Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kleiner Hund und große Liebe

Kleiner Hund und große Liebe

Titel: Kleiner Hund und große Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
Vom Netzwerk:
zur Schule ging, stand sie, die Vorderpfoten auf der Fensterbank, und guckte mir nach. Wenn ich zurückkam, saß sie auf der Fensterbank in meinem Zimmer und hielt Ausschau.
    „Du machst dich abhängig von dem Tier“, meinte Hilde. „Und du fütterst sie zu gut. Sie ist unbedingt zu dick geworden. Oder kriegt sie vielleicht Kinder?“
    „Was? Meinst du wirklich. Ach, du lieber Himmel! Vielleicht haben die Leute sie deswegen ausgesetzt! Vielleicht hat sie ein unerlaubtes Abenteuer gehabt, und sie wollten nicht die ganze Mühe mit einem Wurf Bastarde haben! Hilde, Mensch, ich gehe morgen zum Tierarzt!“
    Ich tat es. Ich kenne den Tierarzt gut, er hat ja über viele Jahre Barry und Anton betreut.
    „So eine Schweinerei“, war sein sehr direkter Kommentar, als ich erzählte, daß mein Felinchen ein armer Wegwerfhund gewesen war. „Die Kleine kann ja von Glück reden, daß sie zu euch gekommen ist. Na, stell sie mal auf den Tisch, wir werden sie eben ansehen.“
    Er betastete sie, drückte die Hände gegen ihr Bäuchlein, dann grinste er breit.
    „Elaine, hast du schon die Wurfkiste parat? Komm, leg deine Hand dahin - nein so, ein bißchen weiter nach hinten - merkst du was?“ Ich merkte was! Eine ganz deutliche Bewegung in Felines Bauch!
    „Fühlen kann ich allerdings nur ein Junges“, sagte der Tierarzt, „aber möglich ist es schon, daß sie noch ein paar auf Lager hat. Also, bloß keine Hungerkur, der runde Bauch ist ihr gutes Recht! Kalktabletten geben, ich schreibe dir welche auf. Und eine Wurfkiste zurechtmachen. Ich schätze, daß die Geburt in etwa zwei Wochen zu erwarten ist!“
    „Heiliger Bimbam!“ rief Mama.
    „Das kann ja gut werden!“ war Papas Kommentar.
    „Au fein!“ sagte mein Bruder. „Dann kriege ich einen Welpen, nicht, Elaine?“
    Ich studierte Hundebücher, so daß ich die Schulbücher darüber vergaß. Wie schön wäre es gewesen, wenn ich so viel über englische Grammatik, lateinische Wörter und geschichtliche Jahreszahlen gewußt hätte, wie ich jetzt über Hundegeburten wußte!
    Feline fing an, Zeitungspapier zu zerreißen und in ihre Kiste zu tragen. Da wühlte sie herum, trampelte eine Art Nest zurecht, zerrte an der Decke, kurz gesagt: sie brachte ihr Wochenbett nach Hundeart in Ordnung.
    Der Tierarzt hatte mir erklärt, daß dies Felines erste Schwangerschaft war. Er hatte übrigens ihr Alter auf etwa zwei Jahre geschätzt. Also handelte sie ganz und gar nach ihrem Instinkt, sie wußte schon, wie man sich auf eine Geburt vorbereiten sollte!
    Ich hatte alles parat gelegt, was im Hundebuch stand: keimfreien Mull, eine nicht zu scharfe Schere für den Fall, daß Feline nicht begreifen würde, daß sie die Nabelschnur durchbeißen sollte. Ein paar saubere Lappen, eine Flasche Jod.
    Dann kam der Tag, an dem Feline jegliches Essen verweigerte. Sie wühlte wieder in ihrer Kiste, war unruhig, ganz anders als sonst. Abends legte sie sich allerdings schlafen - aber wie lange?
    Ich wachte mitten in der Nacht auf. Feline hatte gewinselt. Ich machte das Licht an, und jetzt sah ich, daß die Wehen eingesetzt hatten. Dann kamen Pausen. Feline leckte meine Hand, dann fingen die Wehen wieder an. Nach einer Weile sah ich, daß das Fruchtwasser abging. Jetzt dürfte es nicht mehr als eine halbe Stunde dauern, dann mußte das erste Junge kommen. Wenn nicht, mußte ich den Tierarzt anrufen, so stand es im Hundebuch!
    Aber kaum waren zehn Minuten vergangen, krümmte Feline sich zusammen und preßte, preßte - es kam ein kurzes Aufschreien, und da - da kam etwas zum Vorschein! Es war rundlich, dunkel, naß -etwas bewegte sich in der grauschwarzen Eihaut.
    Aber das Etwas war nicht ganz herausgekommen, nur das kleine runde Hinterteil war da. Ich riß das Päckchen mit dem keimfreien Mull auf, faßte vorsichtig damit um das kleine Hinterteil und wartete, bis Feline noch einmal preßte. Dann zog ich - und plötzlich saß ich da, mit einem kleinen, nassen, lebendigen Bündel in der Hand.
    Ich legte es hin zu Feline, aber sie war ganz erschöpft und rührte sich nicht. Also riß ich vorsichtig die Eihaut durch, das Kleine bewegte sich - und mit einem Schlag waren Felines Mutterinstinkte wach! Sie fing eifrig an zu lecken, entfernte die Reste der Eihaut, biß die Nabelschnur durch, und als die Nachgeburt kam, tat sie das, was alle Hündinnen tun und was richtig und von der Natur so gewollt ist: sie fraß sie auf. Dann schob sie ihr Baby hin zu den Zitzen, ein kleines Schnäuzchen suchte und fand -

Weitere Kostenlose Bücher