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Kleiner König Kalle Wirsch

Kleiner König Kalle Wirsch

Titel: Kleiner König Kalle Wirsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilde Michels
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Kohlengebiet kommen, dann seht ihr
selbst, was das für ein Sonderling ist. Ich bin froh, daß er sich nicht mit
Zoppo Trump verbündet hat. Wäre schade gewesen um den netten Kerl. Ich schätze,
er wird entzückt sein, euch zu treffen.«
    »Wieso uns?«
    »Weil er töricht genug ist, die
Menschen zu bewundern.«
    »Zu bewundern?«
    »Ja, er bewundert euch und verehrt
euch, und ich weiß nicht was alles. Aber sonst ist er wirklich ein netter
Kerl.«
    Sonst! — Kalle Wirsch fühlte sich
verpflichtet, diesen Juke zu entschuldigen, gerade so, als sei es eine
Entgleisung, die Menschen zu bewundern. Kalles Geringschätzung war offenbar
nicht zu beseitigen, auch wenn er vor Max und Jenny jetzt mehr Achtung hatte.
    Die Geschwister wußten, daß es am
klügsten war, solche Bemerkungen zu überhören. Deshalb sagte Max: »Diese
geheimen Nachrichten finde ich toll. Wie die Zeichen bloß da oben an die Decke
gekommen sind? So hoch hinauf kann man ja gar nicht klettern an der steilen
Wand.«
    »Ich bin selbst gespannt, wer sich als
unser Helfer entpuppen wird«, meinte Kalle Wirsch. »Seid ihr übrigens wieder
frisch?«
    »Ganz ausgeschlafen«, bestätigten die
Geschwister.
    »Dann kann’s ja weitergehen.«
    Das Gestein wurde brüchig, und aus der
Ferne hallte ein gleichmäßiges Klopfen.
    »Das ist er«, sagte Kalle Wirsch.
    »Juke?«
    »Ja. Er schürft Kohle.«
    »Es riecht schon danach«, stellte
Jenny fest, und als sie mit dem Zeigefinger die Wand entlang fuhr, wurde er
ganz schwarz.
    Kohlen-Juke, den sie bald darauf
fanden, war ein lustiger Kerl mit einem Pelz wie ein Maulwurf. Er steckte in
einem knappsitzenden schwarzen Wams und trug eine helmartige Kopfbedeckung.
Sein von Natur aus weißes Gesicht war rußverschmiert, nur die Augen blitzten
hell und neugierig.
    »Wer nähert sich?« rief er mit einer
hohen Stimme.
    »Ich bin’s, Kalle Wirsch, König der
Erdmännchen.«
    »Kalle Wirsch? Soso, so was, ja so, so
ja. So? — Ich werde noch verrückt. So... so... so...«
    »Was fehlt dir, Kohlen-Juke?«
    »Ein Wort, ein einziges Wort, und dann
die Geschichte, die alle Wörter verbindet. Sobald, sowohl, sogleich. — Ich
werde noch verrückt.«
    Den Kindern schien es, als brauchte er
gar nicht erst verrückt zu werden, aber Kalle Wirsch kannte sich in diesen
Reden offenbar besser aus. Er blieb ganz geduldig. »Nur Mut«, sagte er. »Du
hast es noch jedesmal geschafft. Wir wollen dich auch nicht stören. Wir haben’s
selbst eilig. Erlaubst du, daß wir über deine Kohlenhalde steigen?«
    »Nein, niemals«, schrie Juke ganz
unerwartet. »Ich kenne euch nicht. Vielleicht wollt ihr mich bestehlen,
vielleicht nehmt ihr mir das Wort weg, das ich suche. Es gibt Wortklauber, habe
ich mir sagen lassen. Seid ihr am Ende Wortklauber?«
    »Aber Juke, ich sagte doch schon, daß
ich Kalle Wirsch bin.«
    »Kalle Wirsch oder Walle Kirsch oder
Kille Warsch — mir so..., mir soll’s gleich sein. Ich bin mit einem so
ungeheuer wichtigen Problem beschäftigt, einem >so-Problem<, sozusagen.«
    »Darf ich dir vielleicht trotzdem Max
und Jenny vorstellen?« fragte Kalle und schob die Geschwister vor.
    »Max und Jenny?« Kohlen-Juke blickte
gespannt auf. »Das klingt so oberirdisch. Wenn sie größer wären, könnten sie
Menschen sein. Schade, daß sie keine sind. Menschen sind klug, sie würden mit meinem
>so-Pro-blem< spielend fertig.«
    »Aber es sind ja Menschen, Juke. Ich
habe sie nur ein bißchen verraxelt, weil sie mir sonst unterwegs
steckengeblieben wären.«
    »Menschen«, jubelte Juke, »richtige
Menschen! Welch ein Glück. Hoher Besuch in meiner unwürdigen Höhle.«
    »Na, na, na«, brummte Kalle Wirsch.
»Hoher Besuch, unwürdige Höhle!« Ihm gingen derartige Übertreibungen sehr gegen
die Natur. Aber Kohlen-Juke meinte es ganz ehrlich, und es klang bei ihm auch
gar nicht lächerlich, sondern eher rührend.
    Er war ein echter Freund der Menschen,
und er half ihnen, wo er konnte. In seinem Kohlengebiet grub er Schächte und
Stollen, um ihnen das Auffinden der Kohle zu erleichtern, und er warnte die
Bergleute rechtzeitig, wenn ihnen in der Grube Gefahr drohte.
    Die meiste Zeit brachte er damit zu, die
Menschen zu belauschen. Ihre Stimmen und ihre Sprache hatten es ihm besonders
angetan. Er hatte sich einen trichterartigen Schacht gegraben bis zur
Erdoberfläche. Von dort her drangen Gespräche und Lieder zu ihm herab.

    »Hört doch nur«, pflegte er zu sagen.
»Sie können singen! Wer von uns Unterirdischen kann singen? Und sie

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