Kleiner Hund und große Liebe
und Mutter und Kind waren glücklich und entspannt.
Ich war wahnsinnig neugierig, das Kleine richtig anzusehen, aber ich beherrschte mich. Ich saß nur ganz still da, streichelte Felines Kopf, bot ihr Trinkwasser an - und wartete auf das nächste Junge.
Die Minuten vergingen, es wurde eine halbe Stunde daraus, eine ganze Stunde. Nichts geschah. Feline kringelte sich zufrieden um das kleine schwarze Etwas und schlief ein.
Sie wachte erst auf, als meine Tür aufgemacht wurde. Es war Papa.
Ich legte den Finger auf den Mund, mit der anderen Hand zeigte ich in die Wurfkiste. Papa lächelte, streichelte Feline, und sie bewegte fröhlich das Stummelschwänzchen.
Felines Erstgeborenes blieb ein Einzelkind. Es kam nichts mehr! Kein Wunder, daß der Tierarzt bei der Untersuchung gesagt hatte, er fühle nur einen Welpen!
Als die Sonne ihre ersten Strahlen in mein Zimmer sandte, saßen wir alle um Felines Kiste. Jetzt wagte Papa das Kleine hochzuheben, stellte fest, daß es ein kleiner Rüde war - und dann sahen wir uns das Gesichtchen an.
Es hatte eine vollkommen flachgedrückte Nase, das Köpfchen ähnelte überhaupt nicht dem feinen, edlen Kopf der Mutter. Es war breit und rund, und vor allem war die flachgedrückte Nase urkomisch. „Heiliger Bimbam!“ sagte Papa. „Du grüne Neune!“
stöhnte ich. „Du liebes bißchen!“ hauchte Mama.
„Du solltest lieber ,du liebes Bisken’ sagen“, korrigierte mein Bruder, der sich in unserer eigentlichen Muttersprache besser auskennt als ich. „Wenn Omi einen Hund streichelt, sagt sie immer ,Na, Bisken!’“
„Stimmt“, lächelte Mama. „Wenn du es nicht weißt, Elaine, kann ich dir sagen, daß ,Bisken’ das norwegische Wort für ,Hündchen’ ist.“
„Also sagen wir ,du liebes Bisken’“, nickte ich. „Bisken ist doch ein lustiger Hundename! Und lieb wird er uns sicher werden, wenn er auch nur einen Druckknopf statt einer Nase hat!“
Papa nahm Feline mit hinaus, es war bestimmt höchste Zeit, daß sie ihr Geschäftchen erledigte. Das tat sie auch, in größter Eile, und war dann wie ein Blitz wieder zurück bei ihrem Kind.
Ich tat, wie es im Hundebuch stand, ich bot ihr ein Schälchen Haferschleim mit Milch an. Sie schlabberte es mit Appetit, und ich blieb sitzen und sah mir wieder und wieder das urkomische, krabbelnde, kleine Wesen an. Dann streichelte ich es mit einem Finger.
„Kleines Bisken“, flüsterte ich. „Wir werden lieb zu dir sein, was auch aus dir wird. Unser kleines Hündchen! Du liebes Bisken!“
Die Ente
Ich weiß nicht, wem ich es zu verdanken habe, daß ich zur Jahresprüfung einigermaßen gut abgeschnitten habe. Ich glaube, es muß mein persönlicher Schutzengel gewesen sein. Jedenfalls steht fest, daß es nicht die beiden Hunde waren! Sie lenkten mich derart von der Arbeit ab, daß ich mit Herzklopfen und Ängsten zur Prüfung ging - und dann hatte ich ein unwahrscheinliches Glück. Mein Schulwissen sah aus wie eine Reihe Gedankenstriche, die unzählige Lücken verbanden, und ich hatte das Glück, daß ich auf dem Gebiet der Striche und nicht mitten in den Lücken geprüft wurde!
Danach konnten wir mit Koffern und Kisten, mit unserem Felinchen und dem zwei Wochen alten Bisken nach Rosenbüttel fahren. Ja, und mit Papas Filmausrüstung! Und daran war ich schuld.
„Papa“, hatte ich gesagt, „ich habe eine Idee! Du hast doch einmal einen Baum gefilmt, ein ganzes Jahr hindurch, so daß man sehen kann, wie die Knospen sich entfalten, und wie im Herbst die Blätter fallen.“
„Stimmt. Damals war ich ungefähr so alt, wie du es jetzt bist.“ „Und du hast Preise für den Film gekriegt!“
„Ja, und was hat das mit deiner Idee zu tun?“
„Mach doch dasselbe mit Bisken! Mach ein ganz winziges Stück jeden Tag, und wenn du dann den Film zeigst, wird er vor unseren Augen wachsen - was im Laufe von Monaten geschieht, werden wir später in Minuten sehen.“
„Hm“, sagte Papa. „Eigentlich keine so ganz schlechte Idee. Wir werden es versuchen. Aber du mußt mir helfen. Sollte ich mal verhindert sein, mußt du die Aufnahmen machen, denn wenn da Lücken entstehen, ist deine ganze Idee im Eimer!“
„Du kannst dich auf mich verlassen!“ versicherte ich. Also wurde das eine Ende eines langen Holzbrettes mit einer Decke bespannt, dahinter kam ein leuchtend gelber Hintergrund, und am anderen Ende wurde eine alte Kamera, die Papa nicht mehr brauchte, festgeschraubt. Bisken wurde vor den gelben Hintergrund gelegt, Papa machte
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