Kleiner Hund und große Liebe
sein“, erklärte ich. „Dann geht es nur noch darum, einen kleinen Ofen zu kaufen!“
Papa und ich fuhren nach Hannover und fanden, was wir suchten. Und das erste, was ich in meinem eigenen Ofen brannte, waren zwei
Näpfe mit den Namen „Feline“ und „Bisken“ darauf!
Bisken war jetzt so groß und selbständig geworden, daß Feline ihn ab und zu verlassen konnte. Ich nahm sie mit, wenn ich zum Kaufmann ging, und manchmal ließ sie ihr dickes Kind ein Weilchen allein und gesellte sich zu uns, wenn wir im Garten zu tun hatten. Feline war uns allen sehr ans Herz gewachsen. Was mit dem kleinen, flachnäsigen Bisken geschehen sollte - darüber hatten wir nie gesprochen. Ich hatte so den Verdacht, daß wir ihn behalten würden. Keiner von uns würde es übers Herz bringen, ihn wegzugeben. Und außerdem, wer würde wohl eine so unglaublich komische Mischung haben wollen?
Und ihn töten? Lieber Himmel, nie!
Nein, unser Bisken würde unser drittes Haustier bleiben, davon war ich überzeugt!
Ich kam vom Kaufmann, hatte viel zu tragen, und als ich Feline losmachte, die vor dem Geschäft angebunden gewesen war, hatte ich nur zwei Finger frei für die Hundeleine.
Wir waren nur wenige Schritte gegangen, als ein Auto an uns vorbeifuhr, eine kleine grüne Ente. Und dann, ganz plötzlich, passierten zwei Dinge genau gleichzeitig. Feline heulte auf, riß sich von mir los und rannte dem Auto nach. Und im gleichen Augenblick hielt der Wagen mit quietschenden Bremsen, die Tür wurde aufgerissen - und mit einem Hechtsprung war Feline drin, auf dem Schoß des Fahrers. Sie winselte, sie heulte, ja, sie schrie - und sie leckte das Gesicht des Fahrers wieder und wieder. „Cora!“ rief der Fahrer - jetzt sah ich, daß es ein ganz junger Mann war. „Cora, meine Cora! Herrgott, Corachen, wie kommst du hierher? Mein Hündchen, meine Kleine.“, der junge Mann wischte sich schnell die Augen mit dem Handrücken.
Jetzt war ich an die offene Autotür gekommen. Ich wollte etwas sagen, aber der junge Mann kam mir zuvor.
„Wie in aller Wellt kommst du zu meinem Hund? Du siehst doch nicht wie eine Hundediebin aus!“
„Diebin!“ rief ich wütend. „Von wegen Diebin! Aber wenn ich einen halb verdursteten, beinahe erstickten, ausgesetzten Hund finde, dann nehme ich ihn mit, und dann gehört er mir!“
„Was heißt hier ausgesetzt? Als ob ich jemals meine Cora aussetzen würde! Daß man einen Hund für ein paar Minuten anbindet, während man eine schnelle Besorgung macht.“
„Nun mach mal einen Punkt! Da war weit und breit kein Mensch zu sehen, und was für Besorgungen macht man mitten in einem Wald an der Autobahn?“
Der junge Mann, der immer noch Feline in den Armen hielt, machte entsetzte Kulleraugen.
„Hör mal, du. Ich glaube, hier muß etwas aufgeklärt werden, und letzten Endes haben wir vielleicht keinen Grund dazu, uns gegenseitig anzukläffen! Paß mal auf: Diesen Hund habe ich am neunzehnten April vor einem Supermarkt in Lübeck angebunden, während ich schnell ein Paket Hundekuchen holte. Leider mußte ich an der Kasse etwas warten, das Ganze dauerte vielleicht - nun ja, allerhöchstem zehn Minuten, und als ich rauskam, war Cora weg!“ „Dann war es doch nicht dieser Hund“, sagte ich. „Denn unsere Feline haben mein Vater und ich in einem Wäldchen hinter einem Rastplatz an der Autobahn gefunden, ungefähr auf halber Strecke zwischen Hannover und Frankfurt, und das war am vierzehnten Mai!“
„Was?“ rief der Mann. „An der Autobahn? Aber wie in aller Welt - dann hat also der Dieb meine Cora ausgesetzt!“
„Es kann nicht dein Hund sein!“ wiederholte ich.
„Und ob es mein Hund ist! Warte mal, das werden wir gleich haben.
Du hast Cora seit dem vierzehnten Mai! Dann mußt du gemerkt haben, wie ängstlich sie immer um ihre linke Vorderpfote ist! Da hatte sie einmal eine Verletzung und wurde beim Tierarzt genäht, die Narbe ist da - paß mal auf, da wo ich jetz meinen Daumen halte, ich brauche gar nicht hinzugucken. Hier, auf der Innenseite - ruhig, Corachen, zeig dein Pfötchen -, siehst du es?“
„Ja“, flüsterte ich. Und mein Herz wurde schwer in meiner Brust. Sollte dies stimmen, dann mußte ich Felinchen zurückgeben - ich mußte mich von meinem geliebten Hündchen trennen.
„Und du hast doch gesehen, wie unbändig sie sich über unser Wiedersehen gefreut hat? Herrgott, wie waren wir verzweifelt, als sie uns gestohlen wurde! Wie hat meine Mutter geweint, tagelang! Wir haben
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