Kleine Suenden zum Dessert
habe?«
»Ja. Es ging darum, das Arbeitszimmer in ein Spielzimmer umzuwandeln. Das ist kein Problem. Dazu ist keine Genehmigung des Bauamtes nötig und auch sonst keine.«
»Und wie sieht es in einem radikaleren Fall aus - wenn sie das Haus anderweitig nutzen wollen?«
»Sie meinen als Kinderkrippe, zum Beispiel?« Er warf verstohlen einen Blick über die Schulter und antwortete dann aus dem Mundwinkel: »Als Klub.« Das kam überraschend. »Ah ... was für eine Art Klub? Ich meine ... würde Alkohol ausgeschenkt?« Er nickte grimmig. »Eimerweise.«
»Es ist ein Wohnviertel«, sagte sie. »Ich glaube nicht, dass sich das machen ließe. Aber genau kenne ich mich da nicht aus. Ist das nicht eher Ihr Gebiet?«
»Ich war mir nicht sicher, wissen Sie«, flüsterte er, »und ich wollte das Thema nicht in aller Öffentlichkeit zur Sprache bringen, wo jeder es hören könnte.«
»Ich verstehe.« Grace verspürte das dringende Bedürfnis, einen gewissen Abstand zwischen sich und dem Gesetz zu schaffen, und so sagte sie: »Ich muss los, sonst komme ich noch zu spät zu meiner Verabredung mit Ihrem Tom. Hoffen wir, dass ihnen das Haus gefällt.«
»Mmm«, brummte er ohne Begeisterung. Grace flüchtete aus dem Supermarkt. Sie nahm weder Würste noch Grillschinkenscheiben mit, und inzwischen war ihr regelrecht schwindlig vor Hunger. Als ein Stück die Straße hinauf eine Ladentür geöffnet wurde und der köstliche Duft von heißem Kaffee und klebrigen Biskuittörtchen herauswehte, drängte sie sich an einem gemächlich dahinschlendernden alten Paar vorbei und schlüpfte durch die Tür, bevor sie sich schloss.
Sie trat an die Theke. »Kaffee, bitte«, sagte sie zu einer Bedienung. »Und eines von den Scones.«
Jetzt, da sie gleich etwas zu essen bekäme, konnte sie sich entspannen und umsehen. Das Café war gut besucht, nach den Tüten zu urteilen, hauptsächlich von vormittäglichen Einkaufsbummlern. Auf der Suche nach einem freien Tisch fiel ihr Blick auf ein rotes T-Shirt mit der Aufschrift Rettet die Welt. Der Träger war Adam.
Sie drehte sich hastig wieder zur Theke um und hoffte, dass er sie mit dem roten Kleid und der Sonnenbrille nicht erkennen würde. Sonst dächte er am Ende noch, sie verfolge ihn.
Doch dann ärgerte sie sich über sich. Es war ein freies Land, oder? Sie hatte wie alle das Recht, in einem Café zu frühstücken. Es gab nicht den geringsten Grund für Schuldgefühle.
Also drehte sie sich langsam wieder um. Adam saß an einem Fenstertisch, trank Kaffee und unterhielt sich ernst mit jemandem. Grace war lächerlich erleichtert, dass es kein niedliches, junges Hippie-Geschöpf war, sondern ein junger Mann in abgeschabten Jeans, der mehrere Freundschaftsbänder am Arm trug, obwohl er ganz und gar keinen freundlichen Eindruck machte. Er bewegte beim Sprechen kaum die Lippen.
»Wir haben Möhrencreme als Tagessuppe.«
Grace fuhr zur Theke herum. »Wie bitte?«
Die Bedienung schob ihr ihren Kaffee hin. »Tagessuppe ist heute Möhrencreme.«
»Danke, aber ich glaube nicht...«
Sie wollte nur etwas Süßes, doch die Bedienung schien daran Anstoß zu nehmen. »Sie ist hausgemacht - falls Sie deshalb Bedenken haben. Minnie hat sie heute früh frisch gekocht.«
»Oh! Nun, in dem Fall nehme ich gern eine Portion.« Die Bedienung bedachte sie mit einem Blick, der besagte, dass sie Grace als Touristin identifiziert hatte, und ging die Suppe holen. Grace warf einen Blick über ihre Schulter. Adam und sein Begleiter bekamen gerade Zuwachs: eine mollige, junge Frau mit einem schlampigen Pferdeschwanz. Auch das war nicht »Babe« - das erkannte sie an der Körpersprache, als das Mädchen sich an Adam vorbeidrängte, um zu dem dritten Stuhl zu gelangen. Weit entfernt von jeglicher Vertrautheit oder gar Zärtlichkeit verschaffte sie sich rücksichtslos Platz, sodass Adam zur Seite rücken musste, und Grace bewunderte sie dafür.
»Das Hauptgericht ist heute Irishstew.« Die Bedienung war zurück und schob eine dampfende Suppenschüssel über die Theke. Grace stellte sie auf ihr Tablett.
»Um ehrlich zu sein - ich bin kein Fan von Stew«, gestand sie bedauernd. Sie hatte es schon in ihrer Kindheit nicht gemocht und keines mehr gegessen, seit sie niemand mehr dazu zwingen konnte. Außerdem war es erst elf Uhr.
Die Bedienung antwortete mit einem Wie-Sie-meinen-Achselzucken. »Ich war auch keiner - bis ich Minnies zum ersten Mal probierte.«
»Dann schmeckt es also gut?«
»Gut?«, bellte die Bedienung.
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