Kleine Suenden zum Dessert
Cupid«, Elvis schwatzte drüben am Tresen mit Marilyn Monroe, und Ewan fragte sich, wie es Grace wohl hier gefallen hätte.
Jetzt, da er Zeit hatte, darüber nachzudenken, fiel ihm auf, dass sie in letzter Zeit etwas merkwürdig gewesen war, wenn sie telefonierten. Damit meinte er nicht, dass sie aufgehört hatte, die Tage bis zu ihrer Rückkehr zu zählen - das war alberner Kram -, nein, sie wirkte so ... distanziert. Vielleicht bildete er sich das auch nur ein. Den Jungen schien jedenfalls nichts aufgefallen zu sein - sie kamen jedes Mal mit glücklich lächelnden Gesichtern vom Telefonieren. Für Ewan hatten sie dieses Lächeln nur, wenn er ihnen etwas in einem dieser verdammten Läden kaufte, die hinter jeder Ecke lauerten.
Elvis ging wieder zum Angriff über. »Einen Kaffee, bitte«, bestellte Ewan hastig, um einem neuerlichen Versuch vorzubeugen, ihm ein Dessert aufzudrängen. Um ihn herum stopften alle schlagsahnebekrönten Matsch in sich hinein, als gäbe es morgen nichts mehr. Die meisten waren übergewichtig oder auf dem besten Weg dahin. »Einen Kaffee? Kommt sofort«, sang Elvis. »Könnte ich Sie für einen Schokocookie interessieren oder ...«
»Nein.«
Wieder allein, griff Ewan sich eine der vielen weißen Papierservietten, die mit dem Essen gebracht und nicht benutzt worden waren. Er brauchte einen Moment, um seine Gedanken zu ordnen. Dann kramte er in seinen Taschen, bis er einen Bleistiftstummel fand, leckte die Mine an, beugte sich über die Serviette und schrieb ein paar Worte, strich sie durch, schrieb noch etwas und strich auch das durch. Er hörte weder die Musik plärren, noch registrierte er es, als Elvis ihm seinen Kaffee hinstellte. Schließlich drehte er die voll gekritzelte Serviette um, strich sie glatt und begann von neuem. Essen Sie sich dünn. Nein, dachte er, das gibt es schon. Mehr essen, mehr abnehmen? Schrecklich. Die verdammte Sonne dörrte sein Gehirn aus, dachte er unangebracht fröhlich.
»Dad?«
Es dauerte einen Augenblick, bis Ewan auf die Erde zurückkehrte. Dann schob er seine heruntergerutschte Brille an ihren Platz und hob den Blick. Jenseits der fettfingerschmierigen Gläser stand Jamie am Tisch und zupfte verlegen an seinem T-Shirt, während er seine Schuhspitzen fixierte.
Es kostete Ewan Kraft, ruhig zu bleiben. »Warum bist du zurückgekommen, Jamie?«
Statt einer Antwort kam die in jämmerlichem Ton gestellte Gegenfrage: »Darf ich hier bei dir bleiben?« Nicht zu fassen! Das war nun der Dank für all seine Mühe! Er hatte den Jungs drei tolle Wochen bereitet, und jetzt sollte ihm eine lächerliche Stunde für sich verweigert werden, weil Jamie, offenbar aus einer Laune heraus, entschieden hatte, dass ihm nicht nach Wasserspringen war?
»Nein!«, erwiderte er in scharfem Ton. »Wenn du nicht Wasserspringen willst, dann geh rauf ins Zimmer. Das sind die beiden Möglichkeiten, die du hast, okay?«
»Ich will mir dir reden«, sagte Jamie. Eine weitere Verzögerung! »Abgelehnt! Du hattest deine Chance.« Jamie drehte sich um und lief gebückt davon. Im ersten Moment wollte Ewan ihm folgen, doch dann überlegte er es sich anders. Es wäre besser, wenn sie sich beide erst etwas beruhigten. In ein paar Minuten könnten sie bestimmt besser miteinander sprechen.
Er nahm seinen Bleistift und vertiefte sich wieder in seine Arbeit.
»Mach das noch mal«, bat sie.
»Was?
»Das mit der Zunge.«
»Also wirklich, Grace - ich kriege ja schon eine Blase ...«
»Nur noch fünf Minuten.«
O Mann! Grace drehte den Kopf zur Seite. Mrs Carrs Kissen roch muffig. Nicht, dass sie das gestört hätte. Es störte sie auch nicht, dass ihre Zehennägel zu lang waren oder dass Adams Zärtlichkeiten von leisem Schnalzen begleitet wurden. Normalerweise waren solche Geräusche peinlich. Warum sonst wurden Liebesszenen im Film immer mit Musik unterlegt? Doch nur, um unromantisches Geschnalze oder das Knacken von Schulterblättern zu überdecken. Doch bei Adam genoss sie es. Je lauter, umso besser! Abgesehen von dem Schnalzen ermutigte sie ihn zum Saugen, Lecken und Kauen (wo angebracht), und das Schmatzen, mit dem feuchte Haut sich von feuchter Haut löste, ließ sie wohlig erschauern. Himmlisch! Auch das Schnaufen, wenn er ihren Hals von oben bis unten mit Küssen bedeckte, und das köstliche ...
»Du bist ja überhaupt nicht bei der Sache!« Adam schaute vorwurfsvoll zu ihr herauf. »Doch«, widersprach sie zärtlich.
Aber er war verunsichert. »Ist es vielleicht nicht richtig
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