Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kleine Suenden zum Dessert

Kleine Suenden zum Dessert

Titel: Kleine Suenden zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Dowling
Vom Netzwerk:
konnte sie seine Worte den ganzen Tag genießen - sogar für den Rest ihres Lebens, wenn ihr danach war -, ohne sich etwas vorwerfen zu müssen. Nun, wenigstens nichts Ernstes.
    »Du bist verheiratet, Grace!«, endete Natalie, und sie tat es in einem Ton, als verkünde sie im Auftrag der Regierung eine Seuchenwarnung.
    »Du auch«, gab Grace zurück und setzte spitz hinzu: »Und zu Tode genervt.«
    Sie legte auf, fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und mit der Zunge über die Lippen und ging die Treppe hinauf.
    »Adam?«, rief sie leise, nachdem auf ihr Klopfen keine Reaktion erfolgt war. »Das Frühstück ist fertig.«
    Sollte sie etwas anfügen, nur so nebenher, vielleicht, dass sie schon seit Tagesanbruch auf den Beinen sei? Sie wollte nicht, dass er dächte, dass sie in der Hoffnung auf seinen Besuch ewig im Bett geblieben wäre.
    »Adam?«
    Er schlief offenbar wie ein Bär. Sie wagte es, die Tür einen Spalt zu öffnen, und hoffte, einen Blick auf seinen ausgestreckt auf den Laken liegenden gebräunten Körper zu erhaschen. Schlief er nackt?
    Er schlief überhaupt nicht. Das Bett war leer und ordentlich gemacht. Er hatte sie nicht nur nicht in ihrem Zimmer überfallen - er hatte sogar das Haus verlassen, bevor sie aufgewacht war.
    Sie kam sich idiotisch vor. Wie hatte sie diesen kleinen Flirt so ernst nehmen können? Offenbar hatte sie auch den Kuss zu ernst genommen. Wahrscheinlich verführte er in jedem Hafen die Pensionswirtin, nachdem er ihr gesagt hatte, dass sie erstaunlich sei. Und er hatte eine Freundin! (Sie selbst hatte einen Ehemann, was noch schlimmer war, doch es hinderte sie nicht daran, sich gekränkt und benutzt zu fühlen.)
    Wo war er hingegangen? Zu einer Verabredung mit dieser Frau namens »Babe«? Grace verspürte den Wunsch, das Weib zu zerstückeln und ihren Kopf im Dampftopf zu kochen.
    Der Gedanke an den Dampftopf machte ihren Magen knurren. Kein Wunder - sie war derart auf ihre unerwiderten, romantischen Gefühle konzentriert gewesen, dass sie ihn total vernachlässigt hatte. Wie eine Königin schritt sie hoch erhobenen Hauptes in Mrs Carrs feuerrotem Mantelkleid gemessenen Schrittes die Treppe hinunter, um Frühstück einkaufen zu gehen.
    Kurz darauf befand sie sich am Schauplatz eines ihrer Verbrechen: vor der Kühltheke im örtlichen SPAR-Markt. Sie hatte zur Tarnung für alle Fälle ihre dunkle Sonnenbrille auf und war gerade dabei, sich zwischen einer Packung dicker Würste und saftigen Grillschinkenscheiben zu entscheiden, als ihr beim Klang einer Männerstimme ein tödlicher Schreck in die Glieder fuhr. »Grace!« Sie wirbelte herum und stand Sergeant Daly gegenüber. »Ich werde sie bezahlen!«, stieß sie hervor. Aber Sergeant Daly lachte herzlich. »Nur die Unschuldigen sehen schuldig aus, Grace - das habe ich in dreißig Jahren Polizeidienst gelernt.«
    Sie wollte ihm nicht sagen, dass die dreißig Jahre in diesem Fall total umsonst gewesen waren, und so stimmte sie in sein Lachen ein.
    »Geht es um meine Aussage?« Die hatte sie gestern nach dem Abwaschen und vor dem Aufsetzen des Risottos auf der Wache gemacht. Es war ihre erste Aussage bei der Polizei gewesen und nicht halb so aufregend wie erwartet. Sie hatten sie sogar veranlasst, ihre Formulierungen »pumpte eine Ladung ...« und »das Opfer brach bleich wie Fensterkitt zusammen« zu korrigieren. »Berichten Sie einfach nur die Fakten«, sagten sie. Als das Protokoll schließlich fertig war, las es sich wie ein langweiliger Schulaufsatz.
    »Nein, nein, damit ist alles in bester Ordnung«, antwortete er und beugte sich zu ihr vor. »Ich wollte wegen des Hauses mit Ihnen reden.«
    Guter Gott! In einer Kleinstadt konnte man nichts geheim halten. »Ich reise heute ab«, beteuerte sie. Konnte er sie wegen unbefugten Betretens oder sogar wegen Einbruchs drankriegen? »Das gilt auch für Adam. Und ich werde die Sache mit Mrs Carr klären. Es war nur eine Verkettung von Umständen.«
    Sergeant Daly schaute sie verständnislos an. »Ich spreche von Franks Haus. Sie sollen es nachher doch Tom und Charlie zeigen.«
    »Oh! Das ist richtig!«
    Er schien über irgendetwas bestürzt zu sein, und so fragte sie: »Ist etwas passiert? Sie sind doch hoffentlich wie geplant aus Birmingham angekommen?«
    »Ja.«
    »Und Sie haben Charlie kennen gelernt?«
    »Ja, das habe ich«, bestätigte er mit unheilvoller Stimme, beugte sich noch weiter vor und sagte leise: »Erinnern Sie sich, dass ich Sie wegen eventueller Umbauten angesprochen

Weitere Kostenlose Bücher