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Kleine Suenden zum Dessert

Kleine Suenden zum Dessert

Titel: Kleine Suenden zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Dowling
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ihnen in einem Kanu einen Bach in Critter Country hinunter, unbeschwert und ohne den Schimmer einer Ahnung, dass ein tasmanischer Teufel seine Frau auf die Haare küsste.
    »Das ist die reale Welt«, erläuterte Adam ihr seinen Standpunkt. »Sie sind nicht hier. Nur wir sind hier, Grace - Sie und ich.«
    »Und damit ist es zu rechtfertigen?«
    Er zuckte mit den Schultern und sah sie mit einem Blick an, der besagte, dass sie Probleme mache, wo keine seien. »Wird uns die Realität morgen nicht wiederhaben?«, sagte er.
    Das leuchtete ihr ein. Und so ließ sie die Realität außen vor. Es gab nur noch Mrs Carrs Garten und den frisch gemähten Rasen und den Tabakgeruch von Adams Atem, als er sie küsste. Es war ein seltsam zurückhaltender Kuss, fast schüchtern, und er erinnerte sie an die Zeit, als sie mit siebzehn anfing auszugehen und der Abschiedskuss vor der Haustür der Höhepunkt des Abends war. Damals widmeten die Mädchenzeitschriften diesem Kuss ganze Seiten - ob es ein Zungenkuss sein sollte oder nicht, ob man davon schwanger werden konnte, wie man den Jungen auf nette Art bremste, wenn der Gutenachtkuss ihn dazu verleitete, »weitergehen« zu wollen.
    Adam wollte das ganz eindeutig. Er versuchte, sie nach hinten zu drücken. Die Horizontale war gefährlich - das wusste sie sowohl aus Erfahrung als auch aus Zeitschriften. Also musste sie beizeiten auf die berühmte Bremse treten. »Adam«, murmelte sie. »Entschuldige. Willst du nicht...«
    »Nein! Ich meine ja! Ich bin sicher, es wäre sehr...«, sie war froh, dass er ihre Gedanken nicht lesen konnte. In ihrem Kopf lief in Technicolor ein Film mit ihm in der Hauptrolle, der ihre sämtlichen jemals durchgespielten, pornografischen Phantasien enthielt, »... schön«, beendete sie den Satz mit züchtig niedergeschlagenen Augen.
    »Aber wir kennen uns doch kaum.«
    »Ich kenne dich gut genug«, widersprach er.
    Plötzlich empfand sie die Generationskluft sehr deutlich. Nicht, dass sie in seinem Alter übertrieben prüde gewesen wäre - aber heute wurde Sex wesentlich lockerer gehandhabt. Und sie war schließlich verheiratet. »Vielleicht lerne ich dich ja morgen besser kennen«, sagte sie. Es schadete doch niemandem, sich ein Hintertürchen offen zu lassen, oder? Immerhin würden sie sich nach dem morgigen Tag nie wieder sehen ...
    »Dann bis morgen«, sagte er. Es klang wie ein Versprechen.
    »Ja.« Sie fragte sich, ob er vorhatte, bei Tagesanbruch in ihr Zimmer einzudringen. Es gab keinen Schlüssel für die Tür. Natürlich könnte sie einen Stuhl unter die Klinke klemmen. Aber sie wusste, dass sie es nicht tun würde.
    Sie blieb noch lange auf dem Rasen sitzen, nachdem er gegangen war, schaute, die Arme um die Knie geschlungen, zum Sternenhimmel hinauf und dachte, dass Adam sich irrte, was die überwältigende Größe des Universums anging, denn heute fühlte sie sich ganz und gar nicht unbedeutend.

8
    Sie sehen anders aus«, konstatierte Frank am nächsten Morgen in anklagendem Ton, als sie in Mrs Carrs Küche standen.
    »Inwiefern?«, fragte sie schuldbewusst. »Ich weiß nicht. Einfach ... anders.«
    »Wahrscheinlich, weil ich ein Kleid von Mrs Carr anhabe.« Ihre eigenen Sachen hatte sie in Mrs Carrs Waschmaschine stecken müssen. Wenn sie sie nachher draußen auf die Leine hängte, wären sie trocken, bis sie heute Nachmittag nach Dublin zurückmüsste. Als Übergangslösung hatte sie sich für ein rotes Mantelkleid aus Mrs Carrs Kleiderschrank entschieden, das dem Schnitt nach aus ihrer Jugend stammen musste.
    »Wo ist Adam?«, erkundigte sich Frank.
    »Im Bett.«
    In seinem eigenen, wohlgemerkt. Er hatte sich nicht gewaltsam Zutritt zu ihrem verschafft. Vielleicht hatte sie ihn falsch verstanden. Sie hatte stundenlang nackt dagelegen, mit extra gründlich geputzten Zähnen und dekorativ auf dem Kissen ausgebreiteten Haaren, und sogar einen Text entworfen, dass sie nichts tun sollten, was sie später vielleicht bereuten. Als sie die Warterei nicht mehr aushielt, war sie ins Bad gegangen und hatte so viel Lärm gemacht (für den Fall, dass er tief schlief), dass sie einen Bewusstlosen damit aufgeweckt hätte.
    Trotzdem kam er nicht. War es möglich, dass jetzt er sich zierte?
    »Können Sie mir eine Tasse Mehl borgen?«, fragte Frank.
    »Wie bitte?«
    »Ich will Brot backen. Sandy sagt, der Duft von frischem Brot sei sehr motivierend. Für später, wenn Sie Tom und Charlie das Haus zeigen, wissen Sie.«
    »Sandy hat früher in der Immobilienbranche

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