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Kleine Suenden zum Dessert

Kleine Suenden zum Dessert

Titel: Kleine Suenden zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Dowling
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wirst?«
    »Ich glaube nicht. Im Moment jedenfalls noch nicht«, milderte sie ihre Absage, um das Versöhnungsangebot nicht zur Gänze zurückzuweisen. Doch sie hatte den morgigen Tag bereits völlig verplant. Sie müssten dringend beraten, wie sie die Transparente und Zelte auf das Festival schmuggeln könnten. Die Sicherheitsleute würden auf der Hut sein. Adam hatte vorgeschlagen, einen Lastwagen zu mieten und damit einfach durch den Zaun zu brechen, was Julia sehr gefallen hätte. Aber Martine sagte, es müsse ohne Gewalt abgehen. Wie langweilig!
    »Das wird sie tief kränken«, sagte Michael.
    »Ich bin sicher, sie wird es überleben«, erwiderte Julia und verbannte die Angelegenheit aus ihren Gedanken.

12
    Der Ober hatte eine glänzende, schwarze in die Stirn fallende Schmalztolle und blaue Wildlederschuhe an den Füßen. Natürlich durfte man ihn nicht als Ober bezeichnen - in Disneyworld liefen alle Angestellten unter der Bezeichnung »Ensemblemitglieder«. Dieses Mitglied ergänzte sein Kostüm mit einer Anstecknadel, auf der »Elvis« stand - für den Fall, dass jemand ein bisschen schwer von Begriff war.
    »Wie geht’s, wie steht’s, Kids?«, sprach Elvis Jamie und Neil mit freundlich dröhnender Stimme an.
    »Okay«, brachten sie mühsam hervor. Sie hatten gerade Beefburger mit - wie es schien - dem Fleisch einer ganzen Kuh und einen Berg Fritten in sich hineingestopft und hingen mit zum Platzen prallen Bäuchen kraft-und lustlos auf den typischen mit rotem Kunstleder bezogenen Stühlen. Ewan konnte es ihnen nachfühlen. Sein Darm hatte vor etwa fünf Tagen unter dem fortgesetzten Angriff von Fastfood dichtgemacht. Aber jetzt mussten sie ja nicht mehr lange durchhalten. Am Sonntag ginge es nach Hause. Vielleicht würde Grace dann etwas für sie kochen. Angesichts der Lage der Dinge wäre das wohl das Mindeste, was sie von ihr erwarten dürften.
    »Und Ihnen, Sir?«, richtete Elvis sein Strahlelächeln auf Ewan.
    Die unentwegte Fröhlichkeit begann Ewan allmählich ebenfalls auf die Nerven zu gehen, doch er raffte sich zu einem »Großartig, danke« auf.
    »Dessert?«, feuerte Elvis die nächste Salve ab. »Also, ich glaube nicht...«
    »Sundae? Apple Pie mit Sahne? Einen doppelten Mud Pie mit geschlagener, weißer Schokolade, Weintrauben und Karamelleis? Nach Wunsch mit Schokoladensauce.« Es gab einfach zu viel Überfluss in diesem Land, und Ewan stellte fest, dass ihn auch das nervte. »Für mich nicht«, lehnte er ab. »Jungs?«
    »Dein Fuß berührt meinen«, sagte Neil anklagend zu Jamie.
    »Gar nicht wahr! Dein Fuß ist viel zu weit drüben dafür.«
    »Wichser!«
    »Dad!«
    »Beruhigt euch, Jungs«, murmelte Ewan, dessen Ärgerpegel anstieg. Es war Zeit zu gehen. »Nur die Rechnung, bitte«, sagte er zu Elvis.
    Nicht im Geringsten gekränkt, zog der mit einem Ruck einen Kassenbon heraus und legte ihn auf den Tisch. »Dann sorgen Sie dafür, dass Sie noch einen schönen Tag haben!«
    »Das werden wir«, versprach Ewan. Schließlich war dies hier »Der glücklichste Ort auf der Welt«. Ein mittelmäßiger oder gar schlechter Tag war nicht gestattet. Selbst wenn man gerade seinen Job, seine Frau und seine Kinder verloren hatte, war es auf diesem Fleckchen Erde Pflicht, einen schönen Tag zu haben.
    Nicht, dass ihm etwas davon zugestoßen wäre, dachte Ewan. Der Slimchoc-Etat war letzte Woche verdoppelt worden (sie hatten gerade grünes Licht für eine Palette von Milkshakes gegeben - ohne Milch! - nach Ewans Kollegen Mick), und er hatte in den letzten drei Wochen mehr Zeit mit seinen Söhnen verbracht, als ihm normalerweise lieb gewesen wäre. Okay, seine Frau hatte ihn schmählich im Stich gelassen auf dieser Einmal-im-Leben-Ferienreise und ihm die Betreuung zweier anstrengender Jungen in einer seltsamen Cartoonstadt überlassen, während sie in der Provinz eine fußkranke alte Lady betreute, aber er hatte nicht zugelassen, dass dieses letzte, kleine Detail irgendjemandes schönen Tag verdarb. No, Sir, er hatte tapfer weitergemacht. Niemand könnte mit dem Finger auf ihn zeigen und ihm unterstellen, dass er sich nicht mit aller Kraft ins Zeug gelegt hätte.
    »Also, Jungs«, sagte er, von einer plötzlichen Hochstimmung ergriffen, »was machen wir heute Nachmittag?«
    Normalerweise stellte er sie nicht vor die Wahl. Grace hatte ihm in ihrer irritierend hilfsbereiten Art, die ihm das Gefühl vermittelte, irgendwie behindert zu sein, am Telefon mehrfach eingeschärft, keinerlei Voraussetzung für

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