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Kleiner König Kalle Wirsch

Kleiner König Kalle Wirsch

Titel: Kleiner König Kalle Wirsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilde Michels
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zwanzig Wörter waren
untergebracht, und Juke versank in andächtiges Schweigen. Kalle Wirsch aber
drängte jetzt stürmisch zum Aufbruch, und Juke ließ sie endlich mit vielen
guten Wünschen und Bezeugungen seiner Dankbarkeit ziehen.
    Als sie außer Hörweite waren, machte
Kalle Wirsch seiner Erbitterung Luft: »Hiii-käckäckäck«, schimpfte er. »So ein
Esel! Hat nichts Besseres zu tun, als euch Menschen eure Albernheiten
abzulauschen und sein Hirn an solchen Dummheiten zu verbrennen. Und so was
nennt die geheime Nachricht harmlos.«
    »Aber er ist doch wirklich harmlos«,
verteidigte Jenny den freundlichen Juke.
    »Für sich genommen vielleicht harmlos,
aber sehr zeitraubend. In unserm besonderen Fall ist er somit, sohin, sozusagen
gefährlich — und ansteckend ist diese Wortspinnerei auch, hiiii-käckäckäck!«
     
     
     
    9. Kapitel

Der
Wächter am Rubinberg
     
    »Halt!« rief Kalle Wirsch und deutete
zum Gewölbe des Stollens, durch den sie bis dahin eilig weitergelaufen waren.
»Da ist ein Pfeil, das hat etwas zu bedeuten. Man muß der Sache nachgehen.«
    Wenige Schritte weiter fanden sie
einen zweiten Pfeil, dem bald darauf ein dritter folgte. Dieser dritte wies zu
einem tafelartig flachen Felsabriß, auf dem sie neue Geheimzeichen entdeckten.
    »Schon wieder eine Nachricht. Lies mal
vor«, bat Max.
    Kalle Wirsch entzifferte die Schrift:
»Der Wächter am Rubinberg tut nur seine Pflicht, aber hütet euch vor den
Echokugeln.«
    »Gehen wir denn durch einen
Rubinberg?« fragte Jenny.
    »Gewiß«, nickte Kalle, »das ist unser
nächstes Ziel.«
    »Ein Berg aus echten Rubinen?«
    »Natürlich, ganz echt.«
    »Was bedeutet das: >der Wächter tut
nur seine Pflicht    »Das bedeutet, daß er keinem Fremden
die Pforte aufschließen darf. Vermutlich wird er auch uns den Durchgang
verwehren.«
    »Warum denn? Du bist doch kein Fremder.«
    »Er wird mich dafür halten, weil es
nicht üblich ist, daß der König ohne sein Volk geht.«
    »Und wie kommen wir dann durch den
Berg?«
    »Das überlaßt nur mir.«
    Kalle Wirsch schien trotz allem
zuversichtlich zu sein, und die Geschwister begeisterten sich an dem Gedanken,
daß sie einen Berg aus echten Rubinen sehen sollten. Echte Edelsteine! Gleich
einen ganzen Berg voll! Ob sie lose herumlagen? Ob man sie in die Hand nehmen
konnte?
    Max und Jenny waren so sehr von ihren
Vorstellungen ergriffen, daß sie nicht mehr nach der Bedeutung des zweiten
Teils der geheimen Nachricht fragten. Leider vergaß auch Kalle Wirsch, sie über
die Echokugeln aufzuklären, und das war ein schlimmes Versäumnis, wie sich bald
herausstellte.
     
    Viel schneller, als sie erwartet
hatten, standen sie vor dem Felsentor, das den Rubinberg abriegelte.
    »Seht«, sagte Kalle Wirsch, »der
Rubinberg ist ein Drusenberg, das heißt eine Kristallhöhle, die vom Fels
eingeschlossen ist.«
    Hier wurde er in seiner Erklärung
unterbrochen, denn an der Wand neben der Pforte schien sich plötzlich der
Felsen zu bewegen. Als sie jedoch genauer hinblickten, erkannten sie, daß es
der Wächter war. Er war ebenso grau wie das Gestein und sah auch sonst wie aus
Stein gemeißelt aus.
    Hart und wuchtig trat er einen Schritt
vor und blieb dann wieder wie festgemauert stehen. In seiner Hand blitzte ein
mächtiges Schwert, das er beschützend vor das Tor hielt.
    »Wohin?« tönte eine dumpf-grollende
Stimme aus dem unbewegten Gesicht, und zwei durchdringende Augen bohrten sich
in die Ankömmlinge.
    Kalle Wirsch verbeugte sich
hoheitsvoll und sagte: »Wir wollen durch den Rubinberg.«
    »Wer seid ihr?«
    »Ich bin Kalle Wirsch, König der
Erdmännchen, und die zwei da, nun, das ist mein Gefolge.«
    »Lüge«, grollte der Wächter. »Für die
Wirsche habe ich längst die Pforte geöffnet.«
    »Da haben wir’s«, murmelte Kalle. »Er
erkennt mich nicht.«
    »Und jetzt?« erkundigte sich Max.
    Er brauchte nicht lange auf Antwort zu
warten. Was jetzt kommen sollte, erfuhr er sehr unangenehm am eigenen Leibe.
    »Soldaten!« donnerte der Wächter. »An
die Blöcke mit den Lügnern und Betrügern!«
    Auf diesen Befehl traten aus den
Wänden ringsum graue Gestalten, dem Wächter sehr ähnlich. Ehe Kalle Wirsch, Max
und Jenny fliehen konnten, sahen sie sich von ihnen umstellt wie von einer
Felsmauer.
    »Laßt mich wenigstens erst reden«,
verlangte Kalle Wirsch. »Ich kann beweisen, daß ich die Wahrheit gesagt habe.«
    Keiner hörte auf ihn. Die Soldaten
packten mit ihren steinharten Fäusten zu und

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