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Kleine Suenden zum Dessert

Kleine Suenden zum Dessert

Titel: Kleine Suenden zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Dowling
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würden kopfstehen, wenn ich mich mit dir zusammentäte.«
    »Dann gehen wir eben nach Tasmanien. Von meinen Freunden wird keiner über uns spotten. Also - was hältst du davon?«
    »Nach Tasmanien zu gehen?«
    »Hör auf zu lachen. Ich bin sehr patriotisch«, sagte er gekränkt.
    »Wovon würden wir leben? Von Anti-Atomkraft-Flugblättern?«
    »Ich würde uns schon ernähren.«
    »Du hast das Studium abgebrochen.«
    »Ich könnte mir einen Job suchen. Dämlichen Touristen das Surfen beibringen oder so was. Und wir könnten in einer kleinen Hütte am Strand wohnen.«
    »Klingt hübsch. Was würden wir essen?«
    »Fisch, natürlich.«
    »Und Nüsse und Wildfrüchte, die ich im Wald sammeln würde?«
    »Allmählich schnallst du es«, sagte er bewundernd.
    »Und ich könnte uns Kleider schneidern aus den Fellen der wilden Tiere, die ich mit Fallen fangen und häuten würde.«
    »Weiter, Grace!«
    Sie klatschte aufgeregt in die Hände. »Wir würden von dem leben, was die Natur uns gäbe - ohne Handys und Filofaxe und Autos und dergleichen. Wir wären Hippies! Ich wollte schon immer ein Hippie sein.«
    »Ehrlich?«
    »Nein, eigentlich nicht.« Aber sie wollte auch nicht mehr die gestresste, dürre Frau sein, als die sie nach Hackettstown gekommen war. War es nicht herrlich, dass Menschen sich ändern konnten, dachte sie träge. Vielleicht war ihre Veränderung ja noch gar nicht abgeschlossen. Vielleicht würde sie sich morgen noch weiter verändern. Wer wusste, was für ein Mensch sie mit der Zeit werden würde? (Fett wollte sie allerdings nicht werden. Kurvenreich war attraktiv - übergewichtig nicht.)
    »Grace«, sagte Adam nach einer Weile.
    »Hmmm?«, brummte sie, in Visionen von sich vertieft, wie sie in Läden für Übergrößen einkaufte und im Flugzeug zwei Plätze buchen musste, wenn sie verreisen wollte.
    »Ich möchte was mit dir besprechen.«
    »O Adam. Martine meint nicht alles ernst, was sie sagt. Ihr beide seid einfach sehr verschieden. Du bist ein Radikaler, und sie ist eher eine Konservative ...«
    »Sie ist ein verdammtes Fossil!«
    »Wie auch immer. Sie leitet die Kampagne, und du kannst nichts dagegen tun.«
    »Das ist noch nicht raus. Aber ich will gar nicht über Martine reden. Ich ...«
    »Entschuldige, wenn ich dich unterbreche, Adam.« Sie hatte aus dem Augenwinkel etwas bemerkt. »Was ist das?«
    »Was ist was?«
    »Da draußen! Nein, nein, bleib unten!«, zischte sie.
    »Wie soll ich was sehen, wenn ich mich nicht aufsetzen darf?«
    »Du musst eben unauffällig schauen.« Sie streckte den Arm aus. »Da - auf der anderen Straßenseite.«
    Da sie sich im ersten Stock befanden, hatten sie sich nicht die Mühe gemacht, die Vorhänge zuzuziehen. Es war heller Tag - und in einer Glasfläche im ersten Stock des Hauses gegenüber spiegelte sich die Sonne.
    Grace stieß einen unterdrückten Schrei aus und zog die Decke bis ans Kinn hoch. Adam sprang auf und drohte mit der Faust hinüber.
    »Dieser elende Mistkerl!«, schimpfte er. »Ich hab‘s dir gesagt, weißt du noch? Ich hab‘s dir gesagt!«
    »Frank? Ich weiß, dass Sie da sind. Sie können also ruhig aufmachen.«
    Sie klingelte erneut, aber er ließ sich noch immer nicht sehen. Schließlich nahm sie ihren Makler-Schlüsselbund zu Hilfe.
    Er saß im Wohnzimmer vor dem Fernseher und schrak hoch, als sie hereinkam. »Was tun Sie hier?«, fuhr er auf.
    »Was haben Sie getan? Wie kommen Sie dazu, uns zu beobachten?«, erwiderte sie hitzig.
    »Ich habe nicht Sie beobachtet!«, spielte er den Empörten. »Ich war auf der Suche nach dem weniger gesprenkelten Kleinspecht, einem hier sehr seltenen.«
    »Blödsinn!«
    »Schauen Sie nach, wenn Sie mir nicht glauben!« Er schob ihr ein Buch hin. »Ich habe erfahren, dass in dem Wald da drüben ein Pärchen nistet, und so hielt ich ganz harmlos Ausschau danach, und plötzlich hüpfen da am helllichten Tage zwei Nackte vor meiner Nase herum! Ich bin ganz schön erschrocken, das kann ich Ihnen sagen!«
    Grace kämpfte verzweifelt gegen die Röte an, die ihr ins Gesicht stieg. Aus irgendeinem Grund glaubte sie ihm seine Geschichte. Zumindest teilweise. »Aber sie hätten nicht zuschauen müssen, oder?«
    »Nun, ich ...«
    »Sie hätten wegsehen können. Das hätte der Anstand geboten. Ich hatte Mühe, Adam zurückzuhalten, wissen Sie. Er würde sie liebend gern verprügeln.«
    »Ich könnte mir vorstellen, dass Ihr Mann das auch liebend gern mit Adam täte. Irgendjemand sollte ihm stecken, was seine Frau in

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