind nur Staubkörnchen im Universum, ohne jede Bedeutung für den großen Plan.«
    »Hmmm«, machte Grace mit rauchvollen Wangen. Ihre Kehle brannte. Wahrscheinlich war das die Wirkung der Droge.
    »Wir wieseln hier unten auf der Erde herum, sind ständig unheimlich beschäftigt«, fuhr er gedankenvoll fort, »aber was hat das für einen Sinn? Was wollen wir alle?« Der Joint hatte ihn offenbar bereits im Griff. Grace hingegen war trotz zwei weiterer, tiefer Züge noch nicht annähernd in dem Zustand, der eine Hinterfragung des Lebenszwecks bedingte.
    »Keine Ahnung«, sagte sie. »Glücklich sein, vielleicht?«
    »Glücklich sein?« Seine Verachtung schallte über den Rasen. »Was spricht dagegen?«
    »So wie ich die Sache sehe, hat man nur ein Leben, und wenn man es in dieser Zeit nicht schafft, eine Veränderung auf der Erde zu bewirken, hat man es vergeudet.«
    »Eine ziemlich radikale Ansicht«, fand Grace. »Natürlich ist es sehr viel einfacher, sich einen angenehmen

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