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Kleine Suenden zum Dessert

Kleine Suenden zum Dessert

Titel: Kleine Suenden zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Dowling
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Armeslänge von ihr entfernt. Sie würde ihn gern berühren. Je länger sie darüber nachdacht, umso zwanghafter wurde der Wunsch, bis es sie regelrecht in den Fingern juckte, hinüberzulangen und seinen knackigen Po zu befummeln. Sie könnte ja behaupten, sie hätte ihn für einen Milchkrug gehalten. Schließlich hatten alle mitgekriegt, dass sie blind war.
    Mit glühenden Wangen wandte sie sich ihrer Mahlzeit zu. Die Suppe war ein Gedicht (Minnie sparte auch mit der Sahne nicht!). Grace verputzte sie in Windeseile. Wenn sie weiter in diesem Tempo äße, hätte sie vielleicht die Chance, unerkannt verschwinden zu können. Dann standen die Leute an dem großen Nebentisch auf und gingen, und plötzlich konnte sie verstehen, worüber Adam und seine Freunde flüsterten.
    »Ich werde auf gar keinen Fall gebackene Kartoffeln verkaufen«, erklärte er leise, aber energisch. Interessant, dachte sie.
    »Es war ja nur ein Vorschlag«, sagte das Mädchen mit einem Akzent, den Grace als französisch identifizierte. »Wir können unsere Flugblätter jeder Ware beilegen. Was meinst du, Joey?«
    Joey sah irgendwie mittelmeerisch aus - doch als er antwortete »Is mir total egal«, tat er das in waschechtem irischen Englisch.
    Grace überlegte, ob sie Adam nachher erzählen sollte, dass im Supermarkt ein Schild hing, auf dem Personal gesucht wurde. Sie hatte es bei ihrem ersten Besuch dort bemerkt. Wenn sie da unterkämen, müssten er und seine Freunde nicht in einem Fastfood-Schuppen buckeln, wenn sie knapp bei Kasse wären.
    Aber dann sagte Adam: »Du kannst dein Glück ja ruhig mit Kartoffelständen versuchen, Martine. Das wurde letztes Jahr bei Oasis versucht und im Jahr davor bei Robbie Williams - und weißt du was? Die Leute waren viel zu beschäftigt damit, sich den Bauch voll zu schlagen, um sich die Message anzuhören.«
    Welche Message? Grace aß einen Löffel Stew. Es schmeckte sensationell.
    »Okay, okay, komm wieder runter von deiner Palme«, murmelte Joey, doch es war offensichtlich, auf wessen Seite er stand. »Wir müssen uns was einfallen lassen, und zwar schnellstens. Es sind nur noch knapp vier Wochen.«
    »Ich sage, wir müssen einen großen Coup landen«, erklärte Adam. »Irgendwas nicht so Konservatives. Ich bin sicher, Martine teilt meine Meinung. Natürlich nur, wenn du nicht zu sehr darauf konzentriert bist, deine kulinarischen Fähigkeiten zu perfektionieren, Kumpel.« Grace sah bei einem neuerlichen heimlichen Blick über ihre Schulter, dass Martine Adam vernichtend anschaute. Dann griff sie nach seinem Tabak, um sich eine Zigarette zu drehen, doch in ihrer Wut schubste sie ihn über die Tischkante, und er landete neben Graces Stuhl. »Grace?« Adam hatte sich umgedreht. »Mmm? Adam! Hi.« Seinem Ausdruck nach erschreckte ihn ihre Anwesenheit. »Ich wollte nur schnell was essen.« Und damit aß sie äußerlich völlig cool einfach weiter. Am Nebentisch herrschte plötzlich tiefe Stille. Als Grace wieder hinschaute, bedachten Martine und Joey Adam gerade mit einem vorwurfsvollen Blick. Grace schenkte ihnen ihr unbefangenstes Lächeln. »Hallo, ihr da drüben. Ich kann euch das Stew empfehlen. Es ist köstlich!« Jetzt war Adam gezwungen, sie vorzustellen. »Das ist Grace, meine ... äh ... Pensionswirtin - und das sind Martine und Joey«, stellte er ihr seine Begleiter vor. Die beiden musterten sie schweigend. Grace aß noch einen Löffel Stew und schlug unter dem roten Mantelkleid die Beine übereinander. Sie erwog, die Sonnenbrille abzunehmen, entschied sich dann jedoch dagegen.
    »Sie sehen nicht aus wie eine Pensionswirtin«, sagte Martine schließlich. Man merkte ihr an, dass sie die ihr hier aufgezwungene Sprache verabscheute.
    »Ich fange gerade erst an«, gestand Grace. »Adam ist mein erster Gast. Aber es läuft ganz gut, nicht wahr, Adam?«
    Adam machte ein Gesicht, als fürchte er, dass sie im nächsten Moment ausplaudern würde, dass er sie gestern Abend auf dem frisch gemähten Rasen im Garten angebaggert hatte. Sie sah ihn nur viel sagend an, bevor sie sich Martine und Joey zuwandte.
    »Ich wusste nicht, dass Adam Freunde in Hackettstown hat.« Sie fand, dass sie ebenfalls eine Erklärung verdiente.
    »Wir sind keine Freunde.« Die Französin spuckte die Worte regelrecht aus, und Grace fragte sich gerade, woher das Mädchen die Energie nahm, ständig so aggressiv zu sein, als Martine sich hastig korrigierte: »Na ja, keine Busenfreunde, aber immerhin. Wir wollen gemeinsam zu dem Musikfestival

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